Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet TAKASHI
(getauft
am 13.09.2005)
Auf
der Vorderseite eines stark ausgeprägten Höhentroges über dem Zentralatlantik
bildete sich am 13.09.2005 ein bis dahin noch schwach ausgeprägtes Bodentief
aus, welches von den Meteorologen am Institut für Meteorologie der Freien
Universität Berlin auf den Namen TAKASHI getauft wurde.
Mit
bereits ausgebildeter Okklusionsfront schlug das Tief
TAKASHI an den folgenden Tagen eine östliche Route ein, direkt auf die
Britischen Inseln zu. Es konnte sich weiterhin behaupten, obwohl der Kerndruck
langsam zunahm. Erste Auswirkungen des Tiefs waren in Europa am 15.09.2005 zu
verzeichnen, als Ausläufer zum Beispiel in Rotterdam für 2 Liter Niederschlag
pro Quadratmeter innerhalb von 6 Stunden sorgten. Numerische Rechenmodelle
prognostizierten bis zum 17.09.2005 im Zusammenhang mit diesem Tiefdruckgebiet
weitere Niederschlagsmengen bis zu 30 Liter pro Quadratmeter und mehr.
Am
16.09. wanderte TAKASHI vor dem vom Nordatlantik ebenso rasch herangezogenen
Kurzwellentrog weiter ostwärts. Er überquerte am Morgen mit seinem Zentrum das
zentrale Deutschland und entfernte sich dann weiter nach Russland. Wie erwartet
kam es während seiner Annäherung im Frontbereich zu intensiven
Hebungsvorgängen. Auf Grund dessen bildeten sich mehrere ausgedehnte
Niederschlagszonen, die insbesondere im Norden von Deutschland für ergiebigen
Regen sorgten. Dabei fielen mit Ausnahme einiger küstennaher Bereiche nördlich
des Mains in der Nacht verbreitet mehr als 10 Liter pro Quadratmeter, an
etlichen Stellen noch wesentlich mehr. Beispielsweise meldete Solingen eine
Menge von 34 Liter pro Quadratmeter, die Schmücke im Thüringer Wald sogar 42
Liter pro Quadratmeter. In Berlin wurden relativ einheitlich zwischen 12 und 15
Liter registriert.
Im
Folgenden zog der Tiefdruckwirbel TAKASHI rasch innerhalb der westlichen bis
südwestlichen Höhenströmung über Mitteleuropa hinweg nach Russland, wobei seine
Kaltfront nun auch die Alpen erreichte. Dabei traten in Deutschland große
Temperaturgegensätze auf. So gab es in Garmisch-Partenkirchen in der
einströmenden subtropischen Luft bei länger anhaltenden Sonnenschein mit 26,2
°C noch einen Sommertag. Wesentlich kälter war es nördlich des Mains, wobei in
einem schmalen, vom Rheinland bis nach Brandenburg reichenden Streifen infolge
des postfrontalen Regens nur Maxima von 11°C bis 12°C gemessen wurden. Die
Kaltfront war auffallend deutlich ausgeprägt. In Nordwestdeutschland, wo die
Sonne allgemein 5-9 Stunden schien, erreichte die Temperatur in der von
Nordwesten einfließenden Meereskaltluft arktischen Ursprungs Werte von 15°C bis
16°C. Hier wurde es in der Nacht bei klarem Himmel besonders kalt, und in
Schleswig-Holstein und der Lüneburger Heide traten Tiefswerte von nur noch
2-1°C auf (Itzehoe 0,5°C). Verbreitet gab es dort auch Bodenfrost (im
September!) von -1°C bis -2°C. Über der See und auch in unmittelbarer
Küstennähe war es dagegen deutlich milder, doch entwickelten sich nachts in der
arktischen Meeresluft Schauer und am Kap Arkona
(Insel Rügen) auch Gewitter (8 Liter pro Quadratmeter Niederschlag).
Bei
fortschreitendem Luftdruckanstieg über Mitteleuropa baute sich ab dem
18.09.2005 eine Hochdruckzone auf, welche weitgehend trockenes, nachts recht
kaltes, aber am Tage relativ angenehm warmes Herbstwetter bringen sollte.
TAKASHI zog indes weiter ostwärts und wurde am 18.09.2005 mit Position über
Zentralrussland das letzte Mal in den europäischen Wetterkarten vermerkt.
Geschrieben am ? von Maik Brötzmann
Wetterkarte: 14.09.2005
Pate: Takashi Hashimoto