Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet THERESIA

(getauft am 16.09.2016)

 

Durch das Aufeinandertreffen von mediterraner Warmluft und Kaltluft aus dem Baltikum kam es am 16.09.2016 am Rand des Wirbels STEPHANIE über Tschechien zur Bildung eines neuen Tiefdruckgebietes. Dieses neu entstandene Tief wurde anschließend in einer Prognose für den Folgetag auf den Namen THERESIA getauft.

Am 17.09. befand sich der Kern von Tief THERESIA über Tschechien mit einem Druck von 1010 hPa. Eine Warmfront erstreckte sich nach Nordwesten entlang der Elbe bis zur Deutschen Bucht, wo sie mit dem Frontensystem von Tief STEPHANIE verbunden war. Eine weitere Warmfront führte nach Osten entlang der Ostkarpaten bis zum Donaudelta. Des Weiteren verlief eine Luftmassengrenze unterschiedlichen Charakters nach Süden über die Ostalpen und den Apennin. Der ergiebigste Niederschlag fiel im Bereich der Staulagen des Erzgebirges, am Bayrischen Wald und im niederbayrischen und oberösterreichischen Voralpenland. Die Wetterstationen Fichtelberg und Marienberg im Erzgebirge meldeten in 24 Stunden Regenmengen von 62 mm bzw. 78,7 mm. Die Station Waldmünchen im Bayrischen Wald registrierte in diesem Zeitraum 76 mm. Die Wetterstationen in Straubing in Niederbayern und jene in Schärding in Oberösterreich meldeten im selben Zeitraum jeweils 68 mm. Die größte Regenmenge verzeichnete jedoch die Wetterwarte am Flughafen Salzburg mit 96,1 mm in 24 Stunden. Je nach Höhenlage der Wetterstation wurden unterschiedliche Höchsttemperaturen erreicht. Auf dem Fichtelberg 13°C, in Waldmünchen 17,8°C sowie in Schärding und Straubing 19,8°C bzw. 20,9°C. Im Berliner Raum am Rand des Regengebietes zeigte sich zeitweise auch die Sonne, dadurch wurden hier Höchsttemperaturen je nach Stadtlage zwischen 20°C und 24°C erreicht. Relevante Niederschlagsmengen entlang der Fronten traten noch entlang der Karpaten zwischen Polen und der Slowakei auf, die im Tagesverlauf 20 mm bis 34 mm erreichten. Auch in den Ostalpen gab es verbreitet 20 mm bis 40 mm Niederschlag, in Villach in Kärnten wurden sogar 54 mm in 24 Stunden erreicht. Südlich der Alpen regnete es verbreitet deutlich weniger mit maximal 5 mm im selben Zeitraum. Lokal brachten jedoch Gewitter deutlich ergiebigere Regenmengen, wie beispielsweise in Pisa, wo es in der Nacht bis 06 Uhr UTC, also 07 Uhr MEZ, gewitterte und so eine Niederschlagsmenge von 27,4 mm im Tagesverlauf erreicht wurde.

Am 18.09. lag das Tief THERESIA weiterhin stationär über Tschechien mit einem Kerndruck von 1010 hPa. Eine Warmfront führte nach Osten über die Äußeren Ostkarpaten und die Krim, wo sie mit anderen Systemen verbunden war. Die Kaltfront erstreckte sich nach Südosten über die östliche Pannonische Tiefebene und von dort nach Südwesten über die Balkanhalbinsel bis zum Ionischen Meer. Die ergiebigsten Niederschläge innerhalb von 24 Stunden wurden wieder im Erzgebirge und am Bayrischen Wald registriert. Auf dem Fichtelberg fielen 36 mm Niederschlag und in Milesovka in Böhmen 40 mm im Tagesverlauf. An der Station Churanov im Böhmerwald wurden 30,2 mm registriert. Die Höchsttemperaturen in den höheren Lagen der Mittelgebirge befanden sich zwischen 10°C und 14°C, in den tieferen Gebieten wurden bis zu 20°C erreicht, wie in Regensburg. Entlang der Kaltfront gab es keine großflächigen Niederschläge, jedoch entluden sich an der Adriaküste kräftige Gewitter. Im Ort Tivat an der Bucht von Kotor brachte ein Gewitter am Abend 27 mm Regen. In der kroatischen Hafenstadt Split führten mehrere Gewitter im Tagesverlauf zu 35 mm Niederschlag. In der etwas weiter nördlich gelegenen Stadt Zadar sorgte ein kräftiges Gewitter in den Morgenstunden sowie intensiver Regen am Abend für eine Tagesmenge von 56 mm Niederschlag. Entlang der Adriaküste erreichten die Temperaturen Höchstwerte von spätsommerlichen 23,4°C in Zadar, 25,0°C in Split und 27,3°C in Tivat.

Am 19.09. befand sich der Kern von Tief THERESIA über der Pannonischen Tiefebene. Eine Front unterschiedlichen Charakters erstreckte sich nach Südosten über Rumänien und Bulgarien, von dort weiter nach Westen über Mazedonien bis zu einem neu gebildeten Tief über der Adria. Im Laufe des Tages verlagerte sich der Wirbel THERESIA in Richtung Westen über das Schwarze Meer, wobei feucht-warme Luftmassen in tieferen Schichten nach Osten über Rumänien und kühlere Höhenluft aus nördlicheren Regionen darüber geführt wurden. Dies verursachte verbreitet kräftige Gewitter mit den größten Niederschlagsmengen entlang der Schwarzmeerküste. In Bukarest wurden drei Mal im Tagesverlauf Gewitter gemeldet, um 00 Uhr UTC, zwischen 09 und 12 Uhr UTC und ab 23 Uhr UTC. Diese brachten insgesamt 34 mm Regen im Tagesverlauf. An der Wetterstation der Stadt Sulina im Donaudelta wurden beinah durchgängig Gewitter beobachtet, wobei insgesamt 51 mm Niederschlag fielen. Flussaufwärts, etwa 60 km weiter westlich in der Stadt Tulcea, registrierte die Wetterstation eine Tagesmenge von 66,6 mm Regen, ebenfalls in Verbindung mit Gewittern. In der Hafenstadt Constanta betrug die Tagesmenge 69,2 mm. Trotz der vielen Gewitter wurden milde Höchsttemperaturen zwischen 22,5°C in Tulcea und 24,9°C in Constanta erreicht.

Der Kern des Tiefs THERESIA konnte am Folgetag über dem westlichen Schwarzen Meer mit einem Druck von 1000 hPa analysiert werden. Eine Okklusion, d.h. eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, erstreckte sich nach Westen entlang der Donau und der Inneren Karpaten bis über das Wiener Becken. Eine Warmfront führte nach Osten über die Krim und den Kaukasus. Eine Kaltfront verlief in südlicher Richtung über den Bosporus und die Ägäis. Die Okklusionsfront zeigte sich nur über dem Donaudelta, der nördlichen Walachei und über Siebenbürgen wesentlich wetterwirksam mit ergiebigen Niederschlägen, jedoch ohne Gewitter. Die Wetterstation in Galati an der Donau registrierte innerhalb von 24 Stunden 56 mm Regen. In der Hauptstadt Bukarest waren es im selben Zeitraum 19,6 mm. Die Station von Ramnicu Valcea, welches ungefähr 180 km nordwestlich von Bukarest am Rand der Südkarpaten liegt, meldete 32 mm als Tagesmenge des Niederschlags. In Buzau, ca. 100 km nördlich von Bukarest, waren es 37,6 mm. Die Höchsttemperaturen waren niedriger als am Vortag und lagen zwischen 16,9°C in Galati und 17,2°C in Bukarest. An der Küste des Schwarzen Meeres wurde die 20°C-Marke leicht überschritten. Nördlich des Kaukasus führte die Warmfront des Tiefs THERESIA spürbar wärmere Luft nach Norden. Die Wetterstation des Küstenortes Adler, der am Grenzübergang zu Abchasien liegt und Teil der Stadt Sotschi ist, verzeichnete eine Höchsttemperatur von 33,2°C. Am Vortag wurden noch 27,6°C erreicht. Im September beträgt die durchschnittliche Höchsttemperatur in der Region 24,2°C. Auch im georgischen Kutaisi stellte sich spätsommerliches Wetter ein mit einer Höchsttemperatur von 33,4°C und mit viel Sonnenschein. Entlang der Kaltfront im Westen der Türkei und besonders am Bosporus bildeten sich in der zweiten Tageshälfte verbreitet Schauer und Gewitter. Im Urlaubsort Bodrum im Südwesten der Türkei wurden sogar am Vormittag einzelne Gewitter registriert, die zwischen 06 und 18 Uhr UTC 13 mm Niederschlag brachten. Im westanatolischen Afyon wurde um 16 Uhr UTC sogar Hagel beobachtet, insgesamt fielen im Tagesverlauf 26 mm Niederschlag. In der Hafenstadt Zonguldak am Schwarzen Meer setzte ab 15 Uhr UTC Niederschlag ein, der später mit Gewittern bis Mitternacht für 81 mm Gesamtniederschlag sorgte.

Am 21.09. verlagerte sich der Kern von Tief THERESIA über das Donezbecken mit einem Druck von 1000 hPa. Die Okklusionsfront erstreckte sich nach Südwesten über das Schwarze Meer, Nordwestanatolien und die Ägäis. Die Kaltfront führte nach Süden über den Kaukasus, Anatolien und das östliche Mittelmeer. Die Warmfront erstreckte sich nach Osten in Richtung der Kaspischen Senke. Die Wetterstation im russischen Ort Pallassowka liegt am Rand der Eurasischen Steppe nahe der kasachischen Grenze. Hier wurde beim Durchgang der Warmfront zwischen 03 und 15 Uhr UTC 3 mm Regen registriert, die Höchsttemperatur lag mit 21°C um 1 Grad höher als am Vortag. In Adler bei Sotschi zogen im selben Zeitraum durch die Kaltfront kräftige Gewitter auf, die 63 mm Niederschlag brachten, die Höchsttemperatur betrug nur noch 21,5°C. In Kutaisi stieg die Temperatur noch auf 25,4°C, die Gewitter fielen hier weniger intensiv aus und führten zu einer Niederschlagsmenge von 11 mm zwischen 06 und 18 Uhr UTC.

Bis zum 22.09. verlagerte sich das Tief THERESIA mit seinem Kern über das südliche Zentralrussland, der Druck in diesem stieg auf 1005 hPa. Die Warmfront führte nach Nordosten, die Kaltfront nach Südosten. In Kasan registrierte die Wetterstation den Durchgang der Warmfront in der Nacht und der ersten Tageshälfte, von 15 Uhr UTC am Vortag an fielen hier in 24 Stunden 15 mm Regen. Die Tageshöchsttemperatur wurde mit 16,2°C erreicht, am Vortag waren es hingegen noch 10,1°C. Im russischen Orenburg, das nahe der Grenze zu Kasachstan an den südlichen Ausläufern des Uralgebirges liegt, stieg die Temperatur auf 28,8°C, während die Höchsttemperatur am Vortag noch bei 23,4°C lag. Hier blieb es jedoch trocken. In Wolgograd machte sich der Durchgang der Kaltfront bemerkbar, die am Abend des Vortags schon Niederschlag brachte. Hier betrug die Höchsttemperatur am Vortag noch 20,1°C, während an diesem Tag nur 17,2°C erreicht wurden.

Am 23.09. befand sich das Tief THERESIA mit Kern über der Region Moskau. Die Okklusionsfront erstreckte sich nach Nordosten und spaltete sich ungefähr 1200 km von Moskau entfernt in eine Warm- und Kaltfront auf. In Moskau selbst wurde der Durchzug des Tiefs THERESIA von anhaltenden Regenfällen begleitet, die zwischen 03 und 15 Uhr UTC eine Menge von 6 mm brachten. Daraufhin stellte sich schlechte Sicht durch Dunst ein. Die Stadt Smolensk an der Grenze zu Weißrussland befand sich auf der Vorderseite des Tiefs THERESIA, sodass die Windströmung aus west-nordwestlicher Richtung erfolgte. Die feuchte Luft aus Skandinavien führte hier zu anhaltendem Regen und einer Höchsttemperatur von 8,5°C, zwischen 06 und 18 Uhr UTC fielen 7 mm Niederschlag.

Bis zum 24.09. verlagerte sich das Tief THERESIA noch weiter nach Nordwesten und befand sich mit seinem Kern über dem Gebiet der Stadt Sankt Petersburg. Die Okklusionsfront führte nach Norden über das Weiße Meer, aufgrund der Abschwächung des Tiefs THERESIA fiel die Wetterwirksamkeit allerdings geringer aus. In Sankt Petersburg wurde an diesem Tag anhaltender leichter Regen registriert, der zwischen 06 und 18 Uhr UTC nur eine Menge von 2 mm brachte. Die Höchsttemperatur sank von 13,2°C am Vortag auf 9,0°C. In Murmansk an der Barentssee führte der Frontdurchgang zu einer Niederschlagsmenge von 0,8 mm in 12 Stunden bis 06 Uhr UTC und die Höchsttemperatur von 10,9°C lag um 2,4 Grad höher als am Vortag.

Das Tief THERESIA verlagerte sich in der Folge weiter nach Norden und wurde am 25.09. über der Halbinsel Kola analysiert, der Kern war bereits sehr schwach mit einem Druck knapp unter 1015 hPa. Die Okklusionsfront führte über die Barentssee bis Nowaja Semlja. Eine der wenigen Wetterstationen, die in der Nähe des Tiefs THERESIA waren, ist die Station von Murmansk, an der sehr wechselhaftes Wetter an diesem Tag registriert wurde. Der zeitweise einsetzende Regen brachte zwischen 06 und 18 Uhr UTC 3,0 mm Regen.

Am 26.09. befand sich das Tief THERESIA über der Jamal-Halbinsel mit einem Druck von 1005 hPa. Eine Kaltfront führte nach Süden entlang des Ural-Gebirges, sie hatte aber keine bedeutende Wetterwirksamkeit. Die Station Sejaha auf der Jamal-Halbinsel registrierte im Tagesverlauf zeitweise aufkommenden Dunst und ab 18 Uhr UTC einsetzenden Regen. Die Station Popova im Norden der Halbinsel registrierte ebenfalls zeitweise Regen oder Sprühregen und Böen bis 36 km/h.

Am 27.09. konnte das Tief THERESIA nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

 

Geschrieben am 13.12.2016 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 19.09.2016

Pate: Magdalena Erhard