Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet STEPHANIE
(getauft am 12.09.2016)
Durch das Aufeinandertreffen von maritimer
Kaltluft und wärmeren Luftmassen der mittleren Breiten kam es zur Bildung eines
neuen Tiefdruckgebietes über der Biskaya. Das auf diese Weise neu entstandene
Tief wurde am 12.09. in der Prognose für den 13.09. um 12 Uhr UTC, was einer
Zeit von 13 Uhr MEZ entspricht, auf den Namen STEPHANIE getauft.
Im Tagesverlauf des 13.09. prägte sich das
Tief STEPHANIE über der Biskaya aus und führte maritime Polarluft über die
Iberische Halbinsel und den Südwesten Frankreichs. Dabei verdrängte die
Kaltfront die erwärmten subtropischen Luftmassen über Spanien, so dass entlang
der Kaltfront verbreitet Gewitter auftraten, die lokal zu einer Tagesmenge von
über 30 mm Niederschlag führten. Die Wetterstation der Stadt Vigo in Galicien
im Nordwesten Spaniens meldete zwischen 03 Uhr und 06 Uhr UTC zeitweise
Gewitter, die von Regen begleitet wurden, welcher bis 08 Uhr UTC anhielt. Die
Tages-Niederschlagsmenge betrug 36,2 mm. Von 18 Uhr UTC des Vortags bis 06 Uhr
UTC wurden sogar 71 mm Niederschlag erfasst, was ungefähr 62% der mittleren
monatlichen Niederschlagsmenge des Septembers von 113 mm entspricht. Die
Höchsttemperatur lag am Vortag noch bei 24,9°C, an diesem Tag wurden nur noch
19,7°C erreicht. In Guadalajara, rund 50 km nördlich von Madrid, registrierte
die Wetterstation eine Höchsttemperatur von 24,8°C, während diese am Vortag
noch 33,2°C betrug. Im Lauf des Tages regnete es 12,8 mm und um 14 Uhr UTC
sogar so stark, dass die Sichtweite von 20 km auf 1,7 km sank. Auch im
französischen Bordeaux machte sich der Kälteeinbruch bemerkbar. Von 11 Uhr UTC
bis 00 Uhr UTC regnete es mit Unterbrechungen, so dass sich eine Summe von 40,2
mm ansammelte.
Am 14.09. befand sich der Kern des Tiefs STEPHANIE
über der nördlichen Biskaya mit einem Druck von 1010 hPa. Eine Warmfront
erstreckte sich nach Norden über die Britischen Inseln und ging dort in die
Kaltfront eines anderen Tiefs über dem Nordmeer über. Die Kaltfront führte nach
Südosten über Westfrankreich und die Pyrenäen, von dort weiter nach Südwesten
entlang der spanischen Mittelmeerküste und über den Norden Marokkos. Entlang
der Warmfront blieben die Regenmengen unter 5 mm über den gesamten Tag. An der
Kaltfront wurden in Südfrankreich große Regenmengen registriert, die häufig
über 60 mm in 24 Stunden erreichten. In Sète bei Montpellier wurden zwischen 05
Uhr und 18 Uhr UTC zeitweise Gewitter gemeldet und die intensiven Niederschläge
brachten im Tagesverlauf 71,2 mm. Auf dem 1567 m hohen Mont Aigoual
registrierte die Wetterstation in 24 Stunden 129,5 mm Niederschlag, da sich die
Regenwolken am Gebirgsmassiv aufstauten, was ungefähr 80% der mittleren
monatlichen Niederschlagsmenge von 163 mm im September entspricht.
Am 15.09. lag der Kern von Tief STEPHANIE
unverändert über der Biskaya mit einem Druck von etwas unter 1000 hPa. Die
Warmfront führte nach Norden über Irland, Schottland und die Nordsee bis nach
Norwegen. Die Kaltfront erstreckte sich über West- und Südfrankreich, weiter
über das Mittelmeer bei Sardinien bis nach Tunesien. Das markanteste
Niederschlagsgebiet entlang der Kaltfront befand sich über den Tessiner Alpen
in der Schweiz und brachte hier verbreitet über 50 mm in 24 Stunden. Da sich
das Niederschlagsfeld an den Alpen aufstaute, hielten sich Schauer und Gewitter
lange über dem Gebiet und brachten hohe Niederschlagsmengen, vor allem in der
ersten Tageshälfte. An der Wetterstation in Locarno am Nordufer des Lago
Maggiore fielen im Tagesverlauf 51,8 mm, innerhalb von drei Stunden wurden bis 09
Uhr UTC Gewitter beobachtet. Auch in Genua an der italienischen Mittelmeerküste
wurden kräftige Gewitter in der ersten Tageshälfte zwischen 03 Uhr UTC und 12
Uhr UTC gemeldet, welche im Tagesverlauf 42 mm Niederschlag brachten. Ungefähr
40 km weiter westlich in Chiavari wurde von einer Niederschlagsstation im Tagesverlauf
84 mm Niederschlag registriert. Nördlich der Alpen erweiterte das Tief
STEPHANIE seinen Einfluss nach Westdeutschland mit Wolkengebieten, die aber nur
vereinzelt höhere Niederschlagsmengen brachten. Von Nordrhein-Westfalen bis
Nordbayern gab es dennoch Höchsttemperaturen über 30°C, in Duisburg und
Kitzingen stieg die Temperatur auf 32°C. Am Abend bildeten sich über der Eifel
Gewitter, die in der Nacht Richtung Emsland zogen. Meist blieben die
Niederschlagsmengen unter 10 mm, in Bocholt-Liedern brachte das Gewitter 16,5
mm Regen.
Am 16.09. spaltete sich das Tief STEPHANIE
in zwei Kerne auf. Tief STEPHANIE I befand sich über dem südlichen Golf von
Biskaya mit einem Kerndruck von 1015 hPa. Eine Okklusionsfront, welche die
Eigenschaften von Kalt- und Warmfront vereint, führte nach Norden bis nach
England zum Kern von Tief STEPHANIE II, welches sein Zentrum über der Region
London hatte. Von dort erstreckte sich eine Warmfront nach Norden über die
Nordsee. Die Kaltfront führte nach Osten über die Nordsee reichend, von dort
nach Süden über Mitteleuropa, Norditalien, das Mittelmeer bis nach Nordtunesien.
Im nordspanischen Santander, nahe des Kerns von Tief STEPHANIE I, wurde an
diesem Tag lang anhaltender Regen gemeldet, welcher in 24 Stunden 32 mm
brachte. Auch im Großraum Londons sowie an der südlichen Küste des Ärmelkanals
in Nordfrankreich und Belgien wurden größere Niederschlagsmengen registriert,
die über 20 mm betrugen. Im Lauf des Tages entstand entlang der Kaltfront über
Mitteleuropa das Tief THERESIA, welches von Süddeutschland bis Norditalien
teils kräftige Gewitter brachte.
Im Laufe des Tages löste sich der Kern des
Tiefs STEPHANIE II auf und so konnte am Folgetag nur noch ein Kern analysiert
werden. Bis zum 17.09. verlagerte sich das Tief STEPHANIE mit einem Zentrumsdruck
von 1015 hPa über die niederländische Provinz Nordholland. Eine Okklusionsfront
erstreckte sich nach Süden bis über das Elsass, eine Warmfront führte nach
Norden über die Nordsee und eine weitere Warmfront nach Osten zum Tief
THERESIA. Aufgrund der stark nachlassenden Aktivität des Tiefdruckgebietes
waren die Luftmassengrenzen kaum wetteraktiv und es wurden keine wesentlichen Niederschlagsaktivitäten
in ihrem Einflussbereich registriert.
Bis zum darauffolgenden Tag nahm der
Hochdruckeinfluss weiter zu, so dass sich das Tief STEPHANIE weiter abschwächte
und folglich nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 26.10.2016 von Sebastian
Kugel
Berliner Wetterkarte: 16.09.2016
Patin: Nina Thomas