Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ULRIKE

(getauft am 13.07.2016)

 

Am 13.07.16 wurde ein Tiefdruckgebiet über Polen in der Prognose für den Folgetag auf den Namen ULRIKE getauft. Auf der Bodenwetterkarte des 14.07.2016 um 00 Uhr UTC, das heißt 02 Uhr MESZ, wurde das Tief schließlich von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte mit zwei Kernen analysiert. Der Kern von Tief ULRIKE I befand sich zwischen der Poebene und der italienischen Hauptstadt Rom. Der Kern von Tief ULRIKE II lag über den nordwestlichen Karpaten. Der Kerndruck betrug bei beiden Tiefs etwas unter 1010 hPa. Die Warmfront von Tief ULRIKE II verlief von der Nordukraine rund 800 km nach Osten, wo sich eine Kaltfront anschloss, die zu einem unbenannten Tief über Moskau gehörte. Die Kaltfront vom Wirbel ULRIKE II ging in eine Warmfront über, welche zum Tief ULRIKE I führte. Die Okklusion von ULRIKE I, eine Front mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront, verlief quer über den Norden Italiens. Der Okklusionspunkt befand sich über der nördlichen Adria. Von dort reichte die Warmfront mit einer Länge von circa 450 km nach Nordosten bis zur Region am Plattensee. Die Kaltfront erstreckte sich bogenförmig vom Okklusionspunkt über Italien, den Nordwesten Siziliens, Tunesiens bis über den Norden Algeriens über etwa 1500 km Länge. Bei Regenschauern, welche teilweise auch gewittrig waren, reichten die 12-stündigen Niederschlagsmengen bis 08 Uhr MESZ von 15 l/m² in Lublin, über 34 l/m² in Tarvisio in Südtirol bis zu 64 l/m² in Siofok 100 km südwestlich von Budapest. Des Weiteren verursachte auch die relativ dichte Drängung der Isobaren, also der Linien gleichen Luftdruckes, in Alpennähe einen stürmischen Wind. So erreichte die 3-stündige Spitzenböe bis 11 Uhr MESZ in Matro im Tessin mit 65 km/h die Windstärke 8 auf der Beaufortskala.

Bis zum nächsten Tag hatte sich der Abstand zwischen den beiden Teiltiefs auf etwa 1400 km Entfernung vergrößert. Der Kern vom leicht vertieften Wirbel ULRIKE II lag mit einem Druck von rund 1000 hPa über dem Nordosten Polens und das Zentrum der Zyklone ULRIKE I mit einem Kerndruck von etwas unter 1010 hPa über dem Großraum der italienischen Hauptstadt Rom. Die Warmfront des Tiefs ULRIKE II erstreckte sich etwa vom Okklusionspunkt über Wilna, wo die kurze Okklusion endete, nach Moskau über 800 km. Die Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt im Bogen nach Südosten über circa 700 km bis nach Moldawien. Die Okklusion des Tiefdruckgebietes ULRIKE I führte vom Kern aus bogenförmig nach Südosten über eine Strecke von rund 550 km zur Meerenge zwischen Italien und Albanien, wo sich auch der Okklusionspunkt befand. Von dort reichten die kurze Warmfront über das albanische Festland und die Kaltfront erst nach Süden, dann nach Südwesten über das Mittelmeer. Bis zum Folgetag um 08 Uhr MESZ fielen innerhalb von 24 Stunden bis zu 14 l/m² im polnischen Szczecinek, 30 l/m² im rumänischen Ineu, 44 l/m² in Vladeasa oder 66 l/m² in Tirgu Jiu. In Sofia fielen 10,4 l/m², über 59,8 l/m² in Szeged und bis zu extremen 137,1 l/m² in Negotin im Osten Serbiens.

Bis zum 16.07.16 vergrößerte sich die Entfernung der beiden Kerne weiter. Während sich der Kern von Tief ULRIKE I mit einem Druck von etwas unter 1010 hPa nur wenig Richtung Osten verlagert hatte und weiter über Italien verharrte, befand sich das Zentrum von Tief ULRIKE II mit einem Kerndruck von rund 1003 hPa über dem Süden Finnlands. Die Okklusion des Wirbels ULRIKE II verlief im Bogen erst nach Norden und dann nach Osten über rund 400 km vom Kern bis zum Onegasee. Dort befand sich auch der Okklusionspunkt, von wo aus sich die Warmfront über 500 km nach Osten erstreckte und die Kaltfront über circa 1300 km bogenförmig nach Südosten und Süden bis etwa Kiew reichte. Die größten Niederschlagsmengen im Einflussbereich dieses Teiltiefs wurden in Finnland gemessen. In Jämsä Halli kamen bis 08 Uhr MESZ in 24 Stunden 30 l/m² zusammen. Durch die einfließende und sich bereits erwärmte maritime Subpolarluft stiegen die Höchstwerte der Temperatur auf bis zu 23°C im Süden Finnlands. In der Umgebung des steuernden Teiltiefs ULRIKE I hatten sich mehrere kleine Randtiefs über dem Balkan gebildet. Die kurze Warmfront der Zyklone verband diese mit einem kleinen Tief über Belgrad. Die Kaltfront erstreckte sich nach Süden bis über Nordafrika. Die höchsten Niederschlagssummen fielen über den südlichen Karpaten. Die Messgeräte registrierten in Kroatien bis zu 44 l/m², wie in Bilogora.

Bis zum darauf folgenden Tag hatte sich das südlichere Teiltief ULRIKE I aufgefüllt. Das Tief ULRIKE befand sich mit dem Kern und einem Druck von etwas unter 1000 hPa über Nordnorwegen östlich der Lofoten. Die Okklusion erstreckte sich vom Zentrum wellenförmig nach Südosten von der Nordkapregion über das Weiße Meer, der nördlichen Dwina bis 300 km östlich von Moskau. Im Bereich dieses Frontensystems kam es aber nur zu wenig Niederschlag. In Kokkola fielen bis 20 Uhr MESZ in 12 Stunden lediglich 9 l/m² bei einer Tageshöchsttemperatur von warmen 18,9°C.

Zum Folgetag wurde das Tief ULRIKE in die Zirkulation der von Westen heranziehenden Zyklone VANESSA aufgenommen, sodass es am 18.07.16 nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.

 

 

Geschrieben am 11.08.2016 von Matthias Janke

Berliner Wetterkarte: 14.07.2016

Pate: Ulrike Jager