Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet THOMAS

(getauft am 21.02.2013)

 

Am 21. Februar 2013 wurde ein Tiefdruckgebiet nordwestlich der Iberischen Halbinsel in der Prognose für den Folgetag auf den Namen THOMAS getauft. Bis zum Morgen des 22. Februar entwickelte sich über dem Seegebiet zwischen den Azoren und der portugiesischen Westküste der Wirbel THOMAS als Randtief eines weiter nördlich gelegenen Tiefdruckkomplexes über dem Nordatlantik, der sowohl am Boden, als auch im 500 hPa-Luftdruckniveau, was etwa 5,5 Kilometer Höhe entspricht, zu erkennen war. Der Kerndruck im Zentrum des Bodentiefs THOMAS betrug zum Zeitpunkt der Taufe knapp unter 1000 hPa. Eine kurze Warmfront ging von dort nach Südosten bis etwa 300 km westlich von Lissabon aus. Eine Kaltfront zog sich vom Tiefdruckzentrum in südwestlicher bis westlicher Richtung bis ungefähr 800 km südlich der Azoren, wo der Anschluss zu einer Warmfront bestand, welche zu einem unbenannten Tief östlich von Neufundland gehörte. Im Tagesverlauf verlagerte sich der Wirbel THOMAS nach Osten über die Iberische Halbinsel. Bis zum Morgen des 23. Februar fielen im Einflussbereich seiner Fronten gebietsweise zweistellige 24-stündige Niederschlagsmengen, wie in Lissabon mit 15 Liter pro Quadratmeter und im spanischen Barcelona mit 18 l/m². In der nordmarokkanischen Hafenstadt Tanger kamen, hauptsächlich mit dem Durchzug der Kaltfront und damit verbundenen Schauern und Gewittern, 13 l/m² zusammen.

Am nächsten Tag befand sich das Zentrum des Tiefdruckgebietes THOMAS mit einem Kerndruck von etwas unter 1000 hPa bei den Balearen, knapp westlich von Mallorca. Nach Osten verlief eine Warmfront bis südöstlich von Sardinien, um dort in eine Kaltfront eines unbenannten Adriatiefs überzugehen. Eine zum Tief THOMAS zugehörige Kaltfront ging von dessen Zentrum zunächst in südlicher Richtung bis vor die algerische Küste in Höhe von Algier aus, um dann nach Westen bis Südwesten entlang des nordafrikanischen Küstenbereichs zu verlaufen und einige Hundert Kilometer westlich der Kanarischen Inseln zu enden. Außerdem verband eine kurze Okklusionsfront, also eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, das Zentrum des Tiefs THOMAS mit einem unbenannten Tief über dem Westen der Iberischen Halbinsel. In Algier stieg die Temperatur aufgrund der Zufuhr kühlerer Luftmassen auf der Rückseite der Kaltfront tagsüber lediglich auf 17°C, während sie dort am Vortag vor der Kaltfront noch bei 20°C gelegen hatte. Dazu fielen in Algier bis zum Morgen des Folgetages 8 l/m² Regen. Mit Verlagerung des Tiefs THOMAS nach Nordosten fielen auch in anderen Regionen teils kräftige Niederschläge, die in Ajaccio auf Korsika zu einer Summe von 11 l/m² und im italienischen Florenz zu 26 l/m² führten.

Am 24. Februar zeigte die Analyse des Bodendruckfeldes in der Berliner Wetterkarte, dass sich das Tief THOMAS während seiner Verlagerung nach Nordosten mit dem zuvor angesprochenen Adriatief zusammengeschlossen hatte und sowohl am Boden als auch in der Höhe, hier als sogenannter Kaltlufttropfen, als kräftiger Tiefdruckkomplex zu sehen war. Der Hauptkern des Tiefdrucksystems lag mit etwas unter 1000 hPa über Norditalien, weiterhin gab es einen Nebenkern über der Region von Bosnien und Herzegowina. Vom Hauptkern nach Südwesten ausgehend, verlief eine Okklusionsfront über Korsika bis zur spanischen Ostküste. Eine weitere Okklusionsfront reichte von Norditalien nach Nordosten bis etwa zum Dreiländereck von Slowenien, Österreich und Ungarn. Daran schloss sich nach Norden eine bogenförmige Warmfront an, die ungefähr über Wien, Prag und Berlin bis zur Pommerschen Bucht verlief. Vom Ende der zuvor erwähnten Okklusionsfront über dem Dreiländereck von Slowenien, Österreich und Ungarn bis zum Nebenkern des Tiefs THOMAS zog sich eine kurze weitere Okklusionsfront, während sich südlich des Nebenkerns die Luftmassengrenze in Form einer Kaltfront fortsetzte. Diese beschrieb einen großen Bogen über dem zentralen und westlichen Mittelmeerraum, Teilen Nordafrikas, überquerte die Adria und das südliche Italien, um dann über Tunesien, Algerien und das nördliche Marokko bis an die Südspitze Spaniens zu verlaufen. In Nordafrika wurden wiederum gewittrige Schauer beobachtet, die zum Beispiel in Algier bis zum Morgen des Folgetages 4 l/m² brachten. Im Mittelmeerraum registrierten unter anderem Florenz mit 18 l/m² und das kroatische Dubrovnik mit 21 l/m² beachtliche Mengen im Einflussbereich des Tiefdruckzentrums. Die langsam von Ost nach West ziehende und damit im meteorologischen Sinne rückläufige Warmfront über dem östlichen Mitteleuropa sorgte im Osten und Südosten Deutschlands für teils auch zweistellige Niederschlagssummen. Am Nürnberger Flughafen kamen 10 l/m² zusammen, und dank Temperaturwerten um den Gefrierpunkt fiel der Niederschlag als Schnee, welcher die Schneedecke von 4 auf 15 cm steigen ließ. Auf dem Fichtelberg im Erzgebirge kamen 9 l/m² zusammen.

Am 25. Februar lag das Tiefdruckgebiet THOMAS über Korsika und dem Ligurischen Meer und besaß einen Kerndruck von knapp 1010 hPa. Etwas nördlich von Marseille ausgehend, zog sich eine Okklusionsfront nach Osten über Südfrankreich und das norditalienische Alpenvorland bis zur Halbinsel Istrien, wo sich am Okklusionspunkt eine Warmfront und eine Kaltfront trafen. Die Warmfront beschrieb einen Bogen um die östlichen Alpen herum bis über die Gegend von Wien, um dann in nordwestlicher Richtung über Tschechien bis nach Niedersachsen zu verlaufen. Sie brachte bis zum Morgen des Folgetages in Deutschland eine maximale Niederschlagssumme von je 7 l/m² in Wernigerode am Nordrand des Harzes und in Nörvenich in der Zülpicher Börde westlich von Köln. Die Kaltfront zog sich über die Adria und das Ionische Meer bis nach Libyen, wo sie sich nach Süden bis jenseits des Kartenrandes der Berliner Wetterkarte fortsetzte. Die letztgenannte Luftmassengrenze sorgte auf der nordwestgriechischen Insel Korfu für 29 l/m² Niederschlag bis zum Morgen des Folgetages, wobei sich dort ein eigenständiges, kleinräumiges Tiefdruckgebiet entwickelte. An der Wetterstation Ajaccio fielen 23 l/m² Niederschlag im gleichen Zeitraum in Zusammenhang mit dem Tief THOMAS.

Am 26. Februar lag der Wirbel mit einem Kerndruck von 1015 hPa westlich von Korsika und Sardinen. An diesem Tag waren keine in direktem Zusammenhang zum Tief THOMAS stehenden Fronten zu erkennen. An den in der Nähe liegenden Stationen wurden jedoch noch Niederschlagsmengen, sowie teils dichtere Wolken registriert, ebenso wie am Folgetag, an dem sich die Zyklone ebenfalls ohne erkennbare Fronten zwischen Korsika, Sardinien und den Balearen befand und einen Kerndruck von ungefähr 1020 hPa aufwies. Bis zum 28. Februar konnte sich der Wirbel THOMAS aber durch ein unbenanntes Boden- und Höhentief, welches aus Richtung der Kanarischen Inseln nach Nordosten zog, erneut intensivieren.

An diesem Tag lag das Zentrum des Tiefs THOMAS mit einem Kerndruck von etwas unter 1010 hPa über der algerischen Küste westlich von Algier. Nach Osten zog sich eine Warmfront entlang der Küste bis über das algerisch-tunesische Grenzgebiet. In westlicher Richtung war ebenfalls eine Warmfront zu erkennen, die bis zu einem unbenannten Tief mit Zentrum über dem äußersten Süden von Spanien verlief. Während die Niederschlagssumme bis zum Morgen des Folgetages auf der Baleareninsel Mallorca an der Station Palma bei 10 l/m² lag, wurden in den Küstenorten Valencia mit 44 l/m² und Barcelona mit 42 l/m² noch deutlich höhere Mengen registriert.

Am 01. März war das Tiefdruckgebiet THOMAS mit einem Kerndruck von etwas unter 1010 hPa wetterbestimmend für große Teile des westlichen Mittelmeerraumes. Von der spanischen Costa Blanca ausgehend, zog sich eine Okklusionsfront bis südöstlich von Mallorca zum Okklusionspunkt. Von dort verlief eine Warmfront über das nördliche Sardinien bis zum Tyrrhenischen Meer, während eine Kaltfront vom Okklusionspunkt in einem Bogen in südlicher Richtung bis weit über das algerische Hinterland und den Rand der Berliner Wetterkarte hinaus, zu analysieren war. Bis zum Morgen des 02. März wurden sowohl in Cagliari im Süden von Sardinien als auch in Tunis jeweils 14 l/m² erreicht, und das sizilianische Catania sowie Algier registrierten je 16 l/m².

Das Tiefdruckgebiet THOMAS hatte sich bis zum Folgetag mit seinem Kern, in dem ein Druck von etwas unter 1005 hPa gemessen wurde, nach Sardinien und Korsika verlagert. Gleichzeitig bildete sich südlich der Balearen am Ende einer vom Hauptkern ausgehenden Okklusionsfront ein unbenannter Nebenkern aus. Zudem hatte die Warmfront Teile des süditalienischen Festlandes erreicht und überquert, während die Kaltfront über Sizilien verlief und sich bis nach Libyen nach Süden zog. Die höchste Niederschlagssumme in der Region bis zum Morgen des nächsten Tages meldete Heraklion auf der griechischen Insel Kreta mit 8 l/m².

Am 03. März war das Tiefdruckgebiet THOMAS mit seinem Zentrum und einem Kerndruck von etwa 1010 hPa über dem Ionischen Meer zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen. Südlich von Italien begann eine bogenförmige Okklusionsfront, die entlang der westlichen und südlichen Küste von Griechenland bis über die Region von Kreta reichte, wo am Okklusionspunkt eine Warmfront und eine Kaltfront zusammentrafen. Die Warmfront erstreckte sich über das östliche Mittelmeer, den Nahen Osten und reichte über den Rand der Berliner Wetterkarte hinaus. Die Kaltfront verlief nach Süden über das Grenzgebiet von Libyen und Ägypten und reichte ebenfalls über den Rand des Kartenausschnittes der Berliner Wetterkarte hinaus. Im weiteren Verlauf wurde das Tief THOMAS durch den zunehmenden Hochdruckeinfluss über Mitteleuropa nach Osten abgedrängt und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben von Heiko Wiese

Berliner Wetterkarte: 25.02.2013

Pate: Thomas Böttinger