Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet THOMAS
(getauft am 06.02.2019)
Das Wetter in den gemäßigten Breiten wird maßgeblich vom
Durchzug von Gebieten tiefen und höheren Drucks in der bodennahen Atmosphäre beeinflusst.
Tiefdruckgebiete entstehen durch das Aufsteigen herangeführter Luft im Zentrum und
das dortige entstandene Luftdefizit am Boden. Verstärkung dieses Effekts heißt
hier Verstärkung des Druckunterschiedes zur Umgebung und einem somit geringeren
Kerndruck. Die sogenannten Fronten bilden dabei die Grenzen zwischen verschieden
temperierten, herangeführten Luftmassen. Aufgrund seiner Strömungsrichtung erfährt ein Ort bei
Durchzug eines Tiefdruckgebietes zuerst die Warmfront und den darauffolgenden
Sektor warmer Luft, anschließend folgt die Kaltfront, welche kältere Luftmassen
einleitet. Da sich diese schneller bewegen, holt
die Kaltfront irgendwann die Warmfront ein und eine sogenannte Okklusion
entsteht. Anschließens schwächte sich der Druckunterschied ab. Setzt sich das
Massedefizit vom Boden bis in größere Höhen fort, so nennt man dies Höhentief.
Innerhalb eines Komplexes aus mehreren
Tiefdruckgebieten über dem Atlantik und Nordwesteuropa wurde am 06.02.2019 ein
Tief in Prognose auf den Namen THOMAS getauft. Mit 1000 hPa Luftdruck im
Zentrum lag dieses Tief THOMAS um 01 Uhr MEZ am 07.02. über dem Nordatlantik.
Dabei erstreckte sich eine s-förmige Warmfront nach Südosten und eine Kaltfront
im Bogen nach Südwesten über den Ozean. Während die Zyklone zu diesem Zeitpunkt
von hauptsächlich kalter, maritimer Polarluft umgeben war, wurde im Warmsektor
zwischen den Fronten warme, maritime Subtropikluft herangeführt.
Zum 08.02. zog das Tiefdruckgebiet THOMAS bis zur
Westküste Irlands und verstärkte sich. Um 01 Uhr MEZ verliefen vom Tiefdruckzentrum
mit 970 hPa Luftdruck die Warmfront nach Südost über die britischen Inseln bis über
die Bretagne und die Kaltfront nach Südwesten über den Atlantik. Im Warmsektor, welcher sich im Laufe
des Tages über die Britischen Inseln verlagerte, trat starke Bewölkung auf. In
Dublin fielen bei Südwind der Stärke 6 und Temperaturen zwischen minimal 6°C in
der Nacht und maximal 8°C am Tag 11 mm Niederschlag in 24 Stunden bis 07 Uhr
MEZ des Folgetages. In London stieg die Temperatur durch den Warmlufteinfluss
aus Süden auf maximale 10°C, es wurden außerdem 8 mm Niederschlag durch
Regenschauer vermerkt. Der Tiefdruck war jetzt auch in einer Höhe von rund 5,5
km messbar, wodurch in dieser Höhe ein Vorstoß polarer Luftmassen nach Süden initiiert
wurde. Das Höhentief prägte sich im Tagesverlauf weiter aus. Im Zusammenhang
mit dem Tief THOMAS wurden im Bergland Nordenglands in der Nacht auf den 09.02.
verbreitet Orkanböen gemessen, aber auch im Flachland kam es zu
Windgeschwindigkeiten bis zu 120 km/h, z.B. im schottischen Dundrennan.
Am Boden lag das Tief
THOMAS am 09.02. um 01 Uhr MEZ auf 960 hPa verstärkt über der Nordküste
Schottlands. Eine Okklusion zog sich um das Zentrum
und spaltete sich über der norwegischen Südküste auf. Die Warmfront reichte über
Norwegen und Schweden bis nach Polen. Die Kaltfront zog sich über die
Niederlande und Frankreich bis an die spanische Nordküste. Entlang der Okklusion
und der Fronten trat dichte Bewölkung auf und mit weiterer Okkludierung des
Tiefs schwächten sich die Temperaturunterschiede im Einflussgebiet ab. Auf der
Vorderseite des Tiefs wurden in Oslo bei südöstlicher Anströmung ganztägig
Temperaturen von -2°C gemessen, wobei 11 mm Niederschlag in Form von Regen
fielen. Auch Deutschland stand an diesem Tag unter Einfluss des
Tiefdruckgebietes THOMAS. Im Warmsektor war es in Rostock stark bewölkt und
größtenteils trocken bei einer Tiefsttemperatur von 6°C und einer
Höchsttemperatur von 11°C, dabei wurde eine horizontale Sichtweite von teilweise
über 50 km vermerkt. Auf der Rückseite wurden in London bei frischem
Südwestwind rund 2 mm Niederschlag und ebenfalls 11°C Tageshöchsttemperatur
gemessen, im walisischen Trawscoed waren es 20 mm Niederschlag.
Zum 10.02. verlagerte sich das Tiefdruckgebiet
THOMAS Richtung Nordosten, okkludierte und spaltete sich in zwei Kerne auf. Der
Tiefdruckkern THOMAS I lag um 01 Uhr MEZ mit einem Luftdruck von 975 hPa noch
vor der Küste Südnorwegens, THOMAS II befand sich mit 980 hPa Kerndruck über
der Region Trondheim. Die Okklusionsfront reichte von diesen Zentren über die
Ostsee und das Baltikum bis über die Karpaten. Auf der Vorderseite des Tiefs
fiel in Helsinki bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt 24-stündig bis 01
Uhr MEZ 9 mm Niederschlag in Form von Regen und Schneeregen. Im Zentrum des
Geschehens wurde in Trondheim Glatteisregen beobachtet bei Tageshöchsttemperaturen
von +3°C und Tiefsttemperaturen von -3°C. Auf der Rückseite war es in Uppsala unter Einfluss der Luft der mittleren
Breiten mit Tiefsttemperaturen um +2°C schon etwas wärmer, jedoch setzte
sich der Niederschlag auch hier fort.
Sich langsam abschwächend lag das Tiefdruckzentrum
THOMAS I am 11.02. um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von 990 hPa über Südschweden.
Vom Zentrum ausgehend erstreckte sich eine Kaltfront bis über Nordschottland. Die
Okklusion verlief nach Nordosten bis zum Tiefdruckkern THOMAS II, welcher zu
diesem Zeitpunkt mit einem Kerndruck von etwa 985 hPa über der finnisch-schwedischen
Grenze lag. Die Temperaturunterschiede im Einflussbereich der Zyklone
verringerten sich und so wurden in Oslo auf der Rückseite des Tiefs THOMAS Tagesextremtemperaturen
von -3°C und +4°C gemessen. Am frühen Morgen noch auf der Vorderseite liegend
fielen in Helsinki rund 7 mm Schneeregen bei Temperaturen knapp über dem
Gefrierpunkt.
Am 12.02. um 01 Uhr MEZ war nur noch ein
Tiefdruckkern mit 990 hPa über der Barentssee zu sehen, wobei nordostwärts eine
Warmfront und Richtung Südwesten eine Kaltfront abging. Im gesamten
Einflussgebiet herrschte maritime Arktikluft vor, weshalb in Murmansk
Tagestiefsttemperaturen von -6°C erreicht wurden. Es war auch verbreitet
Schneefall und Schneeschauer zu verzeichnen, wobei in Archangelsk und Murmansk
jedoch weniger als 1 mm Niederschlag fielen. Trotz Abschwächung am Boden war
der Einfluss tiefen Drucks in einer Höhe von rund 5,5 km wieder sichtbar.
Mit unverändertem Luftdruck blieb das Tief THOMAS
zum 13.02. fast stationär über der Barentssee stehen, auch die Fronten verlagerten
sich nur etwas ostwärts. In Murmansk blieben die Temperaturen ganztägig bei
-5°C, während sie in Archangelsk ebenfalls fast unverändert um den Gefrierpunkt
lagen. An beiden Orten wurde Schneefall aufgezeichnet. In der Höhenströmung war
der Tiefdruckeinfluss gesunken, jedoch noch sichtbar.
Zum 14.02. verlagerte sich Tief THOMAS bei
gleichbleibendem Druck nach Osten bis über das Nordsibirische Tiefland, wo es im
Laufe des Tages aus dem betrachteten Gebiet von Europa und dem Nordatlantik verschwand.