Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet STEFANIE
(getauft am 18.04.2016)
Ende der zweiten
Aprildekade verlagerte sich ein Tief von Nordamerika bis zur Südspitze
Grönlands. Da dieser Wirbel weiter über den Atlantik ziehen und Einfluss auf
das Wetter in Europa nehmen sollte, wurde dieses Tiefdruckgebiet in der
Prognose für den Folgetag auf den Namen STEFANIE getauft. Das Zentrum des Tiefs STEFANIE mit einem Kerndruck von etwas unter 1000
hPa befand sich am 19.04.16 südlich der Südspitze Grönlands über dem nördlichen
Atlantik. Die Warmfront vom Wirbel STEFANIE erstreckte sich in einem Bogen von
der Südspitze Grönlands erst nach Osten, dann nach Süden rund 550 km südlich
von Island. Die Kaltfront verlief ebenfalls bogenförmig von der südlichen Küste
von Grönland bis circa 500 km östlich von Neufundland.
Am 20.04.16 hatte sich der Kern mit einem Druck von
etwa 1003 hPa in Richtung Nordosten
verlagert und befand sich auf halber Strecke zwischen Island und Grönland. An
dem Tiefdruckwirbel STEFANIE hatte sich bereits eine Okklusion gebildet, die in
der Form eines Bogens vom Zentrum weg bis zum Norden Islands reichte, wo auch
der Okklusionspunkt lag. Als Okklusion wird eine Mischfront bezeichnet, die die
Eigenschaften von Warm- und Kaltfront in sich vereint. Sie entsteht, wenn die
schneller ziehende hintere Kaltfront die vordere Warmfront einholt und diese
anhebt. Der Punkt, an dem sich die Okklusionsfront in Warm- und Kaltfront
trennt, heißt Okklusionspunkt. Die Warmfront verlief vom Nordosten Islands erst
in Richtung Südosten, danach südwärts bis zu den schottischen Highlands,
brachte jedoch kaum Niederschlag. In Stornoway auf den Äußeren Hebriden kamen
bis zum Folgetag um 08 Uhr MESZ in 24
Stunden 1,2 l/m² Niederschlag zusammen. Die Kaltfront erstreckte sich ungefähr
1200 km vom Okklusionspunkt quer über Island und dann über den Nordatlantik. So
fielen in Islands Hauptstadt Reykjavik über dem ganzen Tag hinweg 3,6 l/m².
Bis zum 21.04.16 zog der Wirbel STEFANIE ostwärts und
befand sich mit dem Kern bei einem Luftdruck von etwas unter 1005hPa rund 300
km westlich von Skandinavien. Die Okklusionsfront verlief vom Kern auf Breite
des nördlichen Polarkreises nach Westen bis Island. Nach Osten zog sich die
Okklusion bis zum Okklusionspunkt bei Trondheim und spaltete sich dort in Warm-
und Kaltfront auf. Die Warmfront wurde in einem Bogen von der Region um
Trondheim bis zum Skagerrak analysiert. Die Kaltfront verlief vom
Okklusionspunkt in Richtung Südwesten bis etwa 250 km westlich von Schottland.
Innerhalb einer Stunde fielen in Fossmark bei Bergen bis
06 Uhr MESZ 4 l/m² Niederschlag.
Bis zum 22.04.16 verstärkte sich in 5,5 km Höhe die Höhenströmung. Dies hatte
zur Folge, dass sich auch am Boden das Tief STEFANIE rasch nach Südosten
verlagerte. So befand sich der Kern von dem Wirbel STEFANIE mit einem Druck von
circa 1003 hPa über dem Baltikum. Die kurze Okklusion verlief quer über den
Golf von Riga bis zum zentralen Baltikum. Die Warmfront erstreckte sich dort vom
Okklusionspunkt südostwärts bis über den Norden der
Ukraine. Die Kaltfront verlief hingegen zuerst
bogenförmig von Litauen über Polen bis zur Oder, anschließend in westliche Richtung
über Norddeutschland und dem Ärmelkanal bis in den Großraum Londons. Hinter
dieser floss von Norden her maritime Arktik- und
Polarluft in die Region. Während in südlichen Regionen Deutschlands noch der
Einfluss wärmerer Luftmassen vorhanden war, stiegen die Temperaturwerte im
Norden Deutschlands auf niedrigere Werte. So konnte in Regensburg eine
Tageshöchsttemperatur von 21,2°C gemessen werden, in Berlin-Dahlem wurden
hingegen 13,5°C als Temperaturmaximum registriert. Trotz des Durchzuges der
Kaltfront kam es nur zwischen dem Ruhrgebiet und dem Pfälzer Wald zu höheren Niederschlagsmengen.
Die 24-stündige Regenmenge bis 08 Uhr MESZ betrug beispielsweise in Gerolstein
6,3 l/m².
Zum nächsten Tag verstärkte sich das Zentrum des
Wirbels STEFANIE leicht um 5 hPa auf etwas unter 1000 hPa rund 200 km östlich
von Moskau. Die Okklusion erstreckte sich vom Kern bogenförmig nach Süden bis
zum Asowschen Meer. Von dort verlief die Kaltfront 700 km nach Westen bis zu
den Karpaten. In Nischyn, 120 km nordöstlich von
Kiew, fielen bis zum 23.04.16 02 Uhr MESZ in 24 Stunden 3 l/m². Der
Okklusionspunkt befand sich etwa 400 km östlich von Moskau, von wo aus sich die
Warmfront rund 700 km nach Südosten erstreckte.
Der Kern des Tiefs STEFANIE befand sich am folgenden
Tag mit einem Kerndruck von etwa 1002 hPa nun 200 km westlich des Urals. Die
sich vom Kern aus bogenförmig erstreckende etwa 600 km lange Okklusion wechselte
ihren Charakter in den einer Kaltfront, die ungefähr 500 km nach Südwesten bis
zum Großraum Wolgograd reichte. Dort nahm sie auch Einfluss auf Gebiete, die
von dem Hoch NORBERT beeinflusst wurden. In Nischni Nowgorod fielen innerhalb
von 24 Stunden bis zum Folgetag um 02 Uhr MESZ eine Regenmenge von 32,4 l/m².
Im Laufe des Tages verlagerte sich der Wirbel STEFANIE
in der kräftigen Höhenströmung rasch weiter nach Osten aus dem
Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte. Daher war dies der letzte Tag, an
dem das Tief STEFANIE verzeichnet werden konnte.
Geschrieben am 01.06.16 von Matthias Janke
Berliner Wetterkarte: 22.04.2016
Pate: Stefanie
Sailer-Puritscher