Lebensgeschichte


Tiefdruckgebiet TANJA

(getauft am 21.02.2012)


Am 21.02.2012 entstand über dem Nordatlantik südlich von Neufundland eine frontale Welle, die auf der Prognosekarte für den Folgetag den Namen TANJA getauft wurde. In den folgenden Stunden entwickelte sich die Welle zum Sturmwirbel TANJA und erschien am Morgen des 22.01.2012 erstmals auf der Analyse der Berliner Wetterkarte.

Die noch junge Zyklone TANJA wies am 22.02.2012 um 00 UTC, also um 01 Uhr MEZ, einen Kerndruck von etwa 995 hPa auf. Zu diesem Zeitpunkt lag sie mit ihrem Zentrum schon westlich der Britischen Inseln. Ihre relativ kurze Kaltfront verlief vom Zentrum aus südwestwärts und ging in die Warmfront des nachfolgenden Tiefs URSEL über. Die Warmfront von Tief TANJA erstreckte sich bogenförmig etwa 900 km nach Süden. Der rasch vom Nordatlantik herangezogene kleine Tiefdruckwirbel TANJA lenkte subtropische Meeresluft nach Westeuropa, wobei diese sich in Schottland im Lee der Gebirge noch weiter erwärmen konnte. Im Osten des Landes wurden Werte um 15°C gemessen, Aboyne registrierte 15,7°C.

Über den Britischen Inseln sowie in großen Teilen Mittel- und Nordeuropas bestimmte eine kräftige westliche Höhenströmung den Wetterablauf. Mit ihr verlagerte sich der Sturmwirbel TANJA mit seinem Zentrum bis zum 23.02.2012 um 00 UTC rasch nordostwärts nach Südschweden. Seine Okklusion, eine Mischfront aus Kalt- und Warmfront, reichte vom Zentrum ausgehend südwestwärts bis über die Nordsee westlich von Dänemark. Von dort aus teilte sie sich in eine halbkreisförmig bis zur schottischen Westküste verlaufende Kaltfront und eine bis zum Golf von Biskaya reichende Warmfront. Zu diesem Zeitpunkt wies das Tief TANJA einen Kerndruck von etwa 985 hPa auf, was der tiefste Druck in seiner Lebenszeit war.

Im Laufe des Tages erreichte die Zyklone TANJA den Höhepunkt ihrer Entwicklung und zog bis zum Folgetag unter leichter Abschwächung rasch weiter in den St. Petersburger Raum. Dabei schob sich dort die Tauwettergrenze weiter nach Osten voran und auch in Moskau wurde der Gefrierpunkt erreicht, auch wenn es dort kräftig schneite.

Am 25.02.2012 lag das sich weiterhin in Auflösung befindende Tief TANJA nur wenig weiter südlich in der Nähe von Moskau. Der an diesem Tag mit seinem Zentrum über der mittleren Ostsee gelegene Tiefdruckwirbel URSEL zog rasch südostwärts nach Südrussland und bildete dort am Folgetag mit dem mit seinem Kern weiterhin bei Moskau liegenden Tief TANJA ein komplexes Tiefdrucksystem, das in Russland bei leichtem bis mäßigem Frost verbreitet Schneefall brachte. In der russischen Hauptstadt wurde am frühen Morgen des 26.02.2012 eine 37 cm hohe Schneedecke gemessen, nur wenig weiter östlich in Pavlov lag der Schnee sogar 53 cm hoch. Im Bereich der oberen und mittleren Wolga wurden örtlich Schneehöhen von 70 cm und mehr gemessen.

Am Rande des Tiefdrucksystems TANJA-URSEL über dem Westen Russlands gelangte am 26.02.2012 von Skandinavien trockene Luft subpolaren Ursprungs in die Gebiete nordöstlich der Elbe. Im Berliner Raum löste sich die Bewölkung während der Mittagsstunden auf und der Taupunkt ging in Dahlem um 14 Uhr unter -10°C zurück. Bei einer Temperatur von 6,6°C betrug somit die relative Luftfeuchtigkeit nur 28%.

Am 27.02.2012 konnte das Tiefdruckgebiet TANJA auf der Berliner Wetterkarte nicht mehr als eigenständiges Tief analysiert werden, da es vollständig in die Zirkulation von Tief URSEL überging.

 

 

Geschrieben am 13.03.2012 von Jasmin Krummel

Berliner Wetterkarte: 23.02.2012

Pate: Tanja Jensen