Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet TINO

(getauft am 18.09.2013)

 

Mitte September bildete sich über dem Nordatlantik ein neues Tiefdruckgebiet aus. Als ersichtlich wurde, dass dieses für das Wettergeschehen in Europa von Bedeutung sein würde, wurde es am 18.09. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen TINO getauft.

Am 19.09. befand sich das Tiefdruckgebiet TINO mit seinem Kern über dem östlichen Nordatlantik, knapp 600 km westlich der Westküste Irlands. Im Zentrum des Tiefs lag der Druck bei etwas unter 995 hPa. Bereits an diesem ersten Tag verfügte der Wirbel über eine Okklusionsfront. Beim Prozess der Okklusion holt die nachfolgende Kaltfront die vorlaufende Warmfront ein, wodurch sich eine Mischfront ausbildet, die sogenannte Okklusionsfront. Diese zog sich vom Zentrum des Druckgebildes ca. 100 km nach Südosten, bis zum Okklusionspunkt, an dem sich die Front wieder in eine Warm- und eine Kaltfront aufteilte. Die Warmfront verlief in süd-südöstlicher Richtung bis zum Westrand des Golfs von Biskaya, während sich die Kaltfront einige Tausend Kilometer weit nach Südwesten, bis weit über den Nordatlantik erstreckte. In Gebieten, die von den Fronten überzogen wurden, kam es verbreitet zu teils ergiebigen Niederschlägen. Dies betraf vor allem Irland und Großbritannien. An der Wetterstation der schottischen Stadt Edinburgh wurden beispielsweise innerhalb
von 6 Stunden zwischen 08 und 14 Uhr MESZ insgesamt 7 l/m² Niederschlag aus leichtem bis mäßigem Regen mit und ohne Unterbrechungen registriert. Im nordirischen Belfast wurde zwischen 05 und 08 Uhr MESZ die gleiche Regenmenge von 7 l/m² gemessen. Zwischen 05 und 12 Uhr MESZ fiel in der irischen Hauptstadt Dublin eine Regenmenge von 5 l/m², zum Teil auch aus Schauern. An diesem Tag konnten außerdem hohe Windgeschwindigkeiten registriert werden. Dabei ermittelte die Station am Flughafen von Dublin gegen 19 Uhr MESZ eine Geschwindigkeit von ca. 20 m/s, was auf der Beaufortskala der Windstärke 8, einem „Stürmischen Wind“, entspricht. Im englischen Plymouth wurden gegen 14 Uhr MESZ sogar Windgeschwindigkeiten von 26 m/s gemessen. Dies entspricht der Windstärke 10, bzw. „Schweren Sturm“.

Bis zum 20.09. hatte sich die Zyklone TINO fast 2000 km weiter in Richtung Osten verlagert und befand sich nun mit ihrem Zentrum über der Deutschen Bucht. Ihr Kerndruck hatte sich dabei auf einen Wert von ca. 1009 hPa stabilisiert. Die Okklusionsfront reichte vom Kern des Tiefs ausgehend bis Nordostfrankreich. Von dort aus verlief eine Warmfront in südwestlicher Richtung bis zur französischen Stadt Bordeaux. Die Kaltfront des Tiefdruckgebietes TINO erstreckte sich hingegen in einem südwestlichen Bogen über Frankreich bis zum Golf von Biskaya. Auch an diesem Tag gab es nahe den Fronten nochmals vereinzelte Niederschläge. Dabei wurden die meisten Niederschläge im Raum Deutschlands registriert. Die größten Regenmengen wurden auf dem Großen Arber im Bayrischen Wald mit 19 l/m² zwischen 08 und 20 Uhr MESZ und dem Fichtelberg im Erzgebirge mit knapp 12 l/m² zwischen 08 Uhr und 02 Uhr MESZ des Folgetages erreicht. Der Niederschlag fiel hier vor allem als Regen und Sprühregen. Aber auch tiefer gelegene Stationen wie etwa Lindenberg in Brandenburg registrierten teils hohe Niederschlagssummen. Hier wurden zwischen 20 Uhr und 02 Uhr MESZ des nachfolgenden Tages knapp 9 l/m² Niederschlag aus Regen bzw. Regenschauern ermittelt.

Zum Folgetag dehnte sich der Einfluss des Hochdruckgebietes JETTE über den gesamten mitteleuropäischen Bereich aus, was letztlich zur Auflösung des regenreichen Sturmtiefs TINO führte. Daher konnte der Wirbel nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 04.10.2013 von Gregor Meusel

Berliner Wetterkarte: 20.09.2013

Pate: Tino Böhme