Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
SIGLINDE
(getauft
am 27.04.2010)
Im Verlauf des 26.04.2010 bildete sich über
dem zentralen Nordatlantik unter einem stark ausgeprägten Höhentrog ein
Tiefdruckgebiet aus, welches am Folgetag auf den Namen SIGLINDE getauft wurde.
In den folgenden 24 Stunden erfolgte eine
leichte Verstärkung des Wirbels bei gleichzeitiger Nordostverlagerung. So lag
der Kern der Zyklone SIGLINDE am 28.04.2010 mit einem Kerndruck von ca. 990 hPa
südlich von Island. In den folgenden Stunden spaltete sich der Wirbel auf.
Bis zum Donnerstag, den 29.04.2010, blieb
ein Teil des Wirbels quasi stationär über dem Nordatlantik südlich von Island
liegen. Jedoch erreichte die Kaltfront des zweiten Teilwirbels das südliche
Skandinavien. In Verbindung mit Hebungsprozessen an unterschiedlich warmen
Luftmassen, kalt im Norden und relativ warm im Süden, kam es teils zu ergiebigen
Niederschlägen wie in Bergen (Norwegen), wo innerhalb weniger Stunden 26 l/m²
Regen fielen. Der Kern der Teilzyklone lag zu diesem Zeitpunkt über der
Norwegischen See. Ein weiteres Wolkenband erreichte Irland, sodass dort auch
leichter Regen einsetzte, bei dem jedoch keine signifikante Mengen registriert
wurden. Nachfolgend spaltete sich Tief SIGLINDE nochmals auf und verlagerte ihr
Zentrum rasch nach Osten über Südskandinavien. Die weiteren Teilwirbel lagen
über Finnland und der Deutschen Bucht.
Im Tagesverlauf des 30.04.2010 überquerte
dann die Kaltfront der Zyklone SIGLINDE Deutschland und brachte örtlich, vor
allem im Nordwesten, teils gewittrige Schauer. So fielen in Norderney 14 l/m²
und in Emden 11 l/m². Im Rest der Republik hatte die Front wenig
Wetterwirksamkeit. Aufgrund geringer Wirksamkeit der Front setzte sich die advehierte Kaltluft nur zögerlich durch, sodass die Tageshöchsttemperaturen
zwischen 23°C und 24°C lagen. Lediglich in den Gebieten mit Schauern wurden
Maxima von 14°C bis 17°C beobachtet. Am Abend entwickelten sich entlang der
Kaltfront in Bayern einzelne Gewitter die örtlich erhebliche
Niederschlagsmengen brachten, wie in Chieming mit 37 l/m².
Zu Maibeginn
hatte sich die Zyklone SIGLINDE über Skandinavien stabilisiert, während sich
die Teilzentren in den vergangenen Stunden auflösten. Der Kerndruck des Wirbels
lag weiterhin bei ca. 990 hPa. In der eingeflossenen Kaltluft war es in
Westskandinavien verbreitet recht kühl bei Maxima von 5°C bis 10°C. Nachts
traten vereinzelt Nachtfrost auf wie in Oslo mit -2°C oder Östersund
mit -1°C. Am Folgetag sorgte der Wirbel mit einer Frontalzone, die von Lappland
über Weißrussland, Polen, Schweiz, Italien bis hinunter nach Algerien reichte,
entlang der Front für teils ergiebige Niederschläge. So fielen auf der
Kola-Halbinsel in Russland 20 l/m², in Polen und Weißrussland 15-20 l/m², in
den Gebirgstälern der Alpen bis zu 50 l/m², in Lyon (Frankreich) 15 l/m² und in
Algier immerhin 2 l/m².
In den folgenden 24 Stunden verlagerte sich
der Wirbel SIGLINDE weiter nach Norden und lag mit unverändertem Kerndruck über
Spitzbergen. Dabei hatte sich die Front die am Vortag europaweit für
Niederschläge sorgte weitgehend aufgelöst und brachte nur noch in Nordrussland
Niederschläge.
Bis zum 04.05.2010 erfolgte eine erneute
Aufspaltung der Zyklone wobei beide Teile sich über dem Nordmeer befanden. Das
westliche Zentrum südlich von Spitzbergen und das östliche Zentrum südlich von Novaja Semlja. In den vergangenen
24 Stunden erfolgte auch eine markante Abschwächung beider Teilwirbel, sodass
der Kerndruck auf 1010 hPa bzw. auf 1005 hPa, für das westliche und östliche
Zentrum gestiegen war. In den nächsten 24 Stunden erfolgte ein weiteres
auffüllen beider Drucksysteme, die nur noch schwach mit einem Kerndruck von ca.
1015 hPa über Nordnorwegen und der Ob-Mündung
auszumachen waren. Von beiden Wirbeln ging keine signifikante Wetterwirksamkeit
mehr aus.
Bis zum 06.05.2010 hatte sich SIGLINDE II
über Nordrussland aufgelöst. Tief SIGLINDE ist nur noch als schwache
Wellenstörung am Rande eines ausgeprägten Höhentroges über Zentraleuropa zu
erkennen und löste sich innerhalb der folgenden Nacht über der Nordsee auf und
wurde fortan nicht mehr auf der Europäischen Wetterkarte geführt.
Geschrieben
am 03.06.2010 von Tobias Mahnkopf
Wetterkarte:
30.04.2010
Pate:
Siglinde Porsch