Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ULRIKA
(getauft am 12.02.2016)
Eingebettet
in einer stark ausgeprägten westlichen Höhenströmung im 500- hPa-Niveau, was
einer Höhe von rund 5500 m entspricht, entwickelte sich am 12.02.2016 über dem
mittleren Atlantik eine wellenförmige
Deformation, welche eine Tiefdruckentwicklung in Gang
setzte, auch Zyklogenese genannt. In der Prognose für den Folgetag wurde das neu entstandene Tief
auf den Namen ULRIKA getauft. Auf der 00 Uhr UTC-Analyse des 13.02., also um 01
Uhr MEZ dieses Tages, wurde die Zyklone ULRIKA erstmals mit einem Kerndruck von
ca. 980 hPa südlich von Irland verzeichnet. Vom Tiefkern ging eine Okklusion
ab. Eine Okklusion ist eine Mischfront, die entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die langsamere Warmfront
einholt. Die Okklusion des Tiefs reichte bis über den Golf von Biskaya. Dort
ging am sogenannten Okklusionspunkt die Luftmassengrenze in eine Warm- und
Kaltfront über. Die Warmfront überquerte in dieser Nacht die Iberische
Halbinsel und sorgte über dem Norden Spaniens für Niederschläge. In San
Sebastian-Igueldo und in Machichaco Faro wurden
innerhalb von 12 Stunden bis 06 Uhr UTC 11 mm Niederschlag registriert. Die
Kaltfront erstreckte sich nach Westen und erreichte im weiteren Verlauf bis 06 Uhr
UTC die Nordwestküste Spaniens. Dort fielen innerhalb von 12 Stunden in Marin
46,3 mm, in Vigo 59,0 mm und in Santiago De
Compostela 14,4 mm Niederschlag.
Bis zum Mittag verlagerte sich das Tief ULRIKA Richtung England. Vom Kern
erstreckte sich weiterhin die Okklusion über Frankreich bis zur Mittelmeerküste. In Frankreich wurden beim Überqueren der Okklusion regional unterschiedliche
Niederschlagssummen registriert. Im Zeitraum von 12 Stunden wurden bis 18 Uhr UTC in Paris 10 mm, in Lyon 2 bis 3 mm
und in Toulouse 0,6 mm Niederschlag gemeldet.
Bis zum
Folgetag
zog der Wirbel ULRIKA weiter nach Osten und erreichte um 00 Uhr UTC Luxemburg.
Der Kerndruck schwächte sich auf 985 hPa ab. Die Fronten hatten sich neu
formiert, wobei sich die Okklusion vom Vortag aufgelöste. Dafür bildete sich
eine Luftmassengrenze über Deutschland und den Beneluxstaaten. Nördlich vom Tiefdruckgebiet
ULRIKA stellte sich im Zusammenspiel mit hohem Luftdruck über dem Europäischen
Nordmeer eine nordöstliche Strömung ein, die maritime Polarluft in den Norden
Deutschlands und die
Niederlande führte. Der Vorstoß der maritimen Polarluft erzeugte eine
Kaltfront, die über Nordrhein-Westfalen,
Luxemburg und Belgien verlief. Im Zuge dessen schneite es zeitweise in einigen Teilen
Norddeutschlands, während es in der Mitte Deutschlands sowie in Brandenburg und
Nordrhein-Westfalen regnete. Bei Höchsttemperaturen von 2°C in Bremen und
Hannover sowie 3°C in Hamburg blieb der Schnee allerdings nicht liegen. Im
Gegensatz dazu konnte in der deutlich wärmeren Luftmasse südlich von Tief
ULRIKA in Leipzig 10°C als Höchsttemperatur registriert werden. In der Nacht
verlagerte sich der Wirbel ULRIKA nach Ungarn. Der Kerndruck ging weiter auf
etwa 1000 hPa zurück. Eine Warmfront erstreckte sich vom Tiefkern
im Bogen nach Nordosten
bis über den Osten der Ukraine. Außerdem verlief eine Kaltfront über die Balkanregion bis zur Adria, wo die
Kaltfront in die Warmfront von Tief VIRGINIE über Sardinien überging. Bis zum
Abend fielen dabei in der ungarischen Stadt Miskolc
18 mm,
in Budapest 9 mm und in
der slowakischen Stadt Milhostov 16 mm Niederschlag.
Am
16.02. befand sich das Tief ULRIKA mit dem tiefsten Kerndruck von etwa 1010 hPa
über dem polnisch-weißrussichen Grenzgebiet. Vom Kern des Tiefs erstreckte sich
zum einen eine Warmfront über die Ukraine und dem Süden Russlands bis zum
Nordrand des Kaukasus und zum anderen verlief eine Kaltfront nach Westen über
die Karpaten bis nach Belgrad. Außerdem konnte sich rückseitig eine Okklusion ausbilden. Bis zum Morgen
fielen innerhalb
von 12 Stunden in Minsk 8 mm und im Süden von Weißrussland in der Stadt Mozyr schauerartig
verstärkt 11 mm Niederschlag. Im Laufe des Tages holte nun die
schnellere Kaltfront die langsamere Warmfront ein und es bildete sich eine
Okklusion aus. Im Zuge des Okklusionsprozesses gingen
die nördlichen Niederschläge mehr und mehr in Schnee über. In Russland fielen
mit Durchzug des Frontensystems verbreitet 10
bis 20 mm Niederschlag.
Zum 17.02.
verlagerte sich das Tief ULRIKA weiter nach Osten und lag nun über dem europäischen Teil Russlands. Die
Okklusion erstreckte
sich bogenförmig um den Tiefkern,
beziehungsweise weiter Richtung Süden. Am 18.02. wurde das Tiefdruckgebiet
ULRIKA das letzte Mal
auf der 00 Uhr UTC-Analyse
mit einem Kerndruck von 1015 hPa analysiert. Bis zum darauf folgenden Tag zog
das Tief ULRIKA weiter nach Osten und entfernte sich somit aus dem
Analysebereich der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben
am 04.04.2016 von Morten Kretschmer
Berliner
Wetterkarte: 14.02.2016
Pate:
Ulrika Kolb-Burmistrzak