Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ULI

(getauft am 21.10.2015)

 

Durch das Aufeinandertreffen maritimer Polarluft und Subtropenluft über dem Nordatlantik, kam zur Bildung eines neuen Tiefdruckgebietes, welches am 21. Oktober in der Analyse auf den Namen ULI getauft wurde. Am Tauftag um 00 Uhr UTC, das heißt 01 Uhr MEZ, befand sich der Kern von Tief ULI ca. 1300 km östlich von Cape Spear auf Neufundland. Dabei herrschte im Kern ein Druck von unter 980hPa. Vom Kern erstreckte sich für wenige hundert Kilometer eine Okklusionsfront, also eine Mischfront mit Eigenschaften einer Warm- und Kaltfront, nach Nordosten bis zum Okklusionspunkt, wo sie sich in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Von dort führte die Warmfront weiter nach Osten bis ca. 800 km westlich von Schottland, wo sie mit dem Frontensystem eines namenlosen Tiefdruckgebietes mit Zentrum über Island verbunden war. Die Kaltfront hingegen erstreckte sich nach Südwesten über den Nordatlantik.

Bis zum 22. Oktober verlagerte sich das Zentrum von Tief ULI über die Färöer-Inseln mit einem Kerndruck von 975 hPa. Die Warmfront erstreckte sich nach Osten bis vor die norwegische Küste, während die Kaltfront nach Süden über Schottland und Wales und weiter nach Südwesten über den Atlantik führte. Das Sturmfeld überquerte im Tagesverlauf den Norden Schottlands. So wurde auf dem Flughafen Kirkwall auf den Orkneyinseln um 11 Uhr UTC eine orkanartige Böe von 111 km/h gemeldet. Die Höchsttemperatur betrug dort 11,7°C, was ca. 4 Grad weniger im Vergleich zum Vortag waren. Auf den Färöer-Inseln in Torshavn betrug die Höchsttemperatur 10,7°C. Das Sturmfeld kam dort erst später an, die maximale Böe auf der Rückseite des Tiefs ULI wurde mit 70,4 km/h um 03 Uhr UTC des Folgetages gemeldet. Bis 06 Uhr UTC wurde dort eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 10,8 mm registriert. Im Laufe des Tages überquerte die Front Mitteleuropa, wo sie ihren Einfluss in abgeschwächter Form auf Deutschland ausweitete. Im Sauerland staute sich die Feuchtigkeit, wodurch verbreitet Niederschlagsmengen von 3 mm bis 5 mm in 24 Stunden registriert wurden. Am wärmsten wurde es auf Helgoland mit 14,7°C. Die niedrigste Höchsttemperatur wurde aufgrund der hohen Lage auf dem Fichtelberg mit 5,0°C gemeldet, auf der Zugspitze herrschte sogar Dauerfrost bei einer Höchsttemperatur von -0,9°C.

Bis zum 23. Oktober wurde der Kern von Tief ULI über dem Bottnischen Meerbusen analysiert, wobei der Kerndruck bei ca. 985 hPa lag. Die Okklusionsfront erstreckte sich über die Skanden bis über die schwedische Provinz Norbotten, wo eine Warmfront, die nach Nordosten bis über die Barentssee führte, ausging. Die Okklusionsfront führte weiter nach Süden über Finnland, das Baltikum, und Polen, von dort weiter nach Südwesten über Süddeutschland und Frankreich, wo sie mit anderen Frontensystemen verbunden war. Die Okklusion brachte der estnischen Hafenstadt Pernau bis 06 Uhr UTC in 12 Stunden 14 mm Niederschlag, in den folgenden 12 Stunden weitere 3 mm. Während am Vortag die Höchsttemperatur bei 7,9°C lag, stieg die Temperatur beim Herannahen der Front in der Nacht über 10°C und im weiteren Tagesverlauf bis auf maximal 11,7°C. Dabei wehte der Wind kräftig mit Böen bis 61 km/h. Der Flughafen Salzburg meldete bis 06 Uhr UTC in 12 Stunden 8 mm, auf dem Fichtelberg im Erzgebirge fielen im selben Zeitraum 5 mm und auf dem Lysa Hora in den tschechischen Beskiden 3 mm.

Bis zum nächsten Tag hatte sich der Kern des abgeschwächten Tiefs ULI über das Weiße Meer verlagert. Vom Kern erstreckten sich eine Warmfront und eine östlichere Okklusion nach Süden bis über die Ukraine. Während es in Moskau am Vortag bei maximal 2,4°C und Nachtfrost sogar Schnee beobachtet wurde, stieg die Temperatur am 24. Oktober bis auf 6,0°C. Ähnliches konnte in Tambow im südlichen Zentralrussland verzeichnet werden, wo am Vortag zeitweise Schnee fiel und die Temperatur maximal auf 1,1°C stieg. Um 03 Uhr UTC wurde dort eine Schneedecke von 1 cm bei -1,6°C gemessen, im weiteren Tagesverlauf stieg die Temperatur jedoch auf 5,6°C und ließ den Schnee tauen.

Bis zum Folgetag löste sich das Tief ULI auf und konnte auf der Berliner Wetterkarte nicht weiter namentlich verzeichnet werden.


 

 

Geschrieben am 09.12.2015 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 22.10.2015

Pate: Dr. Ulrich Bernhard