Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
URSULA
(getauft am
07.08.2014)
Das Tiefdrucksystem URSULA wurde am
07.08.2014 mittels einer Prognosekarte für den 08.08. getauft, nachdem sich
seine Wetterwirksamkeit für Europa abzeichnete.
In der Nacht zum 08.08. befand sich die
Zyklone URSULA vor der Küste der Bretagne. Dabei wies der Kern des Tiefs einen
Druck von etwas unter 1015 hPa auf. Das Frontensystem bestand aus einer
ostwärts reichenden, kurzen Warmfront, die etwa 150 km südöstlich von Paris
endete und einer Kaltfront, die in westlicher Richtung hinaus über den Atlantik
verlief und nördlich der Azoren auf dem Breitengrad Roms in die Warmfront des
ehemaligen Hurrikans ex-BERTHA überging. Die ersten
Niederschlagsbänder erreichten den Nordwesten Spaniens und brachten im galicischen Oviedo 21,4 l/m² und
in Vigo 22,4 l/m² in Form von Sprühregen oder
leichtem Regen innerhalb von 24 Stunden bis zum 06 Uhr UTC Termin des
Folgetages, was 07 Uhr MEZ entspricht. Der Wind erreichte teilweise die Stärke
7 auf der Beaufortskala, das heißt steife Böen. Mit der Verlagerung in nordöstlicher
Richtung und gleichzeitiger Verstärkung durch eine begünstigende Lage auf der
Vorderseite einer Höhentrogachse in etwa 5,5 km Höhe überquerten die
Kaltfrontausläufer des Wirbels URSULA Frankreich, Belgien, Teile der
Niederlande, Deutschlands und Englands. Dort führten die Ausläufer vielerorts
zu gewittrig verstärkten Niederschlägen. In La Rochelle wurden 38 l/m² und im englischen
Marham 51 l/m² bis um 00 Uhr UTC registriert.
Der Wirbel URSULA hatte bis zum 09.08. mit
seinem Kern die Nordsee nordwestlich von Amsterdam erreicht und sich auf etwas
über 1000 hPa verstärkt. Vom Kern verlief in nord-nordwestlicher Richtung eine
Okklusion bis Edinburgh und ging dort in die Okklusionsfront des Tiefs THEKLA über.
Unter einer Okklusion versteht man dabei eine Mischform aus Warm- und Kaltfront,
die Eigenschaften beider in sich vereint und im Okklusionspunkt durch die
höhere Zuggeschwindigkeit von Kaltfronten gegenüber Warmfronten ausgebildet
wird. Vom Okklusionspunkt vor der niederländischen Küste verlief östlich des
Rheingrabens parallel zu diesem die Warmfront bis nach Stuttgart. Wohingegen
sich die Kaltfront nach Süden über Westeuropa erstreckte und dabei vorbei an
Brüssel und Bordeaux, über Galicien hinaus über den Atlantik führte und
nördlich von Funchal auf dem Breitengrad der Straße
von Gibraltar endete. Im Laufe des Tages verstärkte sich das Tief URSULA
zunehmend und erreichte phasenweise einen Kerndruck unter 985 hPa, das teilweise
zu orkanartigen Böen führte. So meldeten einige Schiffe auf der Nordsee 57
Knoten und von der Station Büsum wurden 53 Knoten gemeldet. In Berlin wurden 45
Knoten am Flughafen Tegel und 41 an der Station der Berlin-Dahlem registriert.
Während in Deutschland die Niederschlagsmengen gering ausfielen, wurden im
Mecklenburgischen Feldberg 13,8 l/m² registriert und in Konsmo
in Südnorwegen 65 l/m² jeweils in 24 Stunden bis zum 06 Uhr UTC Termin des
Folgetages gemeldet. Der Tagesspitzenwert in Europa wurde auf der schottischen
Fair Isle mit 137 l/m² im gleichen Zeitraum erreicht.
Um 00 Uhr UTC des 10.08. hatte der Wirbel
URSULA die Nordsee in nordöstlicher Richtung überquert und befand sich vor der
Westküste Norwegens bei Florø.
Der Kerndruck betrug nun etwas unter 990 hPa, von dort führte eine Okklusion in
einem leichten Bogen über Norwegen und Schweden vorbei an Stockholm und über
Gotland bis zur Danziger Bucht, wo sich der Okklusionspunkt befand. Die
Warmfront verlief östlich an Warschau vorbei und endete bei den ersten
Ausläufern der Karpaten, während die Kaltfront nach Süden bis zum Erzgebirge
reichte. Im Vergleich zu den Vortagen hatte das Tief URSULA stark an
Wetterwirksamkeit verloren, in Norwegen in Ålesund blieb es trocken, allerdings wurde feuchter Dunst
in den Morgenstunden gemeldet und im schwedischen Visby auf Gotland wurden innerhalb
24 Stunden 5,6 l/m² gemessen. In München fielen trotz Gewittern in den Nachtstunden
zum Folgetag nur 0,6 l/m² Niederschlag. Markant war hingegen der
Temperaturanstieg des im Warmsektor liegenden Warschau. Hier stiegen innerhalb
von 48 Stunden die Tageshöchsttemperaturen von 20,2°C auf 29,7°C an.
Am Folgetag, dem 11.08., befand sich der
Kern des Tiefdruckgebietes URSULA nahezu mittig zwischen Island und Norwegen.
Sich sehr schnell abschwächend bestand das Frontensystem nunmehr aus einer Höhenokklusion,
die vom Kern nordostwärts über Norwegen und
Nordfinnland führte, dann südwärts dem Küstenverlauf der Ostsee folgend bis
nach Litauen reichte. Westlich des Kerns war der Wirbel URSULA über eine Okklusionsfront
mit dem Tief THEKLA verbunden. Das Tief URSULA schwächte sich weiter ab, sodass
es bereits um 06 Uhr UTC nicht mehr auf den Karten des Deutschen Wetterdienstes
und am Folgetag auch nicht mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte analysiert
werden konnte.
Geschrieben
am 18.10.2014 von Patrick Ilmer
Berliner
Wetterkarte : 10.08.2014
Pate: Karin
Ursula Reimann