Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ULF
(getauft am 10.02.2005)
Am 10. Februar 2005
befand sich über dem Atlantik eine sehr kräftige westliche Höhenströmung, deren
Steuerungszentrum über dem Nordmeer lag. Das zugehörige Bodentief SVEN trennte
dabei mit seiner Kaltfront kalte Luft im Norden von warmer Luft im Süden. An
dieser lang gestreckten Kaltfront entstanden aufgrund der kräftigen
Höhenströmung und des Temperaturgegensatzes mehrere kleine Teiltiefs, so
genannte Wellenstörungen. Eine von diesen war das Tiefdruckgebiet ULF, das
erstmalig am 10. Februar 2005 auf der Wetterkarte erschien.
ULF wies bei seiner
Entstehung einen Kerndruck von weniger als
1005hPa auf. Der Höhenströmung folgend bewegte sich ULF auf den europäischen
Kontinent zu, zunächst allerdings sehr langsam.
Am Morgen des 11.
Februars lag ULF mit seinem Kern immer noch über dem mittleren Atlantik und
hatte sich dabei weder verstärkt noch abgeschwächt. Zunehmend gelangte er aber
auf die nördliche Seite der Höhenströmung und so konnte er sich mit der Zeit
erheblich verstärken.
Am Morgen des 12.
Februars lag er bereits über den Britischen Inseln und in den Mittagsstunden
bereits in der Deutschen Bucht. Sein Kerndruck hatte sich erheblich vertieft
und lag nun unter 977 hPa. Damit hatte der Druck innerhalb von 24 Stunden um
mehr als 30hPa abgenommen und ULF sich zu einem Sturmwirbel entwickelt. Vor
allem nördlich der Mittelgebirge wurden verbreitet schwere Sturmböen
registriert (z.B. Berlin-Dahlem 92 km/h), am Leuchtturm Alte Weser und auf den
Bergen wurden sogar Orkanböen mit mehr als 150 km/h gemessen (z.B. Brocken 150
km/h).
Mit ULF gelangte
warme und feuchte Meeresluft nach Deutschland. Verbreitet stiegen die
Temperaturen auf über 10°C (z.B. Frankfurt am Main 12,7°C); auf den Bergen
herrschte Tauwetter, der Feldberg im Schwarzwald meldete 3,3 °C
Höchsttemperatur. Auch die Niederschlagsmengen waren erheblich. Es gab kaum
eine Station, die weniger als 10 Liter auf dem Quadratmeter registrierte. Die
absolute Höchstmenge wurde am Großen Arber mit 69 Liter pro Quadratmeter
innerhalb von 24 Stunden erreicht.
Am 13. Februar lag
ULF schon vor Bornholm und hatte sich weiter verstärkt. Der Kerndruck lag bei
965 hPa. Auf seiner Rückseite gelangte nun frische Meeresluft subpolaren
Ursprungs nach Deutschland und sorgte im Osten und an der Oder für
Schneeschauer. Im Berliner Raum wurde am Morgen des 14. Februars (Valentinstag)
eine Schneehöhe von 4 bis 7 cm gemessen. Noch größer waren die Schneehöhen an
der Ostsee mit 32 cm (z.B. Köslin).
Über Weißrussland
bildete sich in der Nacht zum Valentinstag ein zweiter Kern von ULF, der fortan
als ULF II in den Wetterkarten auftauchte. ULF I lag am 14. Februar noch immer
über der mittleren Ostsee; hatte sich aber abgeschwächt und war fast
vollständig okkludiert. Sein Kerndruck lag bei 990hPa.
Am 15. Februar 2005
wurden ULF I und ULF II zum letzten Mal namentlich auf der Wetterkarte erwähnt.
ULF I lag mit seinem Zentrum nördlich der polnischen Ostseeküste und hatte sich
weiter auf 1000hPa abgeschwächt. Er führte immer noch feuchte und kalte
Meeresluft heran, so dass es immer wieder zu Schneefällen kam. Im Berliner Raum
wurde dabei in den Mittagsstunden eine Schneehöhe von mehr als 10 cm gemessen.
ULF II lag mit
seinem Kern über dem Baltikum und sorgte dort verbreitet für leichte
Schneefälle. Beide Kerne des Tiefdruckgebietes ULF gingen in das vom Mittelmeer
kommende Tief VINCENT auf.
Insgesamt lebte ULF
sechs Tage und legte dabei eine Strecke von mehr als 5000 km zurück. Zuerst war
ULF nur eine kleine Wellenstörung, entwickelte sich dann aber sehr rasch zu
einem Sturmwirbel, der nicht nur große Windgeschwindigkeiten, sondern auch
ergiebige Niederschlagsmengen und schließlich den Winter nach Ostdeutschland
brachte. Sein Weg führte ihn dabei von Neufundland über die Britischen Inseln
bis zum Baltikum.
Geschrieben am 07.03.2005 von Thomas Schartner
Wetterkarte: 12.02.2005
Pate: Monika Wittig