Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet SVENJA
(getauft am 03.05.2012)
Ende April 2012 zog
eine bereits über den USA entstandene Zyklone über den Nordatlantik und befand
sich am Morgen des 03.05.2012 auf der Berliner Wetterkarte knapp
südöstlich von Island. Da dieses Tief für das europäische Wetter prägend zu
werden schien, wurde es noch am gleichen Tag auf den Namen SVENJA getauft.
Der Kerndruck des
Tiefs lag am Tag der Taufe bei rund 1020 hPa und befand sich damit in einem
ungewöhnlich hohen Niveau für ein Tiefdruckgebiet. Nördlich um den Kern verlief
eine Okklusionsfront, eine Mischfront aus Kalt– und Warmfront, die einen engen
Bogen in Richtung Nordwesten beschrieb und sich dann in eine Warm– und
Kaltfront spaltete. Die Warmfront verlief leicht bogenförmig ca. 300 km
in Richtung Südwesten, die Kaltfront zog sich hingegen nördlich der Warmfront
nach Südwesten und ging ungefähr 250 km südlich der Südspitze Grönlands in
die Warmfront eines nachfolgenden Tiefdrucksystems über. Außerdem besaß das
Frontensystem der Zyklone SVENJA eine zweite Warmfront, welche rund 200 km
östlich des Kerns begann und in Richtung Südosten bis zur norwegischen Küste
auf Breite der Hauptstadt Oslo verlief. Die Zyklone SVENJA und ihre Fronten
befanden sich an diesem Tag noch fast vollständig über dem Meer, in Edinburgh war
der Einfluss des Tiefs aber bereits spürbar. Hier erreichte die Temperatur 14°C
aufgrund des herannahenden Warmlufttransportes mit der Warmfront. Außerdem wurde
bis zum nächsten Morgen eine Niederschlagsmenge von 1 mm innerhalb von
24 Stunden registriert.
Im Tagesverlauf zog
das Tief weiter in Richtung Südosten und lag in der Nacht zum 04.05. über dem
Skagerrak, knapp südlich von Oslo. Der Kerndruck nahm bei der Verlagerung rasch
ab und betrug nun rund 1005 hPa. Östlich des Kerns erstreckte sich die
Warmfont bis nach Wilna, wo sie dann in eine Kaltfront eines über Russland
liegenden Tiefs überging. Die Kaltfront verlief in einem leichten westlichen
Bogen über Schottland und Irland hinweg bis weit über den Nordatlantik. Das
sich verstärkende Tief SVENJA war mittlerweile ausschlaggebend für das Wetter im
Bereich der Nordsee und Skandinavien und sorgte dafür, dass sehr kalte
arktische Luft nach Großbritannien strömte. In Edinburgh und in Glasgow sanken
die Temperaturen nachts auf Werte unter 0°C. Aber auch tagsüber sank die
Temperatur im Vergleich zum Vortag in Edinburgh um 4 Grad auf für die
Jahreszeit kühle 10°C.
Bis zur nächsten
Nacht zog die Zyklone SVENJA nur langsam weiter und lag um 02 Uhr MESZ
des 05.05. zwischen Göteborg und Oslo. Der Kerndruck sank in der Zwischenzeit auf
995 hPa, wodurch sich die Zyklone weiter intensivierte. Vom Kern reichte
eine Okklusionsfront bis nach Stockholm, wo sie sich in eine Warm– und eine
Kaltfront aufteilte. Die Warmfront verlief in Richtung Südosten bis weit über Russland
und ging etwa bei Wolgograd in eine Kaltfront über. Die Kaltfront hingegen
beschreibt einen scharfen Bogen in Richtung Südwesten und erstreckt sich über
Norddeutschland und London bis über den Nordatlantik, ca. 700 km südwestlich
von Irland. Während am Vortag die Temperaturen in Deutschland vielerorts noch
die 20°C-Marke erreichten, so sank die Temperatur an diesem Tag auf teilweise bis
9°C. Magdeburg zum Beispiel meldete am Vortag eine Maximaltemperatur von 21°C
und erreichte an diesem Tag nur noch 11°C. Während die Temperaturwerte
deutliche sanken, stiegen die Niederschlagsmengen an. Der meiste Regen fiel dabei
mit 21 mm innerhalb von 24 Stunden bis zum nächsten Morgen in Hahn.
Im Tagesverlauf zog
Tief SVENJA weiter nach Nordosten und lag in der Nacht zum 06.05. über dem Bottnischen Meerbusen.
Vom Kern des Tiefs ging eine Okklusionsfront aus die sich ca. 400 km
weiter südöstlich in eine Warm– und Kaltfront aufteilte. Die Warmfront reichte
ebenfalls nach Südosten bis ungefähr mittig zwischen Moskau und Perm, die
Kaltfront beschrieb einen leicht südwestlichen Bogen und ging bei Riga in eine nachfolgende
Warmfront über. Die Temperaturen im Bereich des Tiefs SVENJA änderten sich zum
Vortag kaum, womit es weiterhin recht kalt war. Auch in St. Petersburg
sank die Maximaltemperatur im Vergleich zum Vortag um 2 Grad auf 14°C. In
Murmansk, wo der Himmel nun stark bewölkt war, verringerte sich die
Temperaturspanne zwischen Maximum und Minimum, denn am Vortag betrug die
Temperatur minimal -3°C und maximal 3°C, einen Tag später wurden morgens noch
-1°C gemessen, tagsüber stieg die Temperatur aber auch nur bis auf 1°C.
Vom Bottnischen
Meerbusen ausgehend verlagerte sich die Zyklone SVENJA bis zum 07.05. in
Richtung Nordwesten, was eher untypisch ist, da die normale Strömungsrichtung
die Zyklonen nach Osten treibt. Diese Strömung ist die sogenannte
Höhenströmung, welche sich in rund 5500 m über Grund befindet und die
Zugbahnen der Hochs und vor allem der Tiefs lenkt. In der Nacht lag das Tief SVENJA
demnach vor der Norwegischen Küste in etwa auf der Breite von Bodö. Dabei schwächte sich das Tief ab und hatte nun einen
Kerndruck von etwa 1000 hPa. Vom Tief ging in südöstlicher Richtung eine
Okklusionsfront aus, die bis nach Russland reichte, wo sie sich dann mittig
zwischen Archangelsk und Perm in jeweils eine sehr kurze Warm– und Kaltfront spaltete.
Die Warmfront reichte dabei rund 300 km bis kurz vor Pern, die Kaltfront
verlief nur rund 150 km in Richtung Südwesten. In Murmansk stieg die Temperatur
durch die Warmluftzufuhr aus südlicheren Breiten auf bis zu 7°C an.
Das sich nochmals
abschwächende Tief SVENJA zog ein wenig weiter Richtung Norden und lag ca.
150 km westlich des Nordkaps, südlich von Spitzbergen. Am 08.05. stieg der
Druck weiter um rund 5 hPa auf 1005 hPa an. So hatte das Tief auch
kaum noch Einfluss auf das europäische Wettergeschehen. Dennoch besaß es zwei
Okklusionsfronten. Die voranlaufende reichte in
südöstlicher Richtung kurz vor die russische Küste am Weißen Meer und ging
dort in das Frontensystem des Tiefs QUEENIE über. Die rückläufige Okklusion
reichte südwestlich bis zur Nordostküste Islands.
In der Nacht zum
09.05. lag die Zyklone dann knapp nördlich des Nordkaps. Die voranlaufende Okklusion reichte rund 300 km in Richtung
Osten, die rücklaufende ca. 750 km nach Südwesten. Beide waren kaum noch
wetteraktiv und sorgten durch die starke Abschwächung nur noch vor einen
bedeckten Himmel.
Im Tagesverlauf verlagerte
sich das Tief SVENJA durch eine kräftige Höhenströmung rasch weiter Richtung Osten,
hinaus aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte. Dadurch war die Zyklone
am Folgetag, dem 10.05., nicht mehr zu analysieren.
Geschrieben von: Maria Frädrich
Berliner Wetterkarte: 04.05.2012
Pate: Svenja Burkardt