Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ULRICH

(getauft am 27.04.2013)

 

Am 26.04. entstand entlang der Südspitze Grönlands eine Wellenstörung, an der sich im Verlauf ein Tiefdruckwirbel entwickelte, welcher am Folgetag auf den Namen ULRICH getauft wurde. Dabei hatte sich das Tief mit der Höhenströmung in 500 hPa Richtung Osten verlagert und lag am Tauftag mit seinem Kern knapp westlich von Island, wobei der Kerndruck etwa 1010 hPa betrug. Eine Okklusionsfront zog sich vom Kern in einem kurzen Bogen wenige Hundert Kilometer südwärts, bevor sie sich in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt nach Süden bis zum 50. Breitengrad nördlicher Breite und die Kaltfront reichte hingegen bis Neufundland, wo sie sich mit der Warmfront eines unbenannten Tiefs über Ostkanada verband. In Folge einer Verstärkung des zugehörigen Höhentiefs konnte sich auch das Tief ULRICH intensivieren. Am 28.04. lag das Tief mit seinem Zentrum, in dem ein Druck von ca. 985 hPa herrschte, östlich von Island über dem Polarkreis. Die Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern bis über den äußersten Norden Großbritanniens. Nahe der Orkney-Inseln befand sich der Okklusionspunkt, von dem aus die Warmfront bis einige Hundert Kilometer südwestlich von Nordirland verlief, sowie die Kaltfront, welche sich bogenförmig nach Westen bis zu einer Warmfront über Neufundland zog. Vor allem über dem Atlantik nördlich von Irland sorgte der Tiefdruckwirbel ULRICH für Böen bis Stärke 7. An diesem Tag machte sich der Einfluss des Tiefdrucksystems in weiten Teilen der Britischen Inseln durch Niederschläge bemerkbar. In Dublin wurde durch die Warmfront Sprühregen registriert, im Bereich der Kaltfront wurde dagegen z.B. in Stornoway eine Niederschlagsmenge von 5 l/m² gemessen und in Torshavn nahe des Okklusionspunktes fielen durch Regenschauer sogar 25 l/m² in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des Folgetages

Mit der Höhenströmung verlagerte sich das Tiefdruckgebiet ULRICH weiter in Richtung Südosten, sodass der Kern am 29.04. mit einem Druck von 990 hPa über dem südlichen Europäischen Nordmeer lag. Vom Kern aus erstreckte sich einen sehr lange Okklusionsfront, die sich spiralförmig von den Shetland-Inseln bis nahe der Südostküste Islands über das Europäische Nordmeer bis Trondheim zog und dann weiter über Zentralnorwegen, London und den Golf von Biskaya verlief. Erst westlich von Nordportugal spaltete sie sich in Warm- und Kaltfront, welche beide noch wenige Hundert Kilometer über den Atlantik reichten. Entlang der Okklusionsfront gab es meist leichte Regenfälle, die vor allem über dem Süden Norwegens auch stärker ausfielen, so konnten an der Station Eik Hove 21 l/m² in 24 Stunden erfasst werden.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tief ULRICH Richtung Lappland, wobei sich zwei Tiefzentren innerhalb der geschlossenen 1000 hPa-Isobare ausbildeten. Dadurch erstreckte sich der gesamte Zentrumsbereich des Tiefdruckkomplexes ULRICH fast über ganz Norwegen und Schweden. Es zog sich eine weitreichende Okklusionsfront vom Kern ausgehend über Finnland, Helsinki und Tallinn bevor sie bei Riga in den Charakter einer Kaltfront wechselte, die sich bis Deutschland zog. Weiterhin verlief eine kurze Warmfront vom Kern bis über den Osten der Halbinsel Kola.

Der Einfluss des Tiefdruckgebietes ULRICH setzte sich auch im deutschen Raum weiter fort. So kam es gebietsweise zu schauerartigen Niederschlägen in einem Streifen von Freiburg über Rheinland-Pfalz bis nach Sachsen, bei denen z.B. Saarbrücken-Enzheim 12 l/m2 in 48 Stunden verzeichnete. Mit den Niederschlägen gingen auch teils Böen der Stärke 7 einher und aufgrund des Kaltfrontcharakters der Okklusion stieg die Temperatur z.B. im schleswig-holsteinischen Leck nur auf knapp 10°C

Bis zum 01.05. verlagerte sich das Tief weiter Richtung Osten und lag schließlich mit seinem Kern über der Onega-Bucht. An diesem Tag besaß der Wirbel ULRICH ein weit verzweigtes Frontensystem, welches sich von Murmansk bis Wolgograd erstreckte und eine Ost-West-Ausdehnung von Perm bis zur russisch-ukrainischen Grenzregion besaß. Der Tiefdruckwirbel ULRICH brachte weiterhin teils starke Böen bis Stärke 8 mit sich, z.B. im russischen Petrozavodsk mit 65 km/h.

Am 02.05. lag das mittlerweile vollständig okkludierte Tief mit einem Kerndruck von ca. 1005 hPa etwas weiter östlich über der Dwina-Bucht, wobei sich die Okklusionsfront einige Hundert Kilometer nach Südosten zog bevor sie in ein unbenanntes Frontensystem überging.

Im weiteren Verlauf stieg der Luftdruck im Zentrum stetig an und das Frontensystem löste sich bis zum nächsten Tag auf. Bis zum 04.05. erfolgte schließlich die vollständige Auflösung des Tiefdruckgebietes ULRICH, wodurch es nicht weiter in der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 

 


Geschrieben von Philipp Zschenderlein

Berliner Wetterkarte: 29.04.2013

Pate: anonym