Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet THEA

(getauft am 15.11.2014)

 

In der Nacht zum 15.11.2014 bildete sich über dem Löwengolf ein Wellentief. Dieses verlagerte sich im Laufe des Tages weiter nach Nordwesten und wurde in der Prognosekarte für den 16.11. auf den Namen THEA getauft. Um 00 Uhr UTC dieses Tages, also 01 Uhr MEZ, befand sich das Zentrum des Tiefs THEA über der westlichen Nordsee mit einem Kerndruck von rund 1000 hPa. Vom Zentrum ausgehend verlief eine Okklusion, eine Mischfont mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, nach Nordwesten und ging westlich von Island in die Okklusion des Tiefs STEPHANIE III über. Das Tief THEA bestand außerdem aus einer zweiten Okklusion, welche sich nach Südosten erstreckte und sich über den Niederlanden mit der Okklusion eines anderen Tiefs mit Zentrum nahe München verband. Die Station in Rotterdam meldete am frühen Morgen um 06 Uhr UTC Sprühregen. Bis zu diesem Zeitpunkt fielen dort innerhalb der letzten 24 Stunden 7 mm Niederschlag.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich das Tiefdruckgebiet THEA leicht nach Süden und befand sich nun mit seinem Zentrum vor der Niederländischen Nordseeküste. Der Kerndruck lag unverändert bei ca. 1000 hPa. Eine Okklusion verlief vom Zentrum nach Nordwesten und ging über dem Norden Schottlands in die Okklusion eines anderen Tiefs über. Eine zweite Okklusion reichte vom Zentrum nach Südwesten und endete über der Bretagne. Die dritte, zum Tief THEA gehörende Okklusion erstreckte sich vom Zentrum bogenförmig über die Nordsee und führte über Deutschland und Tschechien bis nach Albanien und über das Mittelmeer südöstlich von Sizilien, wo sie Kaltfrontcharakter annahm und anschließend in die Warmfront eines anderen Tiefs überging. London sowie Edinburgh meldeten um 06 Uhr UTC Regen. Auch in Korfu auf der gleichnamigen Insel kam es zu Niederschlägen durch den Einfluss des Tiefs THEA. Dort fielen bis zu diesem Zeitpunkt innerhalb von 24 Stunden 63 mm Regen.

Bis zum 18.11. spaltete sich die Zyklone THEA in zwei Kerne auf. Das Zentrum des Wirbels THEA I befand sich dabei mit einem Kerndruck von rund 1005 hPa über der Normandie. Das Tief THEA I bestand aus einer langgestreckten Okklusion, die vom Zentrum bogenförmig über Irland, Schottland und Dänemark bis nach Rumänien reichte und dort kurz vor den Südkarpaten endete. Unter dem Einfluss der Okklusion kam es vereinzelt zu Niederschlägen, so meldete die Station in Warschau um 06 Uhr UTC Regen. Auch in Edinburgh fielen bis zu diesem Zeitpunkt innerhalb von 24 Stunden 4 mm Niederschlag. Das Zentrum des Tiefs THEA II befand sich hingegen mit einem Kerndruck von ebenfalls rund 1005 hPa über Norditalien. Die Okklusion begann südwestlich von Mailand und reichte bis nach Triest, wo sie sich in eine Kalt- und eine Warmfront aufspaltete. Die Warmfront verlief nach Südosten und endete rund 150 km südwestlich von Belgrad. Die Kaltfront erstreckte sich weit nach Südwesten über das Adriatische Meer, Italien, das Mittelmeer und Algerien bis zum Gebirge Rif im nördlichen Marokko. Die Zyklone THEA II brachte intensive Niederschläge, so fielen beispielsweise in Rijeka innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC 72 mm Niederschlag und auch in Venedig wurden im selben Zeitraum 42 mm Regen registriert.

Bereits bis zum darauffolgenden Tag hatte sich das Tief THEA I aufgelöst. Das Zentrum des Tiefs THEA II verlagerte sich derweil nach Norden und befand sich nun westlich von Prag. Die Okklusion des Tiefs THEA II verlief bogenförmig über Polen und reichte anschließend nach Süden, wo sie südlich der Südkarpaten in die Warmfront des im Laufe der vergangenen Nacht neu entstandenen Tiefs THEA III überging und bis zum Zentrum führte , welches mit einem Kerndruck von rund 1015 hPa über dem Ionischen Meer analysiert wurde. Von diesem Zentrum ausgehend verlief des Weiteren eine Kaltfront nach Südwesten, welche östlich von Algier endete. Unter dem Einfluss des Wirbels THEA II bildeten sich im Laufe der Nacht starke Gewitter über Kroatien, bei denen innerhalb von 12 Stunden mehr als 20 mm Niederschlag fielen, so wie beispielsweise in Ogulin mit 37 mm Regen. Auch der Südosten Deutschlands befand sich unter dem Einfluss des Tiefs THEA II. So kam es entlang der Donau zu Niederschlägen. In Straubing fielen innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC 30 mm Regen. In höheren Lagen, wie beispielsweise im Erzgebirge, ging der Regen in der Nacht zu Schnee über, so dass die Station auf dem Fichtelberg am Morgen eine Schneehöhe von 3 cm messen konnte.

Aufgrund der fortgeschrittenen Okkludierung löste sich auch das Tief THEA II bis zum 20.11. auf. Das Tiefdruckgebiet THEA bestand nun noch aus einem Kern, welcher mit einem Druck von rund 1015 hPa ungefähr 100 km westlich von Istanbul lag. Die zugehörige Okklusion begann rund 200 km südlich von Warschau und reichte bis zum Donaudelta, wo sie sich in eine Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief nach Südosten über das Schwarze Meer. Die Kaltfront erstreckte sich nach Süden und endete über dem Mittelmeer. Da das Tief THEA milde Luftmassen in der Höhe mit sich brachte, welche auf bodennahe kalte Luft stießen, kam es in der Nacht in der westlichen Ukraine sowie im Grenzgebiet zwischen Polen und Weißrussland zu Schneefall. Das weißrussische Brest konnte am Morgen eine Schneehöhe von 15 cm messen. Neben Schneefall kam es auch zu gefrierenden Regen, wie dies in Kiew um 06 Uhr UTC gemeldet wurde.

Am 21.11. befand sich das Zentrum des Tiefdruckgebietes THEA über dem Schwarzen Meer. Die Okklusion des Tiefs erstreckte sich nach Nordwesten und nahm nordöstlich der Ostkarpaten bis über den Nordosten Polens Kaltfrontcharakter an. Die zugehörige Warmfront der Zyklone THEA verlief vom Zentrum nach Osten und verließ den Analysebereich der Berliner Wetterkarte in Richtung Georgien. Die Kaltfront erstreckte sich nach Südwesten und ging südöstlich von Ankara in die Warmfront einer anderen Zyklone über. Die Kaltfront des Wirbels THEA verdrängte mit ihrer ostwärts gerichteten Bewegung die in diesem Bereich vorherrschende Subtropikluft, wodurch kalte subpolare Luftmassen einfließen konnten. So wurde an diesem Tag in Sinferopol auf der Krim eine Höchsttemperatur von 6°C erreicht, während es am Vortag noch 20°C waren. Darüber hinaus brachte das Tief THEA weitere Niederschläge. In Kischiniew fielen innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC 69 mm Niederschlag. Anderenorts, wie beispielsweise in der westlichen Ukraine oder im Westen von Weißrussland, fiel der Niederschlag oft als gefrierender Regen oder Schnee.

Bis zum 22.11. verlagerte sich das Zentrum des Tiefs THEA leicht nach Osten und befand sich nun über dem östlichen Teil des Schwarzen Meeres. Vom Zentrum ausgehend reichte eine Okklusion nach Osten und verließ den Analysebereich. Eine weitere Okklusion führte vom Zentrum nach Nordwesten und ging östlich von Wilna in die Okklusion eines anderen Tiefs über. Das Tief THEA löste einige Schauer und Gewitter aus, so fielen in Giresun an der südlichen Schwarzmeerküste innerhalb von 12 Stunden 29 mm Niederschlag.

Im weiteren Verlauf verließ das Tief THEA durch seine ostwärts gerichtete Zugrichtung den Analysebereich der Berliner Wetterkarte in Richtung Georgien und dem Südwesten Russlands, wodurch der Wirbel nicht weiter namentlich verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am 29.12.2014 von Franziska Drathschmidt

Berliner Wetterkarte: 18.11.2014

Pate: Mathea Henriette Meyer