Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
UDO
(getauft
am 23.02.2017)
Während in Europa Tief THOMAS und Tief
STEFAN das Wetter bestimmten, lag südlich von Neufundland ein Gebiet tiefen
Druckes. Dieses sollte in seiner östlichen Bewegung bald Europa erreichen. Am 23.02.17
wurde dieses Tief in der Prognose für den folgenden Tag auf den Namen UDO
getauft.
Die Zyklone UDO befand sich am 24.02.17 um
01 Uhr MEZ mit dem Zentrum etwa 800 km südöstlich von Grönland. Vom Kern, der
einen Druck von etwas unter 980 hPa aufwies, zog sich eine Warmfront in
südöstlicher Richtung bis vor die Westküste der Iberischen Insel, wo sie in die
Kaltfront des Tiefs THOMAS überging. Die Kaltfront konnte nur in der Höhe analysiert
werden und verlief mit einer Länge von etwa 2000 km in Richtung Südwesten. Zu
der Zyklone UDO gehörte auch eine Okklusionsfront, welche eine Mischfront aus
Warm- und Kaltfront darstellt und die in der Höhe Richtung Südwesten bis zu
einem dazugehörigen Randtief verlief. Am Abend griff die Warmfront bereits auf
die Britischen Inseln über. Dabei konnten bis 19 Uhr MEZ innerhalb von 12
Stunden an den schottischen Stationen Skye/Lusa, Tiree, South Uist Range und Loch Glascarnoch jeweils 5 l/m² registriert werden. Auch in
Island setzten bereits erste Niederschläge aufgrund der Nähe zum Tiefdruckkern
ein. Dabei wurden in 9 Stunden bis 19 Uhr MEZ 10 l/m² Regen und Schnee in
Reykjavik, 12 l/m² in Akurnes und 19 l/m² in Gufuskalar gemessen.
Bis 01 Uhr MEZ am Folgetag zog das
Tiefdruckgebiet UDO unter deutlicher Verstärkung weiter nach Nordosten und lag mit
einem Kerndruck von etwa 950 hPa knapp nordwestlich von Island. Vom Zentrum aus
erstreckte sich eine kurze Okklusionsfront im Bogen bis über den Osten Islands,
wo sich der Okklusionspunkt befand. An diesem Punkt treffen Warm- und Kaltfront
aufeinander, da die schneller ziehende Kaltfront die Warmfront einholt und die
warme Luft angehoben wird. Von dort führte eine Kaltfront in Richtung Südwesten
über den Atlantik bis etwa 600 km nördlich der Azoren. Die Warmfront wurde vom
Okklusionspunkt Südost bis Süd und damit einmal quer die Britischen Inseln
überquerend bis etwa nach Plymouth analysiert. Hinter dieser Front, im
sogenannten Warmsektor, gab es eine milde Nacht mit Tiefsttemperaturen von 9°C am
Valentia Observatory in Irland oder 7,8°C im südwestenglischen
Chivenor. Die Niederschläge auf den Britischen Inseln
hielten in der Nacht an und sorgten bis 07 Uhr MEZ für weitere 7 l/m² im
irischen Claremorris, je 13 l/m² in Eskdalemuir und
Stornoway sowie 14 l/m² in Dundrennan. Im Bereich des
Tiefdruckzentrums und der Okklusion fielen die Niederschläge in Form von Regen
und Schnee ähnlich intensiv aus. Bis 10 Uhr MEZ wurden dabei in 15 Stunden 9
l/m² in Bolungavik, 13 l/m² in Akurnes
und 17 l/m² in Dalatangi registriert. Das Frontensystem verlagerte sich bis zum
Abend weiter nach Osten, wobei sich am Okklusionspunkt über Südwestnorwegen ein
neues Tiefdruckzentrum ausbildete. Am Okklusionspunkt kommt es zur Hebung von
Luftmassen. Dieser Prozess wurde beim Auftreffen auf das Bergland im südlichen
Norwegen weiter verstärkt, wodurch in diesem Bereich hohe Niederschlagssummen
auftraten. So fielen in 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ jeweils 20 l/m² in Utsira Fyr und Lista Fyr sowie 25 l/m² in Obrestad. Weiterhin entwickelte sich das Tief UDO zu einem
Orkantief, da sich aufgrund des Hochs GERI über Mittel- und Westeuropa ein
starker Druckgradient von den Britischen Inseln bis nach Skandinavien
einstellte. In Norwegen traten dadurch schwere Sturmböen mit Geschwindigkeiten
von über 90 km/h auf. In Großbritannien erreichte der Wind im Gebirge hingegen
Orkanstärke mit Spitzenböen von 146,4 km/h auf dem Aonach
Mór und 168,6 km/h auf dem Cairngorm. Währenddessen
griff nun auch die Kaltfront mit kräftigem, lang anhaltendem Regen auf Irland
und Großbritannien über. Die größten 12-stündigen Regenmengen wurden in Keswick
mit 22 l/m² und im walisischen Capel Curig mit 44 l/m² verzeichnet. Die Warmfront überquerte
derweil bereits die Benelux-Staaten und den Norden Deutschlands mit deutlich
niedrigeren Niederschlagswerten von 5 l/m² in Terschelling
Hoorn sowie je 6 l/m² in Schleswig und Glücksburg.
Am 26.02.17 bestand das Tiefdrucksystem UDO
aus dem ursprünglichen Tief UDO I über dem Seegebiet zwischen Island und
Grönland mit einem Kerndruck von ca. 960 hPa und dem tags zuvor am
Okklusionspunkt entstandenen Tief UDO II, welches sich mit einem Druck von
etwas über 980 hPa nahe Oslo befand. Südlich dieses Zentrums erstreckte sich
die Warmfront von Südschweden über Kopenhagen und Deutschland bis zum
französischen Straßburg. Damit einhergehend kam es zu 12-stündigen
Niederschlagssummen von je 7 l/m² in Itzhoe und
Schleswig, 13 l/m² an der schwedischen Station Torpup A und 14 l/m² in Ullared bis 07 Uhr MEZ. An der wellenförmig verlaufenden
Kaltfront, die über die Nordsee, England und die Biskaya bis westlich von
Portugal führte, wurden im selben Zeitraum wie zuvor beispielsweise 7 l/m² in
Leeuwarden und 9 l/m² in Capel Curig
registriert. Während das Tief UDO II bis zum Abend weiter nach Osten zog und
über Polen, dem Baltikum und Weißrussland für Niederschlagsmengen von
verbreitet 2 bis 7 l/m² sorgte, entwickelte sich entlang einer wellenförmig
deformierten Luftmassengrenze über dem Süden des Europäischen Nordmeeres ein
weiterer Tiefdruckkern mit zugehörigem Frontensystem aus. Dessen verwellte
Kaltfront überquerte bis 19 Uhr MEZ große Teile der Britischen Inseln. Dabei
trat kräftiger, zum Teil auch schauerartig verstärkter Regen auf, welcher
innerhalb von 12 Stunden zu jeweils 17 l/m² im irischen Glenanne
sowie im nordenglischen Keswick, 20 l/m² an der Station Skye/Lusa
und 23 l/m² in Eskdalemuir führte. Auch das Sturmfeld verursachte weiterhin
Spitzenböen von Stärke 8 bis 9 in Großbritannien, wobei an exponierten Lagen
auch Orkanböen von bis zu 150,1 km/h auf dem schottischen Cairngorm gemessen
werden konnten.
Um 01 Uhr MEZ des Folgetages besaß das
Tiefdrucksystem UDO drei Kerne. Tief UDO I befand sich über dem Nordatlantik
nordwestlich der Britischen Inseln mit einem Kerndruck von 975 hPa. Nahe der
Inselgruppe der Färöer wurde der neu entstandene Wirbel UDO III mit ebenfalls
975 hPa analysiert. Dieser besaß zwei nach Nordwesten weisende Okklusionen,
welche bis zum Seegebiet um Island reichten. Des Weiteren führte eine dritte
Okklusion nach Südosten und teilte sich knapp westlich von Stavanger in
Südwestnorwegen in eine über England bis zu den Azoren führende Kaltfront,
sowie in eine über Südskandinavien und Litauen verlaufende Warmfront auf.
Letztere verband sich südlich von Wilna mit der Kaltfront des Tiefs UDO II,
welches mit einem Kerndruck von etwa 995 hPa westlich von Moskau lag. Obwohl
das Tiefdrucksystem UDO somit weite Teile Europas umfasste, konzentrierten sich
die Niederschläge hauptsächlich auf die Kernbereiche der einzelnen Tiefs sowie
die Kaltfront des Wirbels UDO III. Bis 07 Uhr MEZ fielen dabei in 12 Stunden 11
l/m² in Brignogan in der Bretagne, 16 l/m² im
südenglischen Charlwood und 19 l/m² in Capel Curig. Auch in Bergen und Furuneset konnten noch je 9 l/m² registriert werden. Bis
zum Abend verlagerte sich das Hauptniederschlagsfeld in Richtung des
europäischen Festlandes. Dadurch verzeichnete die Station im belgischen Beitem 12 l/m² und jene im französischen Alencon 16 l/m². Entlang der Ausläufer des Tiefs UDO II
wurden außerdem 6 l/m² aus dem portugiesischen Vigo
und 11 l/m² aus Göteborg gemeldet.
Während sich das Tief UDO III bis zum
28.02.17 kaum verlagert hatte und weiterhin nördlich vor Schottland lag, löste
sich das Tief UDO I auf. Entlang der Kaltfront, welche sich über Großbritannien
wellenförmig deformierte, entwickelte sich erneut ein Tiefdruckkern aus. Dieser
befand sich um 01 Uhr MEZ dieses Tages zentral über der Nordsee und wurde auf
den Namen UDO IV getauft. Beide Tiefs wiesen dabei einen Kerndruck von rund 975
hPa auf. Deutlich abgeschwächt hatte sich hingegen die Zyklone UDO II, welche
mit 1010 hPa bei Samar in Südrussland analysiert wurde. Alle drei Tiefdruckkerne
waren durch ein weitreichendes Frontensystem miteinander verbunden, welches
sich von den Britischen Inseln über Frankreich, Deutschland sowie Süd- und
Zentralskandinavien bis Finnland und zum Süden des europäischen Teils Russlands
erstreckte. Durch den Einfluss der Tiefs UDO III und IV stellte sich Europa den
Niederschlag betreffend zweigeteilt dar. Während West-, Mittel- und Nordeuropa
fast flächendeckend Niederschlag verzeichneten, blieb es in Ost- und
Südosteuropa sowie in Italien und Spanien ganztägig trocken. Die höchsten
12-stündigen Niederschläge konnten derweil im schweizerischen Les Marecottes mit 22 l/m², in Porsgrunn
in Norwegen mit 25 l/m² und in Capel Curig mit 30 l/m² gemessen werden. In Deutschland lagen die
höchsten Mengen bei 11 l/m² auf dem Großen Arber und 15 l/m² in Rheinstetten.
Da das Tief UDO III in die Zirkulation des
Wirbels UDO IV aufgenommen und die Zyklone UDO II den Analysebereich der
Berliner Wetterkarte nach Osten hin verließ, wies das Tiefdruckgebiet UDO am
01.03.17 nur noch ein ausgeprägtes Zentrum auf, welches mit einem Druck von
knapp unter 975 hPa an der Südwestküste Norwegens bei Alesund
analysiert wurde. Dabei besaß das Tief jedoch keine Fronten mehr, sorgte aber
dennoch bis 07 Uhr MEZ nochmals für 26 l/m² an der norwegischen Station Ona und 14 l/m² in Fyskabygd.
In den folgenden beiden Tagen verblieb das
frontenlose Tief UDO nahezu stationär über der Nordsee. Dabei schwächte es sich
zusehends ab und wies am 03.03.17 noch einen Kerndruck von 995 hPa auf. Im
Bereich des Tiefs kam es noch zu Niederschlägen im Süden Norwegens, welche aber
meist unterhalb von 10 l/m² innerhalb von 12 Stunden blieben.
Bis zum 04.03.17 nahm der von Süden
heranziehende Wirbel XAVER das Tief UDO in seine Zirkulation auf, wodurch es an
diesem Tag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 09.05.2017 von Stephanie Meier & Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 28.02.2017
Pate:
Dr. Udo Lampert