Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  TILO

(getauft am 06.11.2007)

 

Am 5. November 2007 bildete sich im Schlepptau des ehemaligen tropischen Wirbelsturms NOEL vor der Küste von Neufundland ein Tiefdruckgebiet, das am 6. November auf den Namen TILO getauft wurde. Am 6. November war allerdings auf der Berliner Wetterkarte von 1 Uhr Weltzeit (2 Uhr Mitteleuropäische Zeit) kein großes und klar abgegrenztes Tiefdruckgebiet mit einem Kern und Fronten zu erkennen, sondern es handelte sich beim Druckgebilde TILO mehr um eine Welle in einer Luftmassengrenze, die sich auch ungefähr entlang des Strahlstroms (Jetstream) erstreckte.

Am 7. November befand sich das Tiefdruckgebiet TILO südlich der Südspitze von Grönland, erst zum 8. November konnte sich ein kräftiges Zentrum ausbilden. Der Kern zwischen Island und den Faröer-Inseln hatte einen Druck von etwa 980 hPa. Die Warmfront des Tiefdruckgebietes TILO verlief bis in die Nordsee und die Kaltfront reichte weit auf den Atlantik hinaus bis zu einer Position von ungefähr 55° nördlicher Breite und 30° westlicher Länge. Knapp südlich dieses Punktes lag ein Hochdruckgebiet mit einem Druck von 1030 hPa. Der starke Luftdruckunterschied um das Tiefdruckgebiet TILO herum bewirke einen starken Wind, in der Höhe war das Tiefdruckgebiet nach Süden „ausgetropft“, ein Sturmtief hatte sich entwickelt. An der Station Stornoway auf den zu Schottland gehörenden Äußeren Hebriden wurde als Mittelwind eine Geschwindigkeit von 57 km/h gemessen, dies ist Windstärke 7. Auf dem Europäischen Wetterbild vom 8. November erkennt man geradezu als Paradebeispiel eines Tiefdruckgebietes die oben beschriebenen Fronten und kann dies auch gut mit der Bodenwetterkarte vergleichen.

Bis zum 9. November war das Tiefdruckgebiet TILO bis nach Südskandinavien gewandert. Der Kerndruck war mit ca. 975 hPa sogar noch etwas geringer als am Vortag und die Kaltfront brachte auch über Deutschland starken Wind und kalte Luft aus Norden: Zwischen 990 hPa auf Rügen und 1030 hPa im Saarland bestand über Deutschland ein Druckgradient von ca. 40 hPa, so dass in Berlin bis zum Nachmittag Böen bis 20,6 Meter pro Sekunde (stürmischer Wind, Windstärke 8) und ein Mittelwind von bis zu 9,1 Meter pro Sekunde (immerhin Windstärke 5) gemessen wurden. Auf dem Brocken gab es zeitweise Sturm- und Orkanböen (Windstärke 12, 33 Meter pro Sekunde). Im Vergleich zum Vortag wurden am 9. November an einigen Stationen um 3-5°C niedrigere Temperaturen erreicht.

Am 10. November hatte sich das Tiefdruckgebiet TILO etwas abgeschwächt und war bis zur mittleren Ostsee gewandert, hinter dem Tiefdruckgebiet TILO wurde weiterhin kalte Luft aus polaren bzw. arktischen Regionen bis nach Mitteleuropa geführt. Deshalb und wegen vieler Wolken wurden in Berlin-Dahlem nur knapp 5°C erreicht. Am 11. November war das Tiefdruckgebiet TILO weiterhin über dem Gebiet der mittleren Ostsee zu erkennen, wie am 12. November, wo das Tiefdruckgebiet TILO zum letzten Mal auf der Berliner Wetterkarte als eigenes Druckgebilde sichtbar war.

 


Geschrieben am 03.12.2007 von Heiko Wiese

Wetterkarte: 08.11.2007

Pate: Kai Schumacher