Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
URSULA
(getauft
am 10.05.2018)
Eine
Wellenstörung an der langen Kaltfront des Tiefs über Spitzbergen entwickelte
sich Anfang Mai 2018 zu einem Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa, welches anhand
der Analysekarte vom 10.05.18 um 02 Uhr MESZ, was 00 Uhr UTC entspricht, auf
den Namen URSULA getauft wurde.
An diesem Tag
um 02 Uhr MESZ lag das Zentrum mit einem Druck von ungefähr 1004 hPa über der
deutsch-holländischen Grenze, von wo sich die Kaltfront nach Südwesten bis zu
den östlichen Pyrenäen erstreckte. An dieser Front schob sich die kältere Luft
unter die vorlaufende wärmere Luftmasse. Daran schloss sich eine Warmfront
einer anderen kleinen Wellenstörung an. Nördlich vom Kern aus verlief die
Warmfront in Richtung Norden bis zur Südküste Norwegens. Dort ging sie in eine
Kaltfront einer Welle vor Skandinavien über. Bei lebhafter Schauer- und
Gewittertätigkeit kamen in nur 3 Stunden bis 05 Uhr MESZ bei Zürich 19,9 l/m²
oder 21,8 l/m² an der Station Oberwil-Hüslimatt bei
Basel zusammen. Deutlich weniger Regen fiel entlang der Warmfront. Am Flughafen
von Groningen bzw. in Heino bei Zwolle betrug die
12-stündige Regenmenge lediglich 1 l/m² und 3 l/m². Die Luftmassengrenze an den
Fronten war durch ein markantes Temperaturgefälle gekennzeichnet. In der
Subtropikluft über weiten Teilen des östlichen Mitteleuropas stiegen die
Temperaturen auf Werte zwischen 24,4°C in Weimar, 26,4°C in Padenstedt
bei Hamburg und 27,8°C in Slubice. Im Gegensatz dazu
waren es nur höchstens 16,4°C in Bonn, 19,1°C in Stuttgart und 17,8°C in
Lüttich.
Bis
zum nächsten Tag verlagerte sich das Tief URSULA mit dem Zentrum nordwärts bis
nach Südnorwegen. Zwischen den Hochdruckgebieten QUINLAN und ROLAND verlief die
Kaltfront in Richtung Südosten, wo sie über Bergamo in die Warmfront eines
unbenannten Tiefs überging. 200 km östlich der Kaltfront bildete sich eine
sogenannte Konvergenzlinie. Konvergenzlinien
kennzeichnen in der Meteorologie Zonen zusammenfließender Luftmassen. An dieser
Linie wurde vorlaufend der eigentlichen Front die Luft labilisiert und es
traten teilweise starke Niederschläge auf. Die kurze Warmfront erstreckte sich
nördlich des Kerns, wo ein unveränderter Luftdruck herrschte, 350 km von Süd
nach Nord über dem Süden Norwegens, wo sich eine Kaltfront anschloss. Die
erwähnten Schauer zogen mit der Kaltfront entsprechend nach Nordosten. Die
Messgeräte registrierten in 12 Stunden bis 08 Uhr MESZ 24,3 l/m² in Hohenbucko in der Lausitz oder 19,3 l/m² in Trollenhagen bei Neubrandenburg. An der Warmfront kam etwas
weniger Regen zusammen mit 11 l/m² in Vangsnes und Stryn, die jeweils im Südwesten Norwegens liegen.
Dementsprechend befand sich die genannte Luftmassengrenze mit dem Weiterzug
über dem westlichen Polen. Die Temperaturdifferenz mit ähnlichen Höchstwerten
wie am Vortag betrug etwa Grad.
Bis zum
12.05.18 um 02 Uhr MESZ verlagerte sich die Zyklone URSULA unter leichter
Abschwächung nach Osten und lag mit dem Zentrum über Südschweden. Dort wurde
ein Kerndruck von knapp 1019 hPa gemessen. Das s-förmige Tiefdrucksystem URSULA
verlief im Anschluss einer Kaltfront vom Polarkreis in Finnland mit der
Warmfront, wo die wärmere Luft langsam über der kälteren Luftmasse aufglitt,
bogenförmig über Skandinavien bis zum Kern. Die Kaltfront verlief ebenfalls im
Bogen über die Ostsee, Polen und Tschechien, wo sie in eine kurze Warmfront
überging. Die Niederschläge ließen deutlich nach, nur noch an der Warmfront
kamen zweistellige 12-stündige Mengen bis 08 Uhr MESZ zusammen. Beispielsweise
waren es
13 l/m² und 14 l/m² an den westschwedischen Stationen in Dravangen
bzw. Gielas. Entlang der Kaltfront waren es höchstens
3 l/m² in Czestochowa nordwestlich von Krakau. Zudem
hatten sich auch die Temperaturunterschiede abgebaut. Bei keiner ausgeprägten
Luftmassengrenze lagen die Höchstwerte zwischen 17,7°C in Karlstad,
20,4°C in Kalmar und 25,2°C in Bernburg an der Saale.
Am folgenden
Tag konnte vom Tiefdruckgebiet URSULA nur noch eine Okklusion und eine kurze
Warmfront ohne erkennbares Zentrum über Skandinavien analysiert werden. In der
Folgezeit hatte sich auch diese Front aufgelöst.