Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet TIFFANY
(getauft am 16.02.2018)

 

Am 16. Februar wurde ein Tiefdruckgebiet in der Prognose der Berliner Wetterkarte auf den Namen TIFFANY getauft. Der Wirbel bildete sich über dem zentralen Nordatlantik, angetrieben durch einen Höhentrog, ein Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden im 500 hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht.

In den folgenden 24 Stunden verstärkte sich der Tiefdruckwirbel TIFFANY und lag am 17. Februar um 01 Uhr MEZ, was 00 Uhr UTC entspricht, mit seinem Zentrum ungefähr 500 km südlich von Grönland. Vom Kern des Tiefs TIFFANY ging in östliche Richtung eine etwa 800 km lange Warmfront aus, die unter weiterer Verstärkung maritime Subtropikluft nach Europa brachte und den Einfluss des Azorenhochs, das kräftige Hochdruckgebiet im Bereich der Azoren im Nordatlantik, abschwächte. Eine kürzere, ca. 500 km lange bogenförmige Kaltfront befand sich weiter westlich.

Zum 18. Februar verstärkte sich das Tiefdruckgebiet TIFFANY zu einem Sturmtief und verlagerte sein Zentrum, in dem der Bodendruck etwa 975 hPa betrug, weiter ostwärts. Zum Kern, der ungefähr 400 km südlich von Grönland lag, gehörten eine ca. 200 km lange Okklusionsfront sowie eine Warm- und Kaltfront. Die Warmfront verlief in einem Bogen Richtung Südosten über den Nordatlantik und Irland bis nach Nordportugal. Die Kaltfront befand sich weiter westlich und erstreckte sich über dem westlichen Nordatlantik bis zu den USA. Ein Sturmtief ist ein Tiefdruckgebiet, das mit sehr niedrigem Kerndruck und demzufolge mit hohen Windgeschwindigkeiten verbunden ist. Der mittlere Wind muss verbreitet mindestens Stärke 7, d.h. 50 bis 61 km/h betragen, in Böen mindestens Stärke 9, was 75 bis 88 km/h entspricht, erreichen. Sturmtiefs entwickeln sich, wenn durch die Überlagerung von bodennaher Warmluft und Höhenkaltluft extreme vertikale Temperaturunterschiede auftreten. Die dadurch entstehende labile Schichtung wird durch starke Auf- und Abwinde abgebaut, die zur Wolken- und Niederschlagsbildung führen. Die Schichtung ist labil, wenn die Temperaturänderung eines Luftpakets bei Vertikalbewegungen kleiner ist als die seiner Umgebungsluft. Es ist eine der wichtigsten Voraussetzungen der Schauer- und Gewitterentstehung. Infolge der Labilisierung bildeten sich über Nordspanien zahlreiche Schauer, die bis zum nächsten Morgen gebietsweise 24-stündige Niederschlagsmengen über 30 mm brachten. In Areso und Errenteria wurde am 19. Februar bis 07 Uhr MEZ 30,4 bzw. 43,4 mm an Niederschlag gemessen.

Bis zum Folgetag zog sich das Bodentief TIFFANY etwas weiter nach Nordosten. Zum Kern, in dem der niedrigste Druckwert mit knapp unter 965 hPa erreicht wurde, gehörte eine etwa 500 km lange bogenförmige Okklusionsfront sowie eine Warm- und eine Kaltfront. Bei einer Okklusion handelt es sich um eine Mischfront, die Kalt- und Warmfronteigenschaften aufweist. Bei diesem Prozess holt die schneller ziehende Kaltfront die Warmfront ein, wodurch sich eine Mischfront, also eine Okklusion, bildet. Der Okklusionspunkt an dem die Warm- und Kaltfront zusammentreffen, lag am 19. Februar um 01 Uhr MEZ ungefähr über Reykjavik. Die vom Okklusionspunkt abgehende Warmfront beeinflusste das Wetter von Großbritannien und Westeuropa. Sie erreichte nachts zuvor Island und brachte bis 07 Uhr MEZ zum Teil mehr als 30 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden. In Sandbudir fielen 34,6 mm, in Bruaroaefi entstand eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 108,3 mm. In der herangeführten maritimen Subtropikluft stieg die Temperatur in Glasgow und Edinburgh tagsüber um 2 bzw. 4°C vom Vortag auf 10 und 12°C. Die Kaltfront befand sich etwas westlich und verlief über dem zentralen Nordatlantik bis zu den Azoren.

Zum nächsten Tag zog das Sturmtief TIFFANY mit seinen Ausläufern weiter nach Nordosten, wobei es leicht abgeschwächt wurde. Das Zentrum des Wirbels TIFFANY lag am 20. Februar um 01 Uhr MEZ zwischen Grönland und Island mit Bodendruckwerten von ca. 980 hPa im Kern. Entlang der ca. 1600 km langen Okklusionsfront kam es in Island und Schottland verbreitet zu Regenfällen. In Jan Mayen wurde um 07 Uhr MEZ eine Tiefsttemperatur von 3°C mit Windstärke 7 gemeldet. Unter den dichten Regenwolken, die bis 18 Uhr MEZ eine Niederschlagsmenge von 5 mm brachten, stieg die Temperatur um 0,5 Grad vom Morgen auf 3,5°C. Die lange Okklusionsfront verlief bis Edinburgh, wo sich der Okklusionspunkt befand. Von hier aus erstreckte sich die Warmfront über den Benelux-Staaten bis zu den westlichen Alpengebieten. In der nordatlantischen Meeresluft bildete sich in der Nacht in Brüssel dank der hohen Luftfeuchtigkeit mit Werten über 80% feuchter Dunst aus, der bis zu den späten Vormittagsstunden anhielt. Die Kaltfront verlief über England und der Nordsee bis zum zentralen Nordatlantik. In ihrem Einflussbereich in Brest bleib es mild, hier wurde eine Tageshöchsttemperatur von 10,1°C gemessen.

Im Laufe des Tages verlagerte sich das Tiefdruckgebiet TIFFANY weiter nach Norden und befand sich mit seinem Zentrum über Daneborg. Zum Kern gehörten eine lange Okklusionsfront sowie eine kurze Kaltfront. Der 21. Februar war in Nordeuropa verbreitet ein Eistag. Der Eistag ist die meteorologisch-klimatologische Bezeichnung für einen Tag, an dem die Lufttemperatur stets unter 0°C bleibt. In der maritimen Arktikluft ging die Temperatur in der Nacht zum 21. Februar in Trondheim und Oslo auf -6 sowie -10°C zurück und tagsüber erwärmte sich die Luft bis -2 sowie -4°C. Am Flughafen Schiphol in Amsterdam wurde ab den späten Abendstunden des Vortages feuchter Dunst mit Sichtweiten unter 5 km beobachtet, der sich erst am 21. Februar in den Mittagsstunden auflöste.

Der Wirbel TIFFANY lag am 22. Februar mit seinem Zentrum ca. 250 km westlich von Jan Mayen. Seine Okklusionsfront verlief nach Südosten über Norwegen und Schweden bis Norddeutschland zwischen den Hochdruckgebieten GERD und FRITZ über Skandinavien. Dank der in immer größeres Gebiet vordringenden Kaltluft kam es zur Verdrängung der warmen Luftmassen in Bodennähe. Obwohl in Kopenhagen und Malmö die Höchsttemperatur am Vortag bei 3,7 und 2,4°C lag, konnten dank dem Zufluss nordatlantischer Subpolarluft am 22. Februar maximal 1,9 sowie 1,3°C gemessen werden. An diesem Tag war der Wirbel TIFFANY nach 7 Tagen Lebensdauer zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen.