Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
THEKLA
(getauft
am 05.08.2014)
Anfang August 2014 befand sich in der
mittleren Atmosphäre in einer Höhe von ca. 5,5 km über dem zentralen
Nordatlantik ein ausgeprägter Höhenwirbel und über Osteuropa ein bis zum Weißen
Meer reichender Hochdruckkeil, also ein Vorstoß warmer Luftmassen nach Norden.
Dadurch entstand eine Höhenströmung, die von Neufundland über den Nordatlantik
bis zur Iberischen Halbinsel verlief und von dort einerseits über das
Mittelmeer bis nach Israel und andererseits über Frankreich und Skandinavien
bis zum Nordural führte. Unterhalb des Höhenwirbels mit Zentrum südlich der
Danmarkstraße entwickelte sich im Bodenniveau ein Tiefdruckgebiet aus, welches
am 05.08.2014 auf den Namen THEKLA getauft wurde.
Um 02 Uhr MESZ dieses Tages lag das Tief
THEKLA mit einem Kerndruck von etwa 998 hPa auf der Breite von Stockholm
südöstlich von Grönland über dem Nordatlantik. Südwestlich des Zentrums ging
eine Okklusionsfront aus, welche sich auf der gen Norden gerichteten Seite
bogenförmig um das Tief erstreckte, südlich an Reykjavik vorbeiführte und
nordwestlich von Irland den Charakter einer Kaltfront annahm, die teils
verwellt nach Südwesten verlief und später in das Frontensystem eines anderen
Tiefdruckwirbels überging. Eine Okklusionsfront stellt hierbei einen Frontentyp
dar, welcher die Eigenschaften von Warm- als auch von Kaltfront in sich
vereint. Durch den Einfluss des Tiefs kam es in Island zu lokal sehr
unterschiedlichen Niederschlagswerten. Während im Westen hauptsächlich
Sprühregen fiel und nur geringe Mengen von meist unter 1 l/m² registriert
wurden, so war der Sprühregen im östlichen Teil des Landes mit Regen durchsetzt
und führte in 24 Stunden bis 20 Uhr MESZ zu 6 l/m² in Grimsstadir
und 13 l/m² in Skjaldthingsstadir. In Dalatangi konnten sogar in nur 15 Stunden bis 11 Uhr MESZ
17 l/m² gemessen werden.
Bis zum darauffolgenden Tag verlagerte sich
die Zyklone THEKLA nur wenig nach Südosten. Der Kerndruck stieg leicht an und betrug
etwa 1003 hPa. Weiter östlich hatte sich ein kleines Tiefdruckzentrum mit
einem Druck von ca. 1005 hPa gebildet, mit welchem das Tief THEKLA über eine Okklusion verbunden war. Vom Kern dieses Randtiefs verlief
eine Okklusion nach Süden bis etwa 300 km westlich
der Südwestspitze Irlands. Dort, am sogenannten Okklusionspunkt,
spaltete sich die Okklusion in eine Warm- und eine
Kaltfront auf. Die Kaltfront führte nach Südwesten und die Warmfront nach
Südosten, wo sie über dem Süden Irlands die Verbindung zu einem vorlaufenden
Frontensystem herstellte. Dessen Okklusionspunkt
befand sich über der Irischen See, von wo aus sich die Okklusion
nach Nordwesten bis südlich von Island erstreckte. Die dazugehörige Warmfront
wies nach Süden über Wales, die Bretagne bis zur Biskaya und die Kaltfront
verlief nach Südwesten bis nach Südirland. Bis 08 Uhr MESZ wurden infolge des
Durchzugs der Fronten 12-stündig 19 l/m² in Capel Curig, 23 l/m² auf Walney
Island sowie auf der Isle of Portland, 25 l/m² in Carlisle
und 29 l/m² im irischen Finner registriert. In Frankreich
fielen im selben Zeitraum 23 l/m² in Brest, 24 l/m² in Dinard
und 25 l/m² in Saint-Brieuc.
Das Tief THEKLA verlagerte sich bis zum
07.08. nach Osten und wurde um 02 Uhr MESZ dieses Tages mit zwei
Tiefdruckkernen analysiert. Der Wirbel THEKLA I befand sich auf der Länge von
Reykjavik südlich von Island über dem Nordatlantik und besaß einen Kerndruck
von knapp unter 1000 hPa. Die Zyklone THEKLA II, welches das Randtief vom
Vortag darstellte, lag mit ihrem Zentrum und einem Druck von rund 1005 hPa über
dem Seegebiet zwischen Schottland und den Färöer. Eine Okklusionsfront verlief
vom Zentrum des Tiefs THEKLA I nach Osten bis zum Kern des Wirbels THEKLA II
und von dort aus weiter nach Südosten über die Nordsee, die Niederlande, den
Westen Deutschlands bis südöstlich von Paris, wo sie in die Warmfront einer
unbenannten Zyklone über der Bretagne überging. Bis 20 Uhr MESZ wurden im Einflussbereich
des Tiefdrucksystems THEKLA im schottischen Wick und
in dem auf der Insel Lewis and Harris gelegenen Stornoway
5 l/m² Regen innerhalb der vorangegangenen 12 Stunden gemessen. In Finner konnten nochmals 2 l/m² verzeichnet werden. In
Island wurde ebenfalls Regen registriert, der aber nur selten mehr als 1 l/m²
hervorrief. Lediglich die Station Akurnes im Südosten
des Landes meldete durch andauernden und teils starken Regenfall um 20 Uhr
MESZ eine 9-stündige Niederschlagsmenge von 18 l/m².
Das Tief THEKLA wurde am 08.08. mit wieder
nur einem Kern verzeichnet, welcher den Wirbel THEKLA I vom Vortag darstellte.
Dieser blieb stationär und schwächte sich leicht auf 1005 hPa ab. Vom Kern
erstreckte sich eine zunächst nach Westen weisende Okklusion
bogenförmig bis über den Süden Islands, wo sie in die Okklusion
eines Randtiefs überging, welches am Tag zuvor noch mit THEKLA II bezeichnet
wurde und sich im Laufe des Tages auflösen sollte. Vom Kern des Randtiefs
verliefen eine Okklusion nach Nordosten und eine
Kaltfront über Südnorwegen bis über die Nordsee. Außerdem konnte eine weitere
Okklusionsfront analysiert werden, welche westlich des Zentrums vom Tief THEKLA
aus ca. 1000 km nach Süden entlang der Westküste Irlands führte. Durch die
Ausläufer hervorgerufen konnten in Island leichte Niederschläge vermeldet
werden, die einerseits teils schauerartig waren und für eine maximale 24-stündige
Regenmenge von 1,2 l/m² in Dalatangi sorgten. Während
Großbritannien immer mehr unter den Einfluss des heranziehenden Tiefs URSULA
geriet, fielen durch die zu den Britischen Inseln weisende Okklusion
in Irland bis 08 Uhr MESZ innerhalb von 12 Stunden 16 l/m² in Belmullet und 7 l/m² am Johnston Castle.
In den darauffolgenden 12 Stunden wurden in Oak Park
insgesamt 9 l/m² verzeichnet. In Thorshavn auf den Färöer wurde derweil nur 1
l/m² Regen gemessen.
Die Zyklone THEKLA verlagerte sich bis zum
09.08. unter Verstärkung auf etwa 998 hPa leicht nach Osten bis ca. 300 km
nordwestlich von Irland und formierte mit dem über die westliche Nordsee
gezogenen Wirbel URSULA ein Tiefdrucksystem, welches nun West- und weite Teile
Zentraleuropas beeinflusste. Die beiden Tiefdruckzentren waren um 02 Uhr MESZ
dieses Tages mit einer Okklusion verbunden, die in
ihrem Verlauf über den Norden und Osten Schottlands führte. Die zum Tief THEKLA
zuzuordnenden Niederschläge wurden dabei überwiegend in Irland und dem Norden
Schottlands registriert, wobei diese schwächer ausfielen, als jene vom deutlich
wetteraktiveren Tief URSULA. In Island im Norden des Einflussbereichs des
Wirbels THEKLA wurden bis 11 Uhr MESZ innerhalb von 15 Stunden in Stykkisholmur 5 l/m², in Grimsstadir
6 l/m² und in Akureyri 7 l/m² Regen gemeldet. Auch in
Irland konnten mit jeweils 6 l/m² an den Flughäfen in Dublin und Shannon und 4
l/m² auf Sherkin Island nennenswerte 12-stündige Niederschlagsmengen
bis 20 Uhr MESZ gemeldet werden.
Der nach Nordwesten gerichteten Bewegung
des Höhenwirbels folgend zog das Tief THEKLA im Bodenniveau bis zum Folgetag rund
200 km in Richtung Island. Das Tief URSULA konnte nun derweil ein
korrespondierendes Höhentief aufweisen, welches sich östlich der
Shetland-Inseln befand. Allerdings stellte dieses nur ein Randtief dar und der
zur Zyklone THEKLA zugehörige Höhenwirbel blieb das steuernde Druckgebilde über
Westeuropa. Gleichzeitig näherte sich vom Atlantik her der ehemalige Tropensturm
ex-BERTHA, welcher sich um 02 Uhr MESZ dieses Tages
mit seiner Lage südlich der Britischen Inseln bereits am Rande des
Einflussbereichs des Tiefdrucksystems THEKLA-URSULA befand. Zu diesem Zeitpunkt
besaß der Wirbel THEKLA einen leicht verstärkten Kerndruck von etwa 995 hPa.
Vom Zentrum ging eine Okklusion nach Westen aus, wies
nach bogenförmigem Verlauf nach Osten und erstreckte sich nördlich an den
Färöer vorbei bis über den Vestfjord im Nordwesten
Norwegens. Abermals konnten unter dem Einfluss des Tiefs lokal deutlich höhere
Niederschlagsmengen im Osten Islands verzeichnet werden als im Rest des Landes.
Während in Eyrarbakki im Südwesten bis 20 Uhr MESZ
24-stündig nur 0,5 l/m² und in Reykjavik sogar gar kein Niederschlag
registriert wurde, fielen im selben Zeitraum in Skjaldthingsstadir
14 l/m² und in Dalatangi 25 l/m² in Form von
Sprühregen und Regen.
Der Wirbel ex-BERTHA
zog bis zum 11.08. unter Verstärkung weiter nach Nordosten bis über die
schottische Ostküste und verdrängte somit das schwächer ausgeprägte Tief URSULA
nach Norden. Das Tief THEKLA blieb dagegen stationär war aber nun mit seinem
korrespondierenden Höhenwirbel nicht mehr das steuernde Druckgebilde im Bereich
der Britischen Inseln. In der mittleren Atmosphäre bildete sich ein als Dipol
bezeichnetes Tiefdrucksystem, bei dem zwei Tiefdruckzentren nur durch eine Isolinie vom jeweils anderen getrennt sind. Es entsteht
eine hantelförmige Anordnung bei dem die beiden Zentren umeinander rotieren.
Diese befanden sich fast genau über der Lage ihrer zugehörigen Tiefdruckgebiete
im Bodenniveau. Die Zyklone THEKLA besaß weiterhin einen Kerndruck von ca. 995
hPa. Ihre nur noch in der Höhe analysierbare Okklusion
verlief nach zunächst westlichem Verlauf um ihren Kern herum und reichte
schließlich nach Nordosten bis zum Wirbels URSULA mit Zentrum auf halber
Weglänge zwischen Island und Norwegen über dem zentralen Nordmeer.
Die Anordnung als Dipol in der mittleren
Atmosphäre hielt jedoch nicht an. Der zum Tief THEKLA zugehörige Höhenwirbel
schwächte sich ab und konnte am darauffolgenden Tag nicht mehr als
eigenständiges Tiefdruckzentrum analysiert werden. Auch im Bodenniveau
vergrößerte der Wirbel ex-BERTHA seinen Einfluss,
wodurch die schwächer ausgeprägte Zyklone THEKLA in dessen Zirkulation
aufgenommen wurde und somit am 12.08. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte
namentlich verzeichnet werden konnte.
Geschrieben
am 21.09.2014 von Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 07.08.2014
Pate:
Thekla Fery