Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet TILLA

(getauft am 01.05.2010)

 

Am Rande eines ausgeprägten Langwellentroges in der mittleren Troposphäre in 500 hPa (ca. 5,5 km Höhe) bildete sich aufgrund starker Temperaturgradienten ein kleiner Wirbel über der Biskaya aus, der am 01.05.2010 in der Prognose auf den Namen TILLA getauft wurde. Zum Zeitpunkt der Taufe lag die Zyklone mit einem Kerndruck von 1008 hPa über London. In den folgenden Stunden erfolgte eine langsame Verlagerung der Zyklone nach Osten, sie lag um 12 UTC am 02.05.2010 über Westbelgien. Dabei wurde ein ungewöhnlich starker Windsprung über den Niederlanden beobachtet. In Zeebrügge herrschte Ostwind von 18 Knoten, während im kaum 30 Km entfernten Oostende (Belgien) schon Westsüdwestwind von 9 Knoten beobachtet wurde. In den folgenden 24 Stunden und im Verlauf des Vormittages des 03.05.2010 verlagerte sich die Zyklone TILLA langsam weiter über Deutschland hinweg nach Osten und lag gegen Mittag über Zentralpolen. Im Bereich der Frontalzone fiel verbreitet ergiebiger Regen. So wurden im Berliner Raum mehr als 10 l/m² gemessen. Die gleiche Summe fiel etwas südlich in Manschnow (Brandenburg) durch eingebettete Schauer innerhalb von 3 Stunden. Im Norden regnete es mit Niederschlagssummen weit jenseits der 10 l/m² deutlich mehr, z.B. Hamburg mit 25 l/m². An den Hängen der Alpen akkumulierte sich der Niederschlag in Staulagen sodass in einzelnen Gebirgstälern im Tessin bis zu 84 l/m² Regen fielen. Selbst auf der Alpensüdseite regnete es ergiebig, wie in Mailand mit 42 l/m². Durch den anhaltenden Regen blieb es vielerorts sehr kühl, so wurde die 10°C - Marke als Höchsttemperatur in Hamburg  nicht erreicht. Bis zum 04.05.2010 hatte sich der Wirbel TILLA weiter nach Osten über das Baltikum verlagert. Entlang der Kaltfront die vom Baltikum über Weißrussland, der Westukraine bis hinunter an die Adria reichte fiel teils ergiebiger Niederschlag, so wurden in Minsk, Weißrussland 26 l/m² erfasst, oder auch Ljubljana, Slowenien mit 11 l/m². In den folgenden Stunden verlagerte sich der Wirbel TILLA entlang der Höhenströmung rasch nach Nordosten und lag am 05.05.2010 mit einem Kerndruck von unter 1010 hPa über dem Weißen Meer bei Archangelsk, Russland. Im Frontalbereich des Wirbels kam es weiterhin zu leichten Niederschlägen, die aber nicht mehr signifikant ausfielen. Bis zum Folgetag hatte sich die Zyklone weiter nach Nordosten und lag mit einem unveränderten Kerndruck über der europäischen Nordmeerküste Russlands. Bis zum 07.05.2010 verlagerte sich Tief TILLA unter leichter Verstärkung weiter nach Osten. Aufgrund großer Temperaturunterschiede entstanden einzelne Gewitter, sowie teils ergiebiger Niederschlag über dem Unterlauf des Ob. Bis zum 08.05.2010 hatte sich der Wirbel TILLA weiter nach Osten außerhalb des Kartengebietes verlagert und wurde fortan nicht mehr auf der europäischen Wetterkarte geführt.

 

Geschrieben am 03.06.2010 von Tobias Mahnkopf

Ausgewählte Berliner Wetterkarte: 02.05.2010

Pate: Mathilde Polland