Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ULI
(getauft am
24.04.2019)
Das
Tiefdruckgebiet ULI wurde am 24.04.2019 mittels einer Prognosekarte für den 25.04.2019
um 12 Uhr UTC getauft. Der Wirbel sollte sich zu diesem Zeitpunkt über dem
westlichen Nordatlantik befinden, nachdem er am Vortag, dem 24.04., entlang der
Nordostküste Nordamerikas an Neufundland vorbeizog. Mit einem Kerndruck von ca.
1010 hPa befand sich der Kern des Tiefs ULI einige hundert Kilometer östlich von
St. John‘s auf Neufundland. Das Frontensystem der Zyklone ULI bestand zu diesem
Zeitpunkt aus einer Warmfront die sich in einer schwach ausgeprägten S-Form
südostwärts erstreckte und südwestlich der Azoren in die Kaltfront des Tiefs
THEODOR, welches sich über der Keltischen See westlich der Bretagne befand,
überging. Des Weiteren wies das Tief ULI eine Kaltfront auf, die sich in
südwestlicher Richtung erstreckte, aber den Analysebereich der Berliner
Wetterkarte auf der Höhe von Bermuda verließ. Komplettiert wurde dieses System
schließlich ungewöhnlicher Weise durch eine weitere Warmfront, die das Tief ULI
mit einem unbenannten Tief über Nova Scotia verband. Das Vorbeiziehen des
Tiefdruckgebietes ULI führte dazu, dass an der Wetterstation St. John‘s innerhalb
von 24 Stunden bis 00 Uhr UTC des 25.04. insgesamt 13,6 l/m² an Niederschlag
gemessen werden konnten. Diese Niederschläge fielen vornehmlich innerhalb der
2. Tageshälfte in Form von zumeist ununterbrochen anhaltendem
leichten Regen, während die erste Tageshälfte nur geringste vereinzelt
auftretende Sprühregenmengen aufwies. Zudem stiegen die Tageshöchsttemperaturen
mit 0,1°C kaum über den Gefrierpunkt. Im Vergleich zum Vortag entsprach dies
einen Temperaturrückgang der Spitzenwerte der Temperaturen von 6,4 K.
Der Wirbel
ULI verlagerte sich im weiteren Tagesverlauf weiter ostwärts über den Atlantik,
intensivierte sich dabei und befand sich um 00 Uhr UTC des 26.04. über dem zentralen
Nordatlantik. Während der Kerndruck um 10hPa auf 1000 hPa gefallen war,
verkürzte sich vor allem die Warmfront merklich. Diese war nun nicht mehr mit
dem Tief THEODOR verbunden, sondern endete nach nur knapp 800 km leicht
bogenförmig südlich des Kerns über dem Atlantik.
Die Kaltfront
verlief abermals in westlicher Richtung endete aber nicht mehr bei Bermuda,
sondern ging über der Westhälfte des Nordatlantiks in die Warmfront des dem
Tief ULI weiterhin folgenden und immer noch ungetauften Tiefs über, das nun
südlich von Neufundland lag. Zudem hatte sich nun eine kleine, nördlich den
Kern umlaufende Okklusionsfront ausgebildet. Unter einer Okklusionsfront wird
eine Mischform aus Warm- und Kaltfront verstanden, die Charakteristika dieser
beiden Fronten in sich vereint. Aufgrund unterschiedlicher
Verlagerungsgeschwindigkeiten von Warm- und Kaltfront holt die Kaltfront die
Warmfront sukzessive ein und es kommt schließlich zur Vermischung.
Die Zyklone
ULI verlagerte sich in den nächsten 24 Stunden abermals weiter ostwärts und
erreichte schließlich die Irische See. Während der Kerndruck um 00 Uhr UTC des
27.04. 990 hPa betrug lag dieser nur 3 Stunden zuvor nochmals tiefer bei unter
985 hPa. Während die Okklusionsfront an Ausdehnung hat gewinnen können und sich
nun entlang des Kerns von Dublin über die englischen Midlands, London und den
Ärmelkanal bis in die Nähe von Le Mans erstreckte, wies die Warmfront eine zum
Vortag vergleichbare Ausdehnung auf und erstreckte sich vom Okklusionspunkt –
dies ist der Punkt an dem Warm und Kaltfront ineinander übergehen und so die
Okklusionsfront ausbilden – vorbei an Bordeaux über die südliche Biskaya und
die Iberische Halbinsel. Die Kaltfront verlief ebenfalls über die Biskaya. Den
Britischen Inseln bescherte die ausgeprägte Isobarendrängung
auf der Südseite des Kerns des Wirbels ULI verbreitet Orkanböen und generell stürmische
Winde, in Kombination mit Stauungseffekten zudem auch erhebliche
Niederschlagsmengen. An der schottischen Bergstation des Cairngorm
wurden Orkanböen von bis zu 127,9 km/h und anhaltende Winde im Bereich von
Sturm bis schwerem Sturm auf der Beaufortskala mit Werten zwischen 80 und 95
km/h beobachtet; an der Station Mace Head auf Irland wurden über Stunden hinweg
um den Tageswechsel Orkanböen mit Spitzenwerten von 108,1 km/h gegen 01 Uhr UTC
des 27.04. und 122,5km/h um 21 Uhr UTC des 26.04. gemessen. Im walisischen
Capel Curig kulminierte dies schließlich. Dort wurden
neben Orkanböen von 120 bis 126 km/h auch extreme Niederschläge beobachtet. So
fielen innerhalb von 6 Stunden 33 l/m² bis 18 Uhr UTC wobei innerhalb von 24
Stunden bis zum 06-Uhr-UTC-Termin des folgenden Tages 65,4 l/m² gemessen
wurden.
Der 28.04.
war schließlich der letzte Tag an dem das Tiefdruckgebiet ULI auf der Analysekarte
der Berliner Wetterkarte verzeichnet war. Nach den hohen
Verlagerungsgeschwindigkeiten der Vortage mit mehreren tausend Kilometern
überbrückter Distanz hatte es sich im Laufe des 27.04. von der Irischen See nur
noch bis zur westlichen Nordsee verlagern können, dies ging zudem mit einer
deutlichen Abschwächung des Kerndrucks einher. Am Morgen des 28.04. betrug
dieser nunmehr 1010 hPa, was verglichen mit dem Vortagentspricht einer Erhöhung
von 20 hPa entspricht. Das dem Tief ULI zugehörige Frontensystem wies nun auch
deutliche Alterungserscheinungen auf, da es fast vollständig okkludiert war und
sich einer Spirale um den Kern wand, dabei zunächst
in Richtung Amsterdam führte, dann Belgien und den Ärmelkanal überquerte, hoch
nach Edinburgh führte, von dort über Dänemark zwischen Aalborg und Århus
entlangführte, vorbei an Kopenhagen in Richtung Stettin, wobei sich ihr
Charakter über der Ostsee zu dem einer Kaltfront änderte, die dann über
Frankfurt (Oder) nach Süden bis zum Nordrand der Alpen führte. In Berlin an der
Universitätsstation in Dahlem senkte diese Kaltfrontcharakter innehabende Front
die Tageshöchsttemperaturen von 18,1 °C am 27.04. auf 5 K kühlere 13,1 °C dabei
fielen zudem innerhalb von 24 Stunden bis zum 06-Uhr-UTC-Termin des folgenden
Tages 0,4 l/m² in Form von leichtem Sprühregen. Im Londoner St. James’s Park im Einflussbereich der Okklusionsfront stiegen
die Temperaturhöchstwerte von 12,4°C auf 14,1°C während zeitgleich, die
Mischform von Warm- und Kaltfront unterstreichend, die Tiefstwerte von 7,2°C
auf 6,4°C sanken.
Im Laufe des
Tages verlagerte sich das Tief ULI nun noch südwärts, büßte dabei aber seine
Fronten bis in die Morgenstunden ein, schwächte sich dabei noch weiter ab und
wurde auf den Karten des Deutschen Wetterdienstes letztmalig gegen 18 Uhr UTC
mit einem Kerndruck von ungefähr 1020 hPa südlich von Lille verzeichnet.