Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet STEPHANIE

(getauft am 08.02.2014)

 

Am 08.02. war in der mittleren Atmosphäre in einer Höhe von etwa 5,5 km über dem Nordatlantik eine kräftige und großräumige westliche Höhenströmung vorherrschend, die von der Ostküste Nordamerikas bis nach Westeuropa meist parallel zu den nördlichen Breitenkreisen verlief. Im Bereich dieser Strömung bildete sich im Bodenniveau ein neues Tiefdruckgebiet, welches noch am gleichen Tag auf den Namen STEPHANIE getauft wurde. Das Tief STEPHANIE hatte einen anfänglichen Kerndruck von etwa 1014 hPa und verlagerte sich mit der Höhenströmung nach Osten.

Am folgenden Tag erreichte das Tief STEPHANIE die Azoren. Hierbei wirkten sich nicht nur die dichten Wolken mit Regen, sondern auch die herangeführte maritime Subpolarluft auf die Höchsttemperatur aus, die nur noch 14°C betrug, nachdem am Vortag noch 18°C gemessen wurden. Der von Tiefdruckgebiet STEPHANIE ausgelöste Niederschlag summierte sich innerhalb von zwei Tagen auf 3 l/m² bis 03 Uhr MEZ.

Bereits am 10.02. wurde das Tief STEPHANIE über dem Golf von Biskaya analysiert. Vom Zentrum aus verlief die Okklusionsfront, also eine Front mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, ostwärts bis zur Cote d'Azur und der spanischen Mittelmeerküste, wo sie sich wieder in Warm- und Kaltfront teilte. Von dort aus wurde eine Kaltfront analysiert, welche sich bis zu den Kanaren erstreckte. Die Warmfront reichte dagegen in südöstliche Richtung über Sardinien bis Tunis. Der Kerndruck hatte sich auf 982 hPa vertieft und damit das Minimum im gesamten Zeitraum des Erscheinens auf der Berliner Wetterkarte erreicht. Bis zum Morgen fielen in Spanien teils hohe zweistellige 24-stündige Niederschlagsmengen z.B. in Toledo 25 l/m², Santiago 30 l/m² und Jaen 40 l/m². Aus dem zentralen Portugal meldete Castelo Branco 31 l/m². Im Tagesverlauf verlagerte sich Tief STEPHANIE weiter nach Osten und spaltete sich dabei in ein nördliches und ein südliches Teiltief auf. Im Stau der Westalpen fielen dabei 15 l/m² in Genf und 21 l/m² in Locarno innerhalb von 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ, wobei die Höchsttemperatur in Genf 5°C und in Locarno nur 1°C betrug. In Nizza, in Südfrankreich, wurde eine Niederschlagsmenge 14 l/m² gemessen. Deutschland erreichten die Fronten nur in abgeschwächter Form. Die höchste Regenmenge wurde zwischen Freiburg und Stuttgart mit 4 l/m² innerhalb von 24 Stunden registriert. Die Schneefallgrenze lag bei 400 bis 500 m, sodass auch in der Eifel Schnee fiel, der aber aufgrund  der milden Temperaturverhältnisse zu keiner dauerhaften Schneedecke führte. Vor dem Frontensystem des Tiefs STEPHANIE wurden im Nordosten Deutschlands mit vereinzelt über 8 Sonnenstunden etwa 90% der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer und bis zu 10,5°C als Tagesmaxima gemessen. Im südlichen Bereich des Wirbels meldeten bei deutlich intensiveren Niederschlägen beispielsweise Venedig und Florenz je 46 l/m², Pisa 29 l/m² und Ljubliana 28 l/m².

Am 11.02. wurden zwei Zentren des Tiefdrucksystems STEPHANIE auf der Bodenwetterkarte analysiert. Das Teiltief STEPHANIE I befand sich mit dem Zentrum und einem Druck von 1002 hPa über Korsika mit einer östlichen Zugrichtung. Das Zentrum des Wirbels STEPHANIE II lag mit einem Kerndruck von etwa 996 hPa über der deutschen Nordseeküste mit einer Zugrichtung nach Nordosten. Vom Tief STEPHANIE II ging eine bogenförmige Okklusionsfront nach Osten aus, wobei sich diese bei Linz in eine von Tschechien bis nach Serbien reichende kurze Warmfront und eine in die Okklusionsfront von Tief STEPHANIE übergehende Kaltfront teilte. Von dieser Okklusionsfront ausgehend verlief eine Kaltfront von Norditalien bis nach Sizilien.

Sehr kräftiger, größtenteils schauerartiger Regen wurde über Slowenien und Kroatien beobachtet. Dementsprechend hoch waren erneut die 24-stündigen Niederschlagsmengen bis 07 Uhr MEZ. Beispielsweise meldeten Ljubliana 18 l/m², die südkroatische Küstenstadt Sibenik 78 l/m² und Zagreb 91 l/m². Die weiterhin auf der Vorderseite von Teiltief STEPHANIE I aus Süden herangeführte subtropische Luft führte in der albanischen Stadt Kucova zu einer Höchsttemperatur von 26°C, was nach meteorologischer Definition einem Sommertag, also ein Tag mit einer Höchsttemperatur von mindestens 25°C entspricht.

In Deutschland war der Wirbel STEPHANIE II für das Wettergeschehen verantwortlich, wobei in Lüdenscheid mit 9 l/m² die höchste Regenmenge gemessen wurde. Verbreitet blieb es aber bei sehr geringen Mengen, sodass 1 l/m² nur selten erreicht wurde. Die Tagesmaxima erreichten meist einheitliche 5°C bis 9°C, nur in den höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpen war es kühler bis hin zu leichtem Dauerfrost, z.B. auf dem Brocken mit -2,6°C.

Am 12.02. entfernten sich die beiden Teiltiefs STEPHANIE I und II weiter voneinander. Der Wirbel STEPHANIE I wurde mit einem Kerndruck von etwa 999 hPa über der Adria und die Zyklone STEPHANIE II mit einem Kerndruck von etwa 997 hPa über der zentralen Ostsee analysiert. Im Bereich des Tiefs STEPHANIE II ließ die Niederschlagsintensität gegenüber den Vortagen bereits deutlich nach. Nur in der litauischen Hauptstadt Vilnius wurden 8 l/m² registriert. Die vom Tief STEPHANIE II mitgeführte, aber nicht mehr ganz so warme Luft führte zu einer Höchsttemperatur von 5°C nach 1°C am Vortag, in Moskau waren es 2°C nach -4°C am Tag davor.

Im Bereich des Wirbels STEPHANIE I war die Warmluft noch deutlicher ausgeprägt, sodass sich nochmals teils kräftige, schauerartige Niederschläge bilden konnten und z.B. in Poprad, am Fuße der Hohen Tatra gelegen, auf 16 l/m² und in Dubrovnik auf 34 l/m² innerhalb von 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ summierten.

Am folgenden Tag löste sich Teiltief STEPHANIE II im Bereich des Weißen Meeres weitgehend auf, sodass das südliche Teiltief wieder in STEPHANIE umbenannt wurde. Das Zentrum hatte sich über den Grenzbereich von Bulgarien und Griechenland verlagert und wies noch einen abgeschwächten Kerndruck von knapp 1010 hPa auf. Die Fronten von dem Tief STEPHANIE waren größtenteils nur noch in der Höhe und weniger am Boden analysierbar. Hierbei erstreckte sich die kurze Warmfront vom Zentrum aus nur wenige hundert Kilometer nach Norden, die Kaltfront vom Zentrum aus entlang der türkischen Westküste bis Ägypten. Nennenswerte 24-stündige Niederschlagsmengen wurden aus Heraklion auf Kreta und auf Rhodos mit je 11 l/m² innerhalb von 24 Stunden gemeldet, wobei an beiden Stationen eine Höchsttemperatur von 17°C gemessen wurde.

Am 14. und 15.02. befand sich das Zentrum von dem Tief STEPHANIE fast ortsfest vor der türkischen Südwestküste. Dabei schwächte sich der Wirbel STEPHANIE immer weiter ab. Dennoch konnten sich weitere Schauer bilden, die aber im Vergleich zu den Vortagen nicht mehr so intensiv ausfielen. Die türkische Stadt Izmir meldete eine aufsummierte 48-stündige Niederschlagsmenge von 15 l/m² und Istanbul 10 l/m² bis 07 Uhr MEZ.

Das Tiefdruckgebiet STEPHANIE löste sich bis zum 16.02. weitgehend auf und konnte daher nach einer Lebensdauer von 8 Tagen nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte.

 

 


Geschrieben von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 11.02.2014

Pate: Stephanie Schrecker