Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet TED
(getauft am 04.12.2015)
Am 03. Dezember befand sich
über dem Nordatlantik ca. 2000 km südlich von Grönland ein umfangreiches
Hochdruckgebiet. Mit einer Drehung im Uhrzeigersinn wurden westlich des
Zentrums warme Luftmassen nach Norden geführt. Gleichzeitig befand sich
nördlich von Neufundland ebenfalls ein Hochdruckgebiet, welches östlich des
Zentrums kalte Luftmassen nach Süden führte. Bei dem Aufeinandertreffen beider
Luftmassen konnte sich eine Wellenstörung entwickeln, die sich anschließend
rasch zu einem Tiefdruckgebiet entwickelte und in der Prognose für den Folgetag
auf den Namen TED getauft wurde. Mit Hilfe des Jetstreams konnte sich das Tief
TED rasch nach Osten verlagern und sich verstärken. Der Jetstream ist ein
starkes Windband in der oberen Troposphäre, das Geschwindigkeiten zwischen 200
und 500 km/h erreichen kann.
Bis zum 04. Dezember um 01 Uhr
MEZ konnte sich der Kern von Tief TED von anfangs 1010 hPa auf ca. 978 hPa
extrem vertiefen. Damit war der Druck in 24 Stunden um über 30 hPa gefallen,
was als rapide Zyklogenese oder Bombogense bezeichnet wird. Diese liegt vor,
wenn der Luftdruck 24-stündig um mehr als 20 hPa fällt. Der Kern der Zyklone
befand sich zu diesem Zeitpunkt ca. 850 km südwestlich von Island auf dem
55. Breitengrad. Besonders südlich des Kerns waren die Isobaren sehr dicht
gedrängt, was auf sehr hohe Windgeschwindigkeiten schließen lässt. Isobaren
stellen dabei Linien gleichen Luftdruckes dar. Die Warmfront erstreckte sich
vom Kern aus in süd- bis südwestliche Richtung und erreichte eine Länge von ca.
1400 km. Die Kaltfront erstreckte sich in westsüdwestlicher Richtung und
erreichte dabei ca. 1500 km. Der Warmluftsektor, der Bereich zwischen den
beiden Fronten, war relativ klein ausgeprägt.
Am 05. Dezember um 01 Uhr MEZ
befand sich die Zyklone TED knapp südlich von Island. Dabei konnte sich das
Tief TED nochmals verstärken und erreichte im Kern extrem tiefe Druckwerte von
947 hPa. Östlich vom Kern erstreckte sich über der Norwegischen See bereits
eine Okklusion. Sie ist eine Mischfront und entsteht, wenn die schneller
ziehende Kaltfront sich unter die Warmfront schiebt. Der Punkt, an dem diese
Vereinigung stattfindet, nennt man Okklusionspunkt. Dort treten häufig länger
andauernde und intensive Regenfälle auf. Die Warmfront erstreckte sich von
diesem Punkt entlang der Südwestküste von Norwegen, die Kaltfront vom
Okklusionspunkt über die Nordsee, das nördliche England, Nordirland bis über
den Nordatlantik. Dort ging die Kaltfront in die Warmfront des nachfolgenden
Tiefs SHIGERU über. Die Temperaturen lagen in Großbritannien vor Aufzug der
Front bei 5 bis 9°C. Nach Durchzug der Warmfront stieg die Temperatur in der
Nacht an und im Bereich des Warmluftsektors wurden um 01 Uhr MEZ wärmere 9 bis
14°C gemessen. Hinter der Kaltfront wurden in Schottland etwas kältere Werte
von 4 bis 8°C verzeichnet. Bis um 07 Uhr MEZ fielen 24-stündig im
Einflussbereich dieser Fronten im Norden von Großbritannien hohe Regenmengen.
Gebietsweise wurden 10 bis 30 mm gemessen, besonders in Nordengland und
Schottland wurden im Bereich des Okklusionspunktes noch höhere Mengen
registriert. Glasgow verzeichnete 58 mm, Tulloch Bridge 67 mm, Loch Glascanoch
69 mm und Shap 72 mm. In der starken westlichen Strömung wurden an nahezu allen
Stationen in Großbritannien Sturmböen von 70 bis 100 km/h gemessen. Besonders
an den Küsten Irlands, Schottlands, auf den Färöer-Inseln und in Wales wurden
orkanartige Böen und vereinzelt Orkanböen verzeichnet. Dublin erreichte
beispielsweise 101 km/h und das walisische Aberdaron 124 km/h.
Spitzenreiter im Tiefland war die walisische Stadt Capel Cruig mit 144 km/h.
Noch stärkere Böen gab es in den Bergen Schottlands. In den Cairngorms
Mountains auf 1245 über NN wurden Spitzenböen bis 172 km/h gemessen. Island
blieb von den stärksten Windböen ausgeschlossen, da das Hauptwindfeld südlich
des Kerns am stärksten ausgeprägt war. In Reykjavik reichte es bei leichten
Schneefällen und 2°C trotzdem für orkanartige Böen bis 100 km/h. Die
Hauptwetteraktivität am 05. Dezember wurdeb in Skandinavien beobachtet. Bis zum
Morgen überquerten die Fronten nahezu ganz Skandinavien mit kräftigen
Regenfällen und Windböen.
Am 06. Dezember um 01 Uhr MEZ
befand sich die Zyklone TED über der Norwegischen See mit einem Kerndruck von
ca. 958 hPa. Die Okklusion erstreckte sich bogenförmig vom Kern über
Nordnorwegen bis zum südlichen Finnland. Die ca. 700 km lange Warmfront
erstreckte sich vom Okklusionspunkt über Sankt Petersburg und den Ländergrenzen
zwischen Russland und Estland bzw. Russland und Lettland, die ca. 1600 km lange
Kaltfront verlief über Südfinnland, Südschweden und Südnorwegen bis über die
Nordsee. Dort ging die Kaltfront erneut in die Warmfront des Tiefs SHIGERU
über. Bis 07 Uhr MEZ fielen die höchsten Niederschlagsmengen entlang der
Norwegischen Westküste. Meist wurden in 24 Stunden 10 bis 30 mm gemessen,
höhere Mengen wurden im äußersten Südwesten verzeichnet. In Valle konnten 55
mm, in Fossmark 56 mm und in Vagsli sogar 81 mm registriert werden.
Besonders am Nachmittag waren dort die Niederschläge teilweise gewittrig
durchsetzt. Auch in Südschweden, Finnland, Estland, Lettland und im Westen von
Russland fielen verbreitet 5 bis 20 mm. In Südschweden fielen örtlich bis zu 50
mm, die Stationen Ullared und Kroppefjall konnten jeweils 49 mm messen. Die
Höchstwerte erreichten in Nordfinnland und in Nordschweden -5 bis 0°C. Dort
fielen die Niederschläge meist als Schnee. In Mittelschweden und Mittelfinnland
wurde 1 bis 5°C erreicht, in Südfinnland, und Südschweden wurden im Bereich des
Warmluftsektors 6 bis 13°C erreicht, wie in Stockholm mit 12°C, in Helsinki mit
10°C und in Sankt Petersburg mit 8°C. Die stärksten Windböen wurden an der
Norwegischen Westküste gemessen. Verbreitet wurden 70 bis 100 km/h,
gebietsweise auch 100 bis 120 km/h verzeichnet. Spitzenreiter waren die
Küstenstädte Sula mit 126 km/h und Krakenes mit 144 km/h. Auch in Südschweden
und in den Baltischen Staaten wurden Sturmböen von 60 bis 100 km/h registriert,
wie beispielsweise in Tallinn mit 76 km/h. Obwohl Deutschland südlich der
Fronten lag, wurde in Norddeutschland ein starker Gradient beobachtet. In Kiel
konnten 90 km/h, auf Helgoland 101 km/h und in Glücksburg/Meierwik 108 km/h
gemessen werden. Im restlichen Norddeutschland konnten meist zwischen 50 und 80
km/h registriert werden.
Am 07. Dezember um 01 Uhr
befand sich das Tief TED bereits knapp östlich der Halbinsel Kola mit einem
etwas höheren Kerndruck von ca. 962 hPa. Die Fronten waren zu diesem
Zeitpunkt komplett okkludiert. Die Okklusion erstreckte sich in Form eines
Halbkreises vom Kern über den Ural bis zum Tief SHIGERU, wo sie in die
Warmfront überging. Die Zyklone TED war trotz des relativ tiefen Druckes
abgesehen von Windböen wenig wetteraktiv. Diese Tendenz setzte sich am Folgetag
fort. Das Tief TED wies einen Druck im Kern von 973 hPa auf und befand sich
nahe der Stadt Workuta westlich des Uralgebirges. Die Okklusion der Zyklone TED
reichte bis zum Kern von Tief SHIGERU. Diese war kaum wetteraktiv und brachte
westlich des Urals knapp 1 mm Niederschlag und Windböen bis 65 km/h.
Bis zum 09. Dezember zog das
Tief TED unter Abschwächung weiter nach Nordosten und befand sich außerhalb des
Analysebereichs der Berliner Wetterkarte und konnte nicht weiter verzeichnet
werden.
Geschrieben am 09.01.2016 von
Dennis Schneider
Berliner Wetterkarte:
05.12.2015
Pate: Sandra Jentho (www.trendbad24.de)