Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  URSINUS

(getauft am 21.06.2003)

 

 

Ein sich über dem Atlantik befindendes Tiefdruckgebiet wurde am 21. Juni 2003 auf den Namen URSINUS getauft und lag schon einen Tag später weiter östlich kurz vor den Britischen Inseln. URSINUS verdrängte allmählich das über Mitteleuropa liegende Hochdruckgebiet ENGELKE, auf seiner Vorderseite strömte zunächst tropische Luft nach Nordosten, was eine zunehmende Schwüle mit sich brachte.

Westlich von Irland gelegen verlagerte er sich weiter nach Schottland, auf seiner Südostseite erreichte die Hitzewelle über Frankreich am 22.06. ihren Höhepunkt. In Toulouse stieg die Temperatur auf 36°C, am Vortag waren es 38°C, womit ein Rekord für den Juni erreicht wurde (nach der 30-jährigen Clino-Reihe von 1961-1990).

Während dieser Beobachtungsperiode wurde in Frankreich im Juni an den vorliegenden Stationen noch nie die 40°C-Schwelle erreicht oder überschritten. Erst am 22. Juni 2003 wurde in Gourdon an der Garonne ein Maximum von 40,7°C gemessen. Einen Tag später setzte sich von der Biskaya merklich kühlere Meeresluft in die Westhälfte Frankreichs durch, so dass die Temperatur um 11 Uhr MESZ in Gourdon bei bedecktem Himmel und geringem Sprühregen nur noch bei 20°C lag.

Von Schottland aus zog URSINUS rasch weiter nach Osten, wobei sich an der Okklusion über der südlichen Ostsee ein Teiltief abspaltete. Dadurch gelangte kühlere Meeresluft subpolaren Ursprungs auch in den Süden Deutschlands.

Hinter dem Frontensystem des Tiefdruckgebietes URSINUS hatte sich in der Nacht zum 24.06. in Norddeutschland Meeresluft subpolaren Ursprungs (mP) durchgesetzt und die sehr warme subtropische Luft (xS) rasch nach Osten abgedrängt. Am Boden konnte sich die Warmluft allerdings nicht bis in den äußersten Norden Deutschlands durchsetzen. In Süddeutschland wurde zum wiederholten Mal in diesem Jahr tropische Luft (cT) wirksam, so dass hier erneut sehr ungewöhnlich hohe Temperaturwerte erreicht wurden. In Karlsruhe stieg die Temperatur auf 37,2°C und damit an die Grenze der im Juni möglichen Werte, wie die bisherigen Extrema zeigen: Am 27.06.1947 sowie am 18.06.2002 wurde dort ebenfalls der Junirekordwert von 37,2°C registriert. In der gesamten Region südlich des Mains wurden Werte teilweise deutlich über 30°C erreicht.

Am Rande des Ostseewirbels URSINUS gelangten in der Nacht vom 24. zum 25. Juni von Nordwesten her ausgedehnte Wolkenfelder in den Nordosten und Osten Deutschlands, so dass mittags die Temperatur nordöstlich der Elbe verbreitet unter 20°C, in Mecklenburg-Vorpommern zum Teil nur bei 15°C lag. 

URSINUS zog weiter nach Osten bis Südosten, so dass es in Russland zu keiner nennenswerten Erwärmung kam.

Am 26.06. befand sich die Zyklone über Weißrussland. Zwischen ihr und der Hochdruckzone FRANZISKA, die sich mit ihrem Schwerpunkt nach Norden bis Nordosten zur Norwegischen See verlagerte, drehte die Strömung über Deutschland mehr in eine nördliche Richtung.

URSINUS zog in den folgenden Tagen noch etwas weiter nordostwärts, befand sich während der ganzen Zeit jedoch im östlichen Teil Europas, bis er dann am 3. Juli 03 von der Wetterkarte verschwand.

 


Geschrieben am 07.08.2003 von Sabrina Schmidt

Wetterkarte: 24.06.03

Pate: Heiko Günther