Lebensgeschichte


Tiefdruckgebiet SILVIA

(getauft am 26.12.2012)


Am 26.12.2012 entstand über dem Nordatlantik, etwa 900 km westlich von Irland, ein Tiefdruckwirbel, der noch am selben Tag auf den Namen SILVIA getauft wurde. Dieser wies um 00 Uhr UTC, das entspricht 01 Uhr MEZ, einen Kerndruck von etwa 990 hPa auf.

In den darauf folgenden 24 Stunden änderte sich an der großräumigen Strömungskonfiguration in der wetterbestimmenden Höhe von ca. 5,5 km über dem atlantisch-europäischen Raum nur wenig. Eine weitgehend zonal, d. h. von West nach Ost orientierte Frontalzone verlief am 27.12.2012 über den gesamten Nordatlantik hinweg bis nach Osteuropa. Mitteleuropa befand sich weiterhin im Zustrom milder Meeresluftmassen, die allerdings im Vergleich zu den Vortagen nicht mehr ganz so hohe Temperaturwerte brachten. Die eigentliche Luftmassengrenze zu deutlich kälterer Meeresluft lag am frühen Morgen über Schottland. Nördlich von ihr wurden in Altnaharra am Morgen -3°C gemessen.

Das Tiefdrucksystem SILVIA war zu dieser Zeit in drei Teiltiefs gegliedert. Tief SILVIA I lag etwa 600 km südlich von Island, das Teiltief SILVIA II hatte seinen Schwerpunkt vor der Ostküste Großbritanniens und der Wirbel SILVIA III lag mit seinem Zentrum vor der Westküste Irlands. Während die Teiltiefs SILVIA II und III im weiteren Verlauf mit der Höhenströmung ostwärts zogen, fügte sich das am nördlichsten gelegene Teiltief SILVIA I in die Zirkulation des nachfolgenden Tiefdruckkomplexes TINA ein. Die Ausläufer des Tiefdruckwirbels SILVIA II verlagerten sich im Tagesverlauf recht rasch bis nach Deutschland.

Unverändert erstreckte sich am 28.12.2012 die mäandrierende westliche Höhenströmung vom Nordatlantik über das zentrale und östliche Europa hinweg bis nach Westsibirien. Mit ihr wanderten mehrere Kurzwellentröge und die damit verbundenen Bodentiefdruckwirbel weiter nach Osten. In Deutschland, das unter der westlichen Höhenströmung lag, gestaltete sich das Wetter recht wechselhaft. Die bogenförmig südwestwärts verlaufene Kaltfront des mit seinem Zentrum über dem Finnischen Meerbusen gelegenen Teiltiefs SILVIA II und die Fronten des über Tschechien gelegenen Teiltiefs SILVIA III brachten hauptsächlich in den zentralen und südlichen Teilen Deutschlands wieder ergiebigen Regen. Verbreitet fielen 24-stündig mehr als 10 mm, stellenweise auch deutlich mehr, wie beispielsweise in Freudenstadt mit 52 mm. Bei anhaltender Zufuhr milder Meeresluft stieg dabei im Westen Deutschlands die Temperatur verbreitet über 10°C. Auf der Rückseite des Tiefdrucksystems SILVIA setzte sich von Norden her kältere und deutlich trockenere Luft arktischen Ursprungs bis zum Main durch.

In den nachfolgenden Stunden löste sich das Teiltief SILVIA III auf und die verbliebene Zyklone SILVIA lag am 29.12.2012 um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von etwa 1000 hPa mit ihrem Zentrum nördlich von Moskau. Ihre langgestreckte Kaltfront verlief bogenförmig nach Südwesten bis nach Bulgarien. Bis zum 30.12.2012 verlor das etwas weiter nach Nordosten gezogene Tief SILVIA an horizontaler Ausdehnung und somit auch den Einfluss auf Osteuropa. In Russland hatte sich rückseitig des Wirbels SILVIA wieder Frostwetter durchgesetzt. In Moskau herrschte mit einem Maximum von -2°C leichter Frost. Am 31.12.2012 lag das sich weiterhin in Auflösung befindende Tief SILVIA am südlichen Ural und verschwand am Neujahrstag des Jahres 2013 aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte.


Geschrieben am 22.02.2013 von Jasmin Holzapfel

ausgewählte Berliner Wetterkarte: 27.12.2012

Pate: Silvia Krüger