Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ULFERT
(getauft am
02.03.2011)
Am 02. März um 00 Uhr UTC lag ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet
mit dem Zentrum vor der Küste Neufundlands, das bereits ein voll ausgebildetes
System aus Warm-, Kalt- und Okklusionsfront (Mischfront mit Warm- und
Kaltfrontcharakter) aufwies. Vom Kern ausgehend reichte eine Okklusion nach
Südosten auf den Nordatlantik und spaltete sich in
eine Warm- und die Kaltfront auf, wobei sich die Warmfront einige hundert
Kilometer weiter nach Süden auf den Zentralatlantik erstreckte, während die
Kaltfront in einem Bogen nach Südosten bis zu den Bermuda-Inseln verlief. Da
die Höhenströmung in diesen Breiten relativ stark war und das Tief sehr schnell
für Mitteleuropa wetterwirksam zu werden schien, wurde es in den Prognosekarten
des 02. März auf den Namen ULFERT getauft. Der Wirbel wanderte sehr schnell
ostwärts und lag am Folgetag mit einem Kerndruck (Luftdruck im Zentrum) von ca.
1000 hPa nahe Angmagssalik an der Ostküste Grönlands. Vom Kern verlief eine
Okklusion nach Süden bis vor die Westküste Islands, wo sie sich teilte. Die
Warmfront reichte weiter nach Süden bis auf Breite von Irland und ging dort in
die Kaltfront eines voranlaufenden Tiefs über, während sich die Kaltfront nach
Südwesten erstreckte und auf dem mittleren Nordatlantik an ein nachfolgendes
Tief anschloss. Am 04. März gegen 00 Uhr UTC zog der Wirbel ULFERT weiter mit
der Höhenströmung nach Osten und lag mit seinem Zentrum östlich der Inselgruppe
Jan Mayen, wobei der Kerndruck etwa 990 hPa betrug. Von diesem verlief eine
Okklusion nach Osten bis vor die nördlichen Lofoten. Um den Kern wurden dabei relativ
starke Temperaturgegensätze registriert. Während östlich des Kerns -4°C gemessen wurden, meldeten Stationen 400 km
weiter südwestlich bis zu 5°C, da diese südlich des Kerns in einem wärmeren
Luftsektor lagen. Vom Zentrum verlief eine Warmfront weiter nach Südosten um
die Skanden bis zum Bottnischen Meerbusen. Eine Kaltfront reichte dagegen in
einem Bogen von den Lofoten nach Südwesten, wechselte nördlich der
Orkney-Inseln in einem Warmfrontcharakter und verlief weiter nach Südwesten
über den Nordatlantik bis westlich der Bermuda-Inseln, wobei sie mehrmals
zwischen Warm- und Kaltfrontcharakter wechselte. Dabei erreichte die
Windgeschwindigkeit an der norwegischen Küste nahe Bergen in Spitzen über 60
km/h. Bis zum Morgen des 05. März zog der Kern des Tiefdruckgebietes bis zum
Weißen Meer. Vom Kern reichte eine Okklusion nach Süden, die nahe des Onegasees
in eine Kaltfront überging. Diese erstreckte sich in einem Bogen nach Südwesten
bis nach Estland und von dort weiter nach Westen über die Ostsee und Schweden
nahe Stockholm, sowie über die Südspitze Norwegens und die Nordsee bis nach
Schottland, wo sie an die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs anschloss.
Während es nahe des Kerns zu Schneeschauer kam, wurden südlich des Weißen
Meeres und im Baltikum verbreitet leichter oder mäßiger Schneefall gemeldet.
Das Maximum lag dabei in St. Petersburg mit 10 l/m² in 24 Stunden. Im
Nordseeraum kam es dagegen vereinzelt zu leichten Regen oder Sprühregen.
Im weiteren Verlauf zog das Tiefdruckgebiet ULFERT auf
der Rückseite eines ausgeprägten Trogs über den europäischen Teil Russlands
nach Süden und lag am 06. März um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von ca. 980
hPa östlich von Moskau. Von Zentrum verlief eine Okklusion in einem Bogen
zunächst nach Nordosten, dann nach Süden bis in die Nähe von Kasan an der
Wolga. Dort spaltete sie sich in eine Warmfront, die nach Süden bis vor den
niederen Kaukasus verlief und in eine Kaltfront auf, die weiter in einem Bogen
entlang der Wolga bis an die ukrainische Schwarzmeerküste reichte. Von dort
verlief sie nach Westen über Moldawien, Nordrumänien und Ungarn, sowie
Ostösterreich und Süddeutschland bis nach Belgien. Dabei wurde der Wirbel
jedoch zunehmend durch das kräftige Hoch JANINA verdrängt.
Am 07. März lag das Zentrum des Tiefdruckgebietes nahe
Tobolsk auf der Ostseite des Urals. Eine rücklaufende Okklusion reichte nach
Südwesten über Perm bis in den Südosten Moskaus, während eine Okklusion auf der
Vorderseite der Zyklone in einem Bogen nach Südosten bis in die Ob-Ebene
reichte. Dabei kam es vor allem auf der Westseite des Urals nochmals zu
vereinzelten Schneeschauer, während auf der Ostseite am Fuße des Urals
Temperaturdifferenzen von über 10°C auf einer Distanz von ca. 300 km gemessen
wurden.
Bis zum Morgen des 08. März verlies Tief ULFERT den
Vorhersageraum in Richtung Sibirien.
Geschrieben am
21.03.2011 von Benjamin Siebert
Berliner
Wetterkarte: 04.03.2011
Pate: Ulfert Jährig