Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
SIGMUND
(getauft
am 17.02.2013)
Im Tagesverlauf des 16.02. entwickelte sich
auf der Ostseite eines Sturmwirbels südwestlich von Island eine frontale Welle an
einer Luftmassengrenze. Diese bildete sich aufgrund von sehr milder Meeresluft subtropischen
Ursprungs, die nordwärts nach Nordwesteuropa transportiert wurde, an der Grenze
zur kälteren Meeresluft arktischen Ursprungs. Auf der Bodenwetterkarte um 00
Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, des Folgetages wurde schließlich der Wirbel
auf den Namen SIGMUND getauft. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das
Tiefdruckgebiet zwischen den Färöer Inseln und der Stadt Bergen an der
norwegischen Westküste und wies einen Kerndruck von ca. 1015 hPa auf. Die
dazugehörige Warmfront verlief vom Kern ausgehend nach Süden und ging westlich
von London in die Kaltfront einer vorauslaufenden Welle über während sich die
Kaltfront des Tiefs SIGMUND nach Westen erstreckte und in die Warmfront eines
anderen Tiefs überging. Im weiteren Tagesverlauf zog die Zyklone weiter nach
Osten und brachte verbreitet Regen mit sich, wobei dieser im Landesinneren Norwegens
weniger ergiebig ausfiel. Die Wetterstationen nahe der Atlantikküste meldeten
bis zu 15,9 l/m² in Alesund/Vigra, 14,8 l/m² in Kvamsoy oder 10,8 l/m² in Bergen,
wohingegen in Oslo nur 2,3 l/m² fielen.
Allerdings war bei letztgenannter Station die Tageshöchsttemperatur mit
ca. +1°C etwa drei Grad kälter als an den küstennahen Stationen.
Um 00 Uhr UTC des 18.02. befand sich das
Zentrum der Zyklone SIGMUND über dem Bottnischen Meerbusen auf geographischer
Breite der finnischen Hauptstadt Helsinki. Die Zyklone wies zu diesem Zeitpunkt
einen Kerndruck von knapp unter 1020 hPa und ein bereits zum Teil
okkludiertes Frontensystem auf, d.h. die schnellere Kaltfront hatte die
Warmfront bereits eingeholt und es entstand eine Mischfront. Diese sogenannte
Okklusion teilte sich bei Stockholm in eine Warmfront, welche Richtung
Südwesten über die Nordsee verlief, und eine Kaltfront auf, die in einem Bogen
bis nahe der Stadt Oslo reichte. Aufgrund umliegender Hochdruckgebiete war das
Tief SIGMUND im weiteren Tagesverlauf gezwungen nach Süden auszuweichen. Durch
die Heranführung milder Luftmassen stieg die Tageshöchsttemperatur in Dänemark
und Südschweden um bis zu dreieinhalb Grad im Vergleich zum Vortag an, wobei an
der Wetterstation in Aalborg 5°C und in Göteborg 3,4°C erreicht wurden. Darüber
hinaus fiel verbreitet Niederschlag in flüssiger Form, im Ostseeraum in fester
Form, sodass in Kopenhagen 4,9 l/m², in Hammerodde Fyr 12,8 l/m² auf Bornholm
und in Malmö 11,5 l/m² registriert wurden.
Im Tagesverlauf des 19.02. verlagerte sich
das Tiefdruckgebiet SIGMUND unter Intensivierung weiter nach Süden und
überquerte Deutschland mit seinem breiten Niederschlagsfeld. Im Nordosten
Deutschlands sowie in den Mittelgebirgen schneite es länger anhaltend, nur
vereinzelt fiel in einigen Niederungen im Westen Schneeregen bzw. Regen. Dort
kamen Niederschlagsmengen bis 3 l/m² zusammen, während in Sachsen 3 bis
6 l/m², im Bergland über 10 l/m² und am Alpenrand 5 l/m² registriert
wurden. Auf der Rückseite der Okklusion gelangte Meeresluft arktischen
Ursprungs über die Ostsee nach Deutschland. Aufgrund dessen stiegen die
Tageshöchstwerte im Nordosten nur noch auf maximal +1°C, wohingegen am
Niederrhein bis zu 4°C, wie in Düsseldorf, und am Oberrhein bis zu 8°C, wie in
Freiburg, gemessen wurden. In den Nachtstunden blieben die Temperaturen
verbreitet unterhalb des Gefrierpunktes, sodass der weiterhin fallende Schnee
in der Nacht liegen blieb. Insgesamt wuchs die Schneedecke bis auf 18 cm in
Feldberg in Mecklenburg-Vorpommern an, wobei im benachbarten Polen Schneemengen
von 20 cm in Chojnice, 26 cm in Nikolaiki und Bialystok und 28 cm in Suwalki
gemeldet wurden.
Auf der Bodenwetterkarte des 20.02. befand
sich der Kern des Wirbels SIGMUND inzwischen über Ostpolen, wobei im Inneren
des Zentrums ein Druck von etwa 1010 hPa herrschte. Dabei dauerte der Zustrom
arktischer Kaltluft nach Mitteleuropa an und folglich sank die
Tageshöchsttemperatur in diesem Gebiet, wie z.B. in Verona um fast drei Grad
auf 6,4°C. Auch in zahlreichen österreichischen Städten wie Bregenz, Innsbruck
und Wien zeigte das Thermometer nicht mehr als 2°C an. Im weiteren Tagesverlauf
blieb der Kern des Tiefdruckgebietes SIGMUND stationär über Ostpolen und
schwächte sich weiter ab, sodass das Tiefdruckgebiet zwar auf der
Bodenwetterkarte des 21.02. noch analysierbar war, allerdings ließ die
Wetterwirksamkeit stark nach. Es war zugleich der letzte Tag an dem der Wirbel
SIGMUND auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte, da sich der
umliegende Hochdruckeinfluss deutlich verstärkte.
Geschrieben am 16.05.2013 von Thomas
Klötzke
Berliner
Wetterkarte: 19.02.2013
Pate:
Sigmund Hammer