Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ULF
(getauft am 06.02.2021)
Ausgehend vom Nordosten der USA zog in
den ersten Februartagen 2021 ein Gebiet tiefen Luftdrucks mit den sich
bildenden Fronten nach Europa. Eine knappe Woche später lag die Zyklone über
dem nördlichen Atlantik und wurde anhand der Prognosekarte für den 07.02.2021
um 13 Uhr MEZ von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen ULF
getauft.
Laut der Analyse der Bodenwetterkarte
vom 07.02.21 um 01 Uhr MEZ befand sich der Kern des Wirbels ULF über dem
zentralen Nordatlantik mit einem Druck von rund 989 hPa. Die verschiedenen
Fronten erstreckten sich über den Nordatlantik zwischen Grönland und den
Azoren. Dazu zählten mehrere Okklusionen, eine Warmfront und verschiedene Kaltfronten.
Eine Okklusion ist eine Mischfront, die durch das Einholen der Warmfront durch
die Kaltfront entsteht und somit Eigenschaften beider Frontentypen in sich
vereint. Im Bereich einer Mischfront über dem Süden Grönlands fiel innerhalb
von 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ in Julianehaab 0,5 l/m²
Niederschlag bei einer Höchsttemperatur von 4,6°C. Am südlichen Ende des
Einflussgebietes wurden beispielsweise in Horta auf den Azoren 18,0°C erreicht.
Zwischen dem Hochdruckgebiet über Grönland und dem Tief ULF waren die Isobaren
(Linien gleichen Luftdrucks) wegen dem hohen Druckunterschied dicht gedrängt,
was hohe Windgeschwindigkeiten hervorrief. Über dem Süden Grönlands wurden
daher Orkanböen der Stärke 12 gemessen.
Bis zum nächsten Tag verlängerte sich
die Okklusion und bildete zudem noch einen zweiten Kern aus. Das Tief ULF I
verblieb mit dem Zentrum südlich von Grönland und hatte einen Kerndruck von
knapp 990 hPa. Die wellenförmige Mischfront, wo sich die Kaltluft komplett
unter die Warmluft schob, verlief quer über den nördlichen und nordöstlichen
Atlantik. Rund 500 km südwestlich von Irland lag an dieser Okklusion zudem der
Kern des Tiefdruckgebietes ULF II mit einem Zentrumsdruck von knapp 994 hPa. Im
weiteren Verlauf erstreckte sich die Okklusion bogenförmig bis in den Norden
Portugals. Vom dortigen Okklusionspunkt verlief die Warmfront quer über das
südliche Portugal bis in die Nähe der Kanaren. Eine weitere kurze vorgelagerte
Warmfront befand sich über der Biskaya. Die Kaltfront zog sich in einem Bogen
über Teilen Portugals und dem Atlantik über einer Länge von rund 1700 km.
Während an weiten Teilen der Okklusion nur sehr wenig Niederschlag fiel,
regnete es entlang der Fronten, die vom Atlantik zur Iberischen Halbinsel zogen,
bedeutend mehr. In 12 Stunden kamen so in A Lama 40 l/m² oder 43 l/m² in Garganta De La Olla bis 07 Uhr
MEZ zusammen. Vor dem Durchgang der Fronten wurden noch bis zu 19,5°C in Malaga
erreicht. In der kühlen ehemaligen Subpolarluft waren es dagegen nur noch
11,4°C in Santiago de Compostela und 13,6°C in Coimbra. Weiterhin sorgte der
große Druckgradient zwischen der Zyklone ULF I und dem Hoch über Grönland für
orkanartige Böen im Süden der größten Insel der Welt.
Da sich über dem Nordatlantik mit VOLKER
und WOLFRAM neue Tiefdruckgebiete formierten, löste sich das Tief ULF I bis zum
nächsten Tag auf. Der übrig gebliebene Wirbel ULF (ehemals ULF II) zog zur
selben Zeit weiter nach Südosten. Am 09.02.21 um 01 Uhr MEZ lag der Kern an der
Côte d’Azur bei einem minimalen Druck von circa 996 hPa. Unweit des Zentrums
befand sich neben der kurzen Okklusion auch der Okklusionspunkt. Die Warmfront,
wo warme Luft langsam über eine kühlere Luftmasse aufstieg, verlief über den
Norden Italiens und der Adria bis zum Mittelmeer zwischen Griechenland und
Kalabrien. Die Kaltfront erstreckte sich in einem Bogen vom Okklusionspunkt
nördlich von Korsika bis nach Algerien. Dort wurden 24-stündige Regenmengen bis
07 Uhr MEZ von 0,2 l/m² in Annaba und 0,4 l/m² in Batna
registriert. Viel mehr regnete es im Bereich des Kerns mit 36 l/m² in Strettoia, 31,2 l/m² in Pontremoli
und 29,8 l/m² in Campocecina. In der selben Zeit fiel
an der Warmfront zum Beispiel 4 l/m² an leichten Regen in Podgorica und im
Bereich der Kaltfront bildeten sich Schauer aus mit maximalen Regenmengen von 15
l/m² in Ajaccio und 11 l/m² in Decimomannu bei
Cagliari. Die Höchsttemperaturen lagen dabei zwischen 12,0°C in Florenz, 15,2°C
in Grosseto, 17,7°C in Bari und 20,6°C in Siracusa.
Bis zum nächsten Tag verlagerte sich
der Wirbel ULF nach Nordosten und positionierte sich mit dem Zentrum über den
Karpaten. Bei einem Kerndruck von etwa 1003 hPa hatte sich das Tief ULF im
Vergleich zum Vortag abgeschwächt. Die Okklusion verlief dabei leicht
bogenförmig vom südlichen Alpenraum bis zum Kern, wo sich auch der
Okklusionspunkt befand. Die Warmfront erstreckte sich S-förmig vom Zentrum über
der südwestlichen Ukraine in Richtung Kaukasus. Weiter nördlich verlief eine
weitere Warmfront über der Ukraine, woran sich die Kaltfront des
Tiefdruckgebietes TRISTAN anschloss. Die Kaltfront von Tief ULF erstreckte sich
hakenförmig vom Okklusionspunkt über dem östlichen Teil Rumäniens bis nach
Griechenland. An Misch- und Warmfront war vor allem der Regen wetterbestimmend.
Die 12-stündigen Mengen lagen bis 07 Uhr MEZ zwischen 5 l/m² in Sarny, 12 l/m² in Lviv und 16
l/m² in Ogulin zwischen Zagreb und der Adriaküste. An
der Kaltfront wurden durch die plötzlich einfließende Kaltluft Schauer
ausgelöst. In derselben Zeit kamen so beispielsweise 16 l/m² im türkischen Dikili zusammen. Da hinter der Kaltfront weiterhin
Mittelmeerluft angezapft wurde, lagen die Höchstwerte bei 20,5°C in Düzce und 16,2°C in Skopje. Nördlich der Warmfront und
hinter der Okklusion herrschte dagegen in der sibirischen Kaltluft verbreitet
mäßiger Dauerfrost mit maximal -10,8°C in Minsk oder -6,2°C in
Częstochowa.
Mit weiter abschwächendem Kerndruck zog
das Zentrum des Tiefs ULF bis zum 11.02.21 um 01 Uhr MEZ nach Osten und wies
rund 400 km nordöstlich des Asowschen Meeres nun einen Druck von ungefähr 1009
hPa auf. Neben der Warm- und Kaltfront, die im Kern ineinander übergingen und
wellenförmig über dem Südwesten Russlands lagen, befanden sich 300-400 km
weiter nördlich in etwa gleicher Form nochmal eine Warm- und Kaltfront. An den
Kaltfronten schlossen sich jeweils Warmfronten an, die im Einflussbereich der
Zyklone VOLKER II standen. An der Luftmassengrenze zwischen der sibirischen
Kaltluft und wärmerer Luft aus dem Mittelmeerraum schneite es mit 24-stündigen
Niederschlagsmengen von 2,0 l/m² in Kasan und 1,9 l/m² in Samara. An den
Kaltfronten gab es nur wenig Neuschnee, aber auch gefrierender Regen mit
beispielsweise 1 l/m² in Liwny in 12 Stunden wurde jeweils
gemessen um 07 Uhr MEZ. Nördlich der Luftmassengrenze war es bitterkalt mit
Höchstwerten von -12,1°C in Moskau oder -7,5°C in Chernihiv.
Südlich der Fronten stieg die Temperatur in Subtropikluft auf 4,8°C in
Wolgograd, 10,7°C in Machatschkala und 14,4°C in Grosny an.
Im weiteren Verlauf schwächte sich der
Wirbel ULF weiter ab und zog nordostwärts heraus aus dem Erfassungsgebiet der
Berliner Wetterkarte.