Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet TETE

(getauft am 22.12.2018)

 

Am 22.12.2018 wurde das Tiefdrucksystem TETE anhand der Vorhersagekarte für den 23.12. getauft, nachdem es zuvor im Verbund mit den Tiefdruckgebiete PIA und STINA den Atlantik überquert hatte.  Die Zyklone sollte sich in den Mittagsstunden dieses Tages mit einem Kerndruck von knapp 1015 hPa über dem Ärmelkanal zwischen Calais und Dover befinden.

Um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, des 23.12. befand sich der Wirbel TETE westlich von Irland. Der Druck im Kern betrug zu diesem Zeitpunkt knapp 1010 hPa. Das ihm zugehörige Frontensystem wies neben Warm- und Kaltfront auch deren Mischform, eine Okklusionsfront, auf, welche Eigenschaften beider in sich vereint. Der Okklusionspunkt, der Punkt an dem die Okklusion in Warm- und Kaltfront übergeht, befand sich im Kern der Zyklone wobei die Okklusionsfront in westlicher Richtung führte und sich mit der Okklusionsfront eines ungetauften Tiefs über dem Zentralatlantik verband. Demgegenüber erstreckte sich die Warmfront bis nach Genua nachdem sie die Südspitze Irlands, die Bretagne, Marseille und das nördliche Korsika überquerte. Die Kaltfront führte in südwestliche Richtung über den Atlantik. Die Station des Observatoriums Valentia in Irland konnte während der Überquerung des Tiefs TETE innerhalb von 36 Stunden 42 l/m² an Niederschlägen in Form von Sprühregen und Regen erfassen. Das Niederschlagsfeld überquerte im weiteren Tagesverlauf sowohl Frankreich als auch Teile Deutschlands, sodass unter anderem der Flughafen Charles de Gaulle in Paris innerhalb von 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des 24.12. 17,2 l/m² an Niederschlägen bei sehr milden Temperaturen von 13,5°C in der Spitze und 7,5°C als Tagestiefsttemperaturen beobachtet werden konnten, während Freiburg im gleichen Zeitraum 14,3 l/m² meldete, wobei hier 11 l/m² auf die letzten 12 Stunden dieses 24-Stunden-Fensters fielen.

Zu 00 Uhr UTC an Heiligabend hatte der Kern der Zyklone TETE München erreicht, dabei hatte sich der Kerndruck auf knapp unter 1015 hPa abgeschwächt. Das Frontensystem bestand aus einer kurzen Warmfront, die südöstlich bis Budapest reichte, und einer Kaltfront, die sich westlich über Brüssel und Cornwall erstreckte und über der Keltischen See in die Warmfront des weiterhin ungetauften Tiefs überging. Die direkte Nähe zu den Alpen führte hier zu deutlichen, durch Aufgleiterscheinungen intensivierten, Niederschlägen. Während die Stationen im Süden Deutschlands wie Freiburg und Augsburg mit 1,9 l/m² beziehungsweise 2,2 l/m² innerhalb von 24 Stunden geringe Niederschlagsmengen meldeten, wurden in den Alpen in Österreich und der Schweiz zum Teil deutlich größere Mengen beobachtet. So verzeichneten die Schweizer Stationen von Andermatt und Grimsel-Hospiz 29,8 l/m² bzw. 35,7 l/m² 24-stündig; am Windpark Gütsch bei Andermatt fielen innerhalb von nur 6 Stunden 41 l/m² wobei die restlichen 18 Stunden des Tages diese Summe nur noch auf 43,2 l/m² erhöhen konnten. In Österreich fielen die Niederschläge sogar noch stärker aus, hier fielen innerhalb von 24 Stunden bis um 18 Uhr UTC des 24.12. in Gutenstein-Mariahilfberg und Brand je 49 l/m² und in Bad Aussee 65 l/m².

Sich mit der Höhenströmung verlagernd hatte Wirbel TETE am 25.12. schließlich das Schwarze Meer erreicht. Der Kern, mit einem auf knapp unter 1000 hPa gefallenen Druck, befand sich östlich von Odessa. Von ihm aus ging einer kurze, das Schwarze Meer nur knapp überquerende Warmfront aus, die über der türkischen Küste bei Türkeli endete. Die Kaltfront führte in südwestliche Richtung über das Schwarze Meer und die Türkei und ging über der Ägäis in die Warmfront des ihm folgenden und weiterhin unbenannten Tiefs über. Dadurch hatte Tief TETE in weiten Bereichen Ost- und Südosteuropas sehr unterschiedliche Auswirkungen. In der Ukraine fielen über den Tag betrachtet in Odessa nur Niederschlagsmengen in nicht erfassbarem Umfang, während in Dnipro bis 06 Uhr UTC des 25.12. 22 l/m² gefallen waren und in den folgenden 24 Stunden nochmals 14 l/m² fielen. Zwei Stationen an der türkischen Nordküste zeigten ähnliche drastische Unterschiede: Während in Samsun im gleichen 24 stündigen Zeitraum bis 06 Uhr UTC des folgenden Tages 35,1 l/m² fielen, wurde an der Station Çarşamba/Samsun, welche nur wenige Kilometer weiter südöstlich liegt, dieser Wert mit 52 l/m² nochmals deutlich übertroffen. Im 130km entfernten Sinop fielen die Niederschläge mit 12 l/m² deutlich schwächer aus, dafür konnte der Kaltfronteinfluss hier deutlich stärker beobachtet werden denn die Tageshöchsttemperatur sank nach Überquerung der Kaltfront von 13,2°C auf lediglich 10,8°C während in Çarşamba/Samsun die Maximaltemperatur sogar von 13,9°C auf 14,0°C angestiegen war. Dieser Effekt konnte noch deutlicher am Flughafen beobachtet werden. Obwohl die Niederschläge mit nur 7 l/m² nicht übermäßig stark ausfielen, sanken die Tageshöchsttemperaturen aber um 7°C von 17,2°C auf 10,2°C. Vergleichbares wurde auch bei den Tagestiefsttemperaturen beobachtet, die von 10,1°C auf 4,2°C gefallen waren.

Die weitere Verlagerung des Tiefdrucksystems TETE wurde nun drastisch durch das Aufziehen eines starken Russland-Hochs, welches einen Kerndruck jenseits der 1055 hPa aufwies, ausgebremst. Dieses führte dazu, dass sich die Zyklone TETE nur noch wenig nordostwärts verlagern konnte und bis 00 Uhr UTC am 26.12. zwischen Kiew und Wolgograd verblieb. Der eigene Kerndruck schwächte sich ab auf knapp 1005 hPa. Die Okklusionsfront verlief vom Kern des Tief bogenförmig, nahm den Charakter einer Warmfront an und mündete schließlich in südlicher Richtung, vor der georgischen Schwarzmeerküste, in die Kaltfront des weiterhin unbenannten, nachfolgenden Tiefs.

Dies war dann auch der letzte Tag, an dem das Tiefdruckgebiet TETE auf der Berliner Wetterkarte analysiert wurde, da es vom Tiefdruckgebiet UTA, vom Baltikum kommend, über den Analysebereich hinausgedrängt wurde.