Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet URSEL
(getauft am 22.02.2012)
Am 21.02.2012 deutete sich über dem westlichen Nordatlantik, südwestlich von Neufundland
eine sogenannte frontale Welle an. Bis zum Folgetag entwickelte sie sich zu
einem Sturmwirbel und wurde auf den Namen URSEL getauft.
Die noch junge
Zyklone URSEL wies am 22.02.2012 um 00 UTC, das entspricht 01 MEZ, einen
Kerndruck von etwa 970 hPa auf. Zu diesem Zeitpunkt lag sie mit ihrem Zentrum
etwa 2000 km südlich von Grönland. Ihre Kaltfront verlief vom Zentrum aus
spiralförmig südwestwärts hinaus auf den Nordatlantik. Die Warmfront von Tief
URSEL erstreckte sich etwa 1300 km nach Nordosten und ging in die Kaltfront des
vorlaufenden Tiefs TANJA über.
Durch die
vorherrschende starke Höhenströmung 5500 m über Grund lag das Sturmtief URSEL
24 Stunden später mit seinem Zentrum und einem Kerndruck von 980 hPa bereits
südwestlich von Island. Im Laufe des Tages zog der Sturmwirbel URSEL südlich an
Island vorbei und sorgte in Deutschland für wechselhaftes Wetter, wobei die
Zufuhr sehr milder Meeresluft von Westen her andauerte, in der die
Maximaltemperaturen verbreitet bei 9 bis 11°C lagen. Auch die Britischen Inseln
verblieben im Zustrom der sehr milden subtropischen Meeresluft. In ihr stieg am
23.02.2012 die Temperatur im Londoner Raum auf 16 bis 17°C, wenig weiter
östlich in Shoeburyness sogar bis auf 18°C. Diese Werte liegen bereits im
Bereich der absoluten Höchstwerte für den Monat Februar. Wiederholt fiel auch
Sprühregen, der in Berlin bis zum Mittag immerhin fast 1 mm brachte.
Am 24.02.2012
gelangte am Rande des mit seinem Kern zur Norwegischen See gezogenen
Tiefdruckwirbels URSEL subtropische Meeresluft
nach Deutschland, sodass die Temperatur im Norden verbreitet trotz
starker Bewölkung auf 10 bis 12°C anstieg. Noch milder wurde es ganz im Süden
zwischen dem Raum Stuttgart und dem Berchtesgadener Land. Vom Alpenrand her
hatte sich eine Aufklarungszone bis fast zur Donau vorgeschoben. In München
wurden beispielsweise knapp 10 h Sonnenschein verzeichnet. Mit der
Sonnenunterstützung wurden in Stuttgart und Leibstadt am Hochrhein 14°C, in
Rosenheim 15°C, in Metzingen 16°C und in Mittenwald sogar 17°C erreicht. Dabei
lag am Alpenrand noch eine 30 bis 80 cm hohe Alt-Schneedecke. Am kältesten
blieb es im Vogtland und Nordfranken. Bei starker Bewölkung und nur wenig Wind
stieg die Temperatur z.B. in Hof nur auf 5°C an. Die Kaltfront des Sturmwirbels
URSEL bildete noch eine neue flache Welle aus, die die Niederschlagstätigkeit
am Nachmittag über Norddeutschland deutlich verstärkte. Bis zum Abend waren
z.B. in Bremervörde 8 mm Regen gefallen. Erst mit Durchzug der Welle kam die
Kaltfront rascher nach Süden voran. Um Mitternacht lag sie etwa am Main. Die
nachfolgende Meeresluft war zunächst aber nur wenig kälter, sodass es in der
Nacht zum 25.02.2012 trotz zeitweise geringer Bewölkung in Norddeutschland
keinen Frost gab. Nur im oberen Bergland ging die Temperatur wieder unter den
Gefrierpunkt zurück.
Der am 25.02.2012
mit seinem Zentrum über der mittleren Ostsee gelegene Tiefdruckwirbel URSEL zog
rasch südostwärts nach Südrussland und bildete dort im Laufe des Tages mit dem
über Moskau liegenden Tief TANJA ein komplexes Tiefdrucksystem, das in Russland
bei leichtem bis mäßigem Frost verbreitet Schneefall brachte. In der russischen
Hauptstadt wurde am frühen Morgen des 26.02.2012 eine 37 cm hohe Schneedecke
gemessen, nur wenig weiter östlich in Pavlov lag sie sogar 53 cm hoch. Im
Bereich der oberen und mittleren Wolga wurden örtlich Schneehöhen von 70 cm und
mehr gemessen.
Am Rande des
Tiefdrucksystems TANJA-URSEL über Russland gelangte am 26.02.2012 von
Skandinavien trockene Luft subpolaren Ursprungs in die Gebiete nordöstlich der
Elbe. Im Berliner Raum löste sich die Bewölkung während der Mittagsstunden auf
und der Taupunkt ging in Dahlem um 14 Uhr unter -10°C zurück. Bei einer
Temperatur von 6,6°C betrug die relative Luftfeuchtigkeit daher nur 28%. Im
Norden Deutschlands gab es in der Nacht zum 27.02.2012 am Rande des
Kaltluftvorstoßes von Skandinavien her zeitweise klaren Himmel und vor allem im
Nordosten ging die Temperatur dabei kräftig zurück. Die Temperatur erreichte an
der Station Berlin-Dahlem -4°C, in Berlin-Tegel -5°C, im äußersten Süden
Brandenburgs, an der Station in Holzdorf, -6°C und in Cottbus sogar -7°C.
Unter dem mittel-
und osteuropäischen Trog lag am 27.02.2012 knapp südöstlich von Moskau die sich
weiter abschwächende Zyklone URSEL, in deren Bereich es verbreitet schneite.
Der Kerndruck lag bei nur noch etwa 1000 hPa. Die Kaltluft arktischen Ursprungs
breitete sich an der Rückseite von Tief URSEL zügig nach Süden aus. Die Minima
waren aber wegen der ausgedehnten Wolkendecke nicht allzu niedrig. Strenge
Kälte herrschte dagegen auch weiterhin vor allem in den Tälern im Norden
Skandinaviens und Finnlands, wo verbreitet die -20°C-Marke wieder deutlich
unterschritten wurde. Die tiefsten Werte lagen an den dafür bekannten Stationen
um -28°C, so z.B. in Sodankylä.
Am 28.02.2012
befand sich das inzwischen fast vollständig aufgelöste Tiefdruckgebiet URSEL
östlich von Moskau, bevor es am Folgetag aufgrund der weiteren Abschwächung
nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 13.03.2012 von Jasmin Krummel
Berliner Wetterkarte: 25.02.2012
Pate: Ursula Leidner