Lebensgeschichte


Tiefdruckgebiet ULI

(getauft am 25.09.2013)


Die Vordergrenze der über Nordeuropa gelegenen Kaltluft verlief am 25.09.2013 am Boden von Schottland über die Nordsee und Nordostdeutschland hinweg zum Schwarzen Meer. An dieser Luftmassengrenze bildete sich über der zentralen Nordsee, ausgelöst durch einen südostwärts geschwenkten Kurzwellentrog, ein sogenannter Vorstoß kalter Höhenluft nach Süden, ein Wellentief, das auf den Namen ULI getauft wurde. Seine Kaltfront erstreckte sich um 00 Uhr UTC, das entspricht 02 MESZ, westwärts über die Britischen Inseln hinweg und seine Warmfront verlief nach Südosten bis nach Ostdeutschland. Mittags setzte von der Nordsee her Regen ein, der abends Nordbrandenburg und Vorpommern erreichte. Bis 18 UTC waren an der Elbmündung schon 10 mm gefallen.

In den folgenden Stunden verlagerte sich die Zyklone ULI mit ihrem Kern südostwärts und lag in der Nacht zum 26.09.2013 über Schleswig-Holstein. Nachts verstärkte sich der Regen noch und bis zum Morgen waren in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern rund 10 bis 15 mm gefallen. Im süddänischen Billund wurden sogar bis 20 mm registriert. Nicht ganz so hoch waren die Mengen im Berliner Raum mit 3 mm in Potsdam,
6 mm in Dahlem und 8 mm in Tegel. Im Bereich der Kaltfront traten morgens über Westpolen sogar vereinzelt Gewitter auf. In Deutschland erreichte die Kaltfront des Tiefs ULI mittags schon den Süden Deutschlands, etwa die Mainlinie und verlagerte sich anschließend bis zum Alpennordrand. Staubedingt fielen dort die höchsten Niederschlagsmengen, in Aschau-Stein fielen bis 18 UTC 27 mm und Reit im Winkl meldete 21 mm. In Sachsen wurden örtlich größere Regenmengen registriert, wie beispielsweise in Garsebach bei Meißen mit 10 mm. Rückseitig der Front lockerte die Bewölkung auf und ließ vor allem in Mecklenburg-Vorpommern noch 3 bis 8 Stunden Sonnenschein zu. Dennoch blieb es in der eingeflossenen skandinavischen Kaltluft mit 13 bis 15°C recht kühl. Dagegen wurden am Oberrhein nochmals 20 bis 24°C gemessen, die 25°C-Marke wurde aber auch dort nicht mehr überschritten.

In der Nacht zum 27.09.2013 fielen beispielsweise in Kreuth-Glashütte 17 mm. Bei starker Bewölkung blieb es südlich der Donau mit 14 bis 10°C recht mild. Der größte Teil Deutschlands lag im Bereich Luft polaren Ursprungs, wobei sich gestern im äußersten Nordosten noch einzelne Schauer entwickelten, die in Manschow eine Niederschlagsmenge von 4 mm brachten. Am Rande des umfangreichen stationären Höhentiefs mit Kern über Westrussland an der Grenze zum Baltikum schwenkte ein Randtrog von Dänemark zur mittleren Ukraine. Unter dessen Vorderseite zog das Bodentief ULI sehr rasch und unter leichter Vertiefung von Norddeutschland südostwärts und lag um 00 UTC über der Ukraine. Im Bereich der Welle ULI kam es zu ergiebigen Regenfällen. Besonders betroffen waren Regionen in der Ukraine. In Charkow fielen bis zum frühen Morgen 24-stündig 30 mm und in Kiew 23 mm Regen.

Nahezu der gesamte Osten Europas wurde von hoch reichend kalter Luft beherrscht, die allerdings recht feucht war, sodass infolge dichter Bewölkung nur vereinzelt die Temperatur in der Nacht zum 28.09.2013 unter den Gefrierpunkt sank. Im Norden Deutschlands gab es verbreitet Bodenfrost, vereinzelt auch Hüttenfrost, wie z. B. in Fassberg und in Barth, wo die Minima am frühen Morgen jeweils -1°C betrugen. Beträchtlichen Niederschlag löste der kleine Tiefdruckwirbel ULI aus, der sich unter Verstärkung auf einen Kerndruck von weniger als 990 hPa zu einem engbegrenzten Sturmwirbel entwickelte. Bei seiner Verlagerung zur mittleren Wolga rief dieser Böen der Stärke 9 hervor. Gleichzeitig dauerten die Starkniederschläge an und teils wurden 12-stündig mehr als 30 mm gemessen. Vereinzelt fiel der Niederschlag auch als Schnee, doch wurde am frühen Morgen nur vereinzelt in der Nähe der Wolga eine Schneedecke von einem Zentimeter Höhe gemessen. Deutschland verblieb im Übergangsbereich zwischen der osteuropäischen Kaltluft und der südwesteuropäischen Warmluft, wobei es sich im Südwesten Deutschlands weiter abkühlte. Als Höchstwert wurde noch 21,2°C in Konstanz registriert, wo es abends zu einem kräftigen Gewitter kam. Im Bereich des Tiefdruckwirbels ULI hielt in weiten Teilen Russlands das kalte Wetter an, wobei es gebietweise zu weiteren Niederschlägen kam, die im Norden meist als Schnee fielen. In Vesljana westlich der Petschora wurde am frühen Morgen des 29.09.2013 eine 7 cm hohe Schneedecke gemessen.

In den folgenden Stunden verlagerte sich das Tiefdruckgebiet ULI unter leichter Abschwächung nordostwärts. Das dazugehörige kräftige Höhentief verweilte weiterhin über Osteuropa. An seiner Westflanke strömten im Tagesverlauf erneut kalte arktische Luftmassen nach Süden. Diese waren recht feucht und mit großflächigen Wolkengebieten angereichert, sodass der nächtliche Temperaturrückgang begrenzt war. Wo es aufklarte, stellte sich jedoch nächtlicher Frost ein, in der Nacht zum 30.09.2013 gab es an der Weichsel in Torun Frost bis -2°C. Das Zentrum des Tiefs ULI befand sich zu diesem Zeitpunkt über Nordwestrussland westlich des Urals auf dem Breitenkreis von Oslo.

Bis zum 01.10.2013 verlagerte die sich etwas abschwächende Zyklone ULI nach Osten bis zum Ural. Über Osteuropa entfernte sich bis zum Folgetag der hoch reichende Tiefdruckwirbel ULI nur wenig weiter nach Nordosten, wobei er sich wieder etwas verstärkte. Dabei kam es in der Nähe des Tiefdruckzentrums zu starken Schneefällen, sodass das europäische Vorland des Urals unter Schneedecke lag. Petschora meldete am frühen Morgen des 02.10.2013 eine Schneehöhe von 7 cm, wenig weiter südlich lag der Schnee bereits 13 cm hoch. Mit Werten bis zu -3°C war es aber nicht mehr so kalt, da dichte Bewölkung überwog.

Bis zum 03.10.2013 war das Tief ULI stationär. Dabei schwächte es sich ab, büßte an horizontaler Ausdehnung ein und verlor gänzlich seinen Einfluss auf Osteuropa, bevor es am 04.10.2013 schließlich aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte verschwand.

 

 

Geschrieben am 28.10.2013 von Jasmin Holzapfel

Berliner Wetterkarte: 26.09.2013

Pate: Ulrich Behr