Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
URANUS
(getauft
am 15.11.2011)
Aufgrund eines Höhentroges im 500 hPa
Niveau, was einer Höhe von 5,5 Kilometern entspricht, entstand am 14. November
ein Tiefdruckgebiet. Dieser Wirbel bildete sich im Bodenniveau eingebettet
entlang eines Frontensystems zwischen zwei weiteren Tiefs, die sich zum einen
über Grönlands Westküste und zum anderen weit über dem Atlantik auf einer
Breite mit Spanien, befanden.
Bereits am Folgetag wurde dieses Tief auf
dem Namen URANUS getauft. Der Kern befand sich zum Zeitpunkt der Taufe mit einem
Druck von knapp 1005 hPa auf einer Breite mit München und einer Länge mit
Island, circa 1500 Kilometer von der Küste Frankreichs entfernt. Das
Frontensystem des Wirbels war s-förmig, wobei die Warmfront nördlich und eine
Kaltfront südlich des Kerns verliefen.
Einen Tag später, am 16. November, begann
sich die Zyklone URANUS während ihres Zuges nach Nordosten einzudrehen. Teile
der Warmfront wurden von der nachfolgenden Kaltfront bereits eingeholt, sodass
sich dort eine Okklusionsfront bildete. Diese Okklusionsfront beschrieb einen
Bogen vom Kern des Tiefdruckgebietes, dessen Druck um 10 hPa auf 995 hPa gefallen
war, nach Norden, wo sie sich in eine Warm- und in eine Kaltfront aufspaltete.
Die Warmfront beschrieb einen Bogen in Richtung Nordosten und verlief quer über
Island. Dort führte sie in Reykjavik in den Mittagsstunden zu
Maximaltemperaturen von 11°C und zu stürmischem Wind. Der Wind erreichte eine
Geschwindigkeit von 39 km/h, was der Stärke 6 auf der Beaufort-Skala
entspricht. Die Kaltfront hingegen beschrieb einen scharfen Bogen vom
Okklusionspunkt, dem Punkt an dem sich Warm- und Kaltfront vereinen und eine
Okklusionsfront bilden, in Richtung Süden. Von dort zog sich die Kaltfront entlang
der Küste Irlands in Richtung Spanien wo sie dann nach Westen abknickte und
wieder auf den Atlantik hinaus lief. In Dublin blieb es an diesem Tag bewölkt
aber trocken bei einer schwachen Brise aus Südosten. Die Höchsttemperatur
betrug tagsüber 12°C, nachts sank die Temperatur auf 6°C. In Shannon,
ein kleines Städtchen an der Westküste Irlands, hingegen führte der Warmsektor,
also der Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, noch zu etwas wärmeren, dafür
aber regnerischem Wetter. Innerhalb von 12 Stunden fielen dort bis 18 Uhr
Ortszeit 3 Liter Niederschlag auf einen Quadratmeter in Form von Regen und
Sprühregen, bei einer Höchsttemperatur von 13°C. Bis zum 17. November zog das
Tief bei gleichbleibendem Druck nordwärts und lag damit südlich von Island, auf
einer Breite mit Nordschottland, wobei das Tief mittlerweile vollständig
okkludiert war. Die Okklusionsfront zog sich in östlicher Richtung über den
Atlantik, verlief zwischen Irland und England entlang des St. George Kanal und
traf bei Südengland erstmals auf Land. Von dort zog sie sich weiter über
Frankreich bis sie sich über dem französischen Zentralmassiv mit einem anderen,
zu diesem Zeitpunkt über dem Mittelmeer befindlichen, Tiefdruckgebiet verband.
In Shannon führte der Durchzug der Okklusionsfront zu weiteren Niederschlägen
die zum Teil schauerartig ausfielen. So fielen an diesem Tag innerhalb von 6
Stunden 5 Liter Regen auf einen Quadratmeter, der Gesamtniederschlag des Tages
betrug etwa 6,1 Liter pro Quadratmeter. Ähnliche Werte wurden auch in Stornoway
auf einer Insel westlich vor Schottland registriert. Im Zentrum Irlands sowie
in Dublin blieb es hingegen trocken und überwiegend leicht bewölkt bei ähnlich
milden Temperaturen wie am Vortag. Über Frankreich führte die heranrückende
Okklusionsfront zu überwiegend trübem Wetter mit gelegentlichem Sprühregen,
Nebel oder feuchtem Dunst.
Am 18. November, befand sich der Wirbel in
allmählicher Auflösung, auch wenn der Druck im Kern auf 990 hPa fiel. Gegenüber
dem Vortag beschrieb der Wirbel einen großen Bogen in Richtung Nordosten und
lag mit seinem Zentrum etwa 400 Kilometer vor der Südostküste Grönlands. Die
Front verkürzte sich stark und verlief entlang einer Linie zwischen dem Zentrum
des Wirbels URANUS und der Südküste Islands, wo sie in ein neues Tiefdruckgebiet
überging. In der ostgrönlandischen Stadt Angmagssalik, auch unter dem Namen Tasiilaq
bekannt, führte der Wirbel URANUS innerhalb von 6 Stunden zu 0,2 Liter je
Quadratmeter Niederschlag, über den Tag
verteilt fielen bis Mitternacht 1 Liter pro Quadratmeter und die
Höchsttemperatur betrug dabei lediglich 2°C. Auch über Island führte der
Frontenverlauf zu überwiegend regnerischem Wetter mit Temperaturen um 8°C. Bis
zum 19. November hatte sich der Tiefdruckwirbel URANUS vollständig aufgelöst
und konnte daher an diesem Tag nicht mehr von der Berliner Wetterkarte
analysiert werden.
Geschrieben am 15.12.2011 von Christian Ulmer
Berliner Wetterkarte: 17.11.2011
Pate: Michael Wichmann