Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
STELLA
(getauft
am 21.02.2012)
Am 20.02. befand sich über Neufundland ein Trog,
also ein Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden, in der wetterbestimmenden Höhe
von etwa
5500 m, dem sogenannten 500 hPa-Niveau. Dieser Trog verlagerte sich bis zum
Folgetag zügig zur Südspitze Grönlands und löste an seiner Vorderseite die
Bildung eines Tiefdruckgebiets am Boden aus, welches in der Prognose für den
Folgetag auf den Namen STELLA getauft wurde. Allerdings entwickelte sich der
Wirbel schneller als erwartet und daher erschien das Tief bereits an diesem Tag
etwas südwestlich der Südspitze Grönlands namentlich auf der Berliner
Wetterkarte.
Die Zyklone wies zu diesem Zeitpunkt einen
Kerndruck von ca. 990 hPa und ein bereits zum Teil okkludiertes Frontensystem
auf, d.h. die schnellere Kaltfront hatte die Warmfront bereits eingeholt und es
entstand eine Mischfront. Diese Okklusionsfront zog sich rückseitig vom Kern
bis zur Südspitze Grönlands und vorderseitig nur wenige Hundert Kilometer nach
Osten, bevor sie sich in Warm- und Kaltfront teilte. Die Warmfront verlief
Richtung Südosten und ging bei Edinburgh in einen vorauslaufenden Wirbel über.
Die Kaltfront hingegen erstreckte sich in einem weiten Bogen nach Südwesten bis
ca. 500 km westlich der Azoren. Im weiteren Tagesverlauf zog das Tief STELLA
unter stetiger Intensivierung weiter nach Nordosten und befand sich am 22.02.
über der südöstlichen Küste Islands.
Vom Kern des Wirbels, welcher inzwischen
einen Druck von etwa 980 hPa aufwies, verlief eine Okklusionsfront in einem
Bogen bis vor die norwegische Westküste auf die Breite der Stadt Bergen, um
sich dort in Kalt- und Warmfront aufzuteilen. Während sich die Warmfront bis
zum Harz in Deutschland erstreckte, verlief die Kaltfront in etwa bis zur
englischen Stadt Newcastle. Der rückseitige Teil der Okklusion hatte sich bis
knapp westlich von Reykjavik verkürzt. Die Zyklone STELLA sorgte für eine
Zufuhr milder Luftmassen im norddeutschen Raum, sodass es dort frostfrei blieb
und der Schnee in Berlin nahezu vollständig wegtaute. Im Vergleich zum Vortag
erhöhte sich die Temperatur in diesen Gebieten um ca. 5 Grad wie z.B. in
Angermünde, wo die Maximaltemperatur von 2,7°C auf 8,2°C anstieg. Vielerorts
wurden sogar bereits um 06 Uhr UTC, d.h. 07 Uhr MEZ, die
Tageshöchsttemperaturen vom Vortrag übertroffen.
Am 23.02. um 00 Uhr UTC befand sich die
Zyklone vor der Westküste Norwegens auf der Breite des Polarkreises und wie
bereits am Vortag wies der Kern einen Druck von 980 hPa auf. Vom Tiefzentrum
aus erstreckte sich eine Okklusionsfront Richtung Südwesten, bevor diese nach
wenigen Hundert Kilometern in eine Kaltfront überging, die bis kurz vor Island
reichte. Aufgrund der veränderten Lage transportierte der Wirbel STELLA nun
kältere Luftmassen in seinen Einflussbereich. An der Wetterstation im
norwegischen Trondheim wurde eine Tageshöchsttemperatur von 5°C registriert,
während es am Tag zuvor noch 8°C waren. Des Weiteren fiel verbreitet leichter
Regen, wobei Trondheim eine 24-stündige Niederschlagssume von 10 l/m²
verzeichnete und Bergen im selben Zeitraum 17 l/m² registrierte. Unter relativ
konstant bleibendem Kerndruck verlagerte sich die Zyklone STELLA im weiteren
Tagesverlauf nach Nordosten und befand sich am 24.02. über der Barentssee
zwischen Spitzbergen und der Halbinsel Kola. Vom Kern des Tiefdruckgebietes
verlief eine Okklusionsfront Richtung Süden, welche über dem Weißen Meer in die
Front eines nachfolgenden Wirbels überging. In Murmansk stieg dabei die
Tageshöchsttemperatur im Vergleich zum Vortag um 2 Grad auf -6°C an, während
diese in Spitzbergen um den gleichen Betrag auf -10°C fiel. Durch die zyklonale
Drehung des Tiefs STELLA, also entgegen des Uhrzeigersinns, ergab sich eine
südwestliche Anströmung in der russischen Station Murmansk und eine südöstliche
auf Spitzbergen, worin die entgegengesetzten Entwicklungen bezüglich der
Tageshöchsttemperaturen begründet sind.
Der Wirbel blieb nicht nur im gesamten
Tagesverlauf relativ stationär auf seiner Position, sondern auch die folgenden
48 Stunden. In diesem Zeitraum verlor das Tief STELLA allmählich an
Wetterwirksamkeit, sodass es am 27.02. zum letzten Mal auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 16.04.2012 von Thomas
Klötzke
Berliner
Wetterkarte: 22.02.2012
Pate:
Stella Morfis