Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ULRICH
(getauft
am 25.11.2005)
Am 24. November 2005 und 25. November 2005 stieß an der
Ostflanke des atlantischen Hochdruckgebietes XANDRA kalte und feuchte
Meeresluft aus dem Nordmeer nach Südeuropa vor. Diese kalte Meeresluft wurde
auf dem Weg ins Mittelmeer durch das Rhone-Tal in Frankreich kanalisiert und so
entstand am 25. November 2005 die Genuazyklone ULRICH.
ULRICH wies bei seiner Entstehung einen Kerndruck von
weniger als 1000 hPa auf und lag mit seinem Zentrum über
dem Golf von Genua. Durch Einbeziehung von feuchtwarmer Luft aus der südlichen
Adria konnte sich ULRICH am 26. November weiter verstärken und vor allem
westlich und südlich von Italien kam es zu explosionsartigen
Bildung von Schauern und Gewittern. Gemäß der Höhenströmung wanderte ULRICH
weiter über Italien nach Nordosten. Über dem Mittelmeer nahm er dabei sehr viel
Feuchtigkeit auf und vertiefte sich bis zum 28. November auf weniger als 995 hPa.
In den Morgenstunden des 28. Novembers lag ULRICH bereits in
der Danziger Bucht. Seine Kaltfront trennte dabei relativ warme Luft über
Russland von kälterer Luft über Polen und Deutschland (5°C Minsk zu -2 °C
Leipzig). Im Bereich der Luftmassengrenze die längs von Nord nach Süd über
Polen verlief, kam es zu stärkeren Niederschlägen mit bis zu 20 l/qm. Auf der
kalten Seite der Front fiel dabei Schnee und auf der wärmeren Regen. So meldete
Bratislava bei -2°C über Stunden hinweg leichten bis mäßigen Schneefall.
Insgesamt fielen mehr als 20 cm Neuschnee oder 12 Liter pro Quadratmeter
innerhalb von 24 Stunden. In Riga (Baltikum) regnete es dagegen bei 1°C über
mehrere Stunden, so dass innerhalb von 24 Stunden mehr als 10 Liter pro
Quadratmeter fielen.
Am 29. November begannen die Fronten von ULRICH langsam zu okkludieren. Sein Kern verlagerte sich nach Finnland und
vertiefte sich dabei auf weniger als 985 hPa. Vor
allem an der Okklusion über Finnland kam es dabei
noch zu stärkeren Niederschlägen. In Helsinki fielen insgesamt mehr als 20 cm
Neuschnee bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Auf seiner Ostseite führte er
dabei warme Luft bis nach Nordrussland. Verbreitet gab es Temperaturen von mehr
als 5°C (z.B. Moskau mit Nachttemperaturen von 5°C), was eher ungewöhnlich für
die Jahreszeit war, denn sogar in Deutschland war es mit Höchsttemperaturen von
3°C kälter.
In der Nacht zum 30. November okkludierten
die Fronten von ULRICH vollständig, so dass er sich eigentlich schon im
Auflösungsstadium befand. Jedoch zog er am 1. Dezember auf das Nordmeer und den
arktischen Ozean hinaus und so konnte er
sich nochmals auf weniger als 980 hPa vertiefen.
Seine mitgeführte Warmluft sorgte dafür, dass es in Spitzbergen (arktische
Eisgrenze) mit 3°C wärmer war als in Deutschland mit Temperaturen um den
Gefrierpunkt. Bis zum Nikolaustag blieb ULRICH über dem Nordmeer
quasi-stationär und füllte sich dabei allmählich auf. In seinem Bereich kam es
immer wieder zu leichten Niederschlägen, die bei Temperaturen von anfangs über
Null meist als Regen, später bei Temperaturen unter -10°C als Schnee fielen.
Am 7. Dezember 2005 war ULRICH von der Wetterkarte
verschwunden.
Insgesamt legte ULRICH auf seinem Weg vom Mittelmeer über
Polen bis nach Spitzbergen mehr als 1000 km zurück. Durch seine Vb-artige Zugbahn (Aufnahme von feuchter und warmer Luft über
dem Mittelmeer und weiterziehen nach Nordosten) kam es vor allem in Osteuropa
zu stärkeren Niederschlägen. Mit seiner Hilfe stieß die warme Luft bis weit
nach Norden vor. Mit 12 Tagen lebte ULRICH für ein Tiefdruckgebiet
außerordentlich lange.
Geschrieben am
22.02.2006 von Thomas Schartner
Wetterkarte: 28.11.2006
Pate: Ulrich Rumm