Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
URSULA
(getauft
am 20.09.2016)
Im Laufe des 19.09.2016 entstand über
Neufundland entlang einer Front eines kräftigen Tiefdruckgebietes über der
Südostküste von Grönland ein weiteres, aber wesentlich schwächeres
Tiefdruckgebiet. Bis zum 20.09.2016 verlagerte sich dieses Tief nach Osten bis
es mit dem Zentrum und einem Kerndruck von ca. 1015 hPa über dem mittleren
Nordatlantik lag. In dieser Zeit entwickelte sich aus der Front des Tiefs über
der Südostküste Grönlands ein eigenständiges Frontensystem des neu entwickelten
Tiefdruckgebietes. Dabei gingen von dessen Zentrum eine Kaltfront nach
Südwesten sowie eine Warmfront nach Nordosten aus, die dann in eine Kaltfront
eines ebenfalls über dem Nordatlantik entstandenen Tiefs überging. Aufgrund der
prognostizierten Wetterwirksamkeit für Europa wurde das neu entstandene
Tiefdruckgebiet in der Analyse der Berliner Wetterkarte vom 20.09.2016 auf den
Namen URSULA getauft.
Im weiteren Tagesverlauf des 20.09.2016
drehte sich die Höhenströmung in einer Höhe von etwa 5,5 Kilometer leicht von
einer Westströmung in eine Südwestströmung und verlagerte so den
Tiefdruckwirbel URSULA bis zum 21.09.2016 nach Nordosten, etwa 400 Kilometer
vor die irische Küste. Der Kerndruck verstärkte sich dabei auf ca. 995 hPa. Das
Frontensystem der Zyklone URSULA schritt weiter fort und zeichnete sich durch
eine nach Nordosten bis zum Europäischen Nordmeer reichende Warmfront aus, die
dann in eine Kaltfront eines Tiefs nahe Spitzbergen überging, und eine sich
nach Süden über den östlichen Nordatlantik erstreckende Kaltfront aus. In der
zweiten Tageshälfte verlagerte sich der Wirbel URSULA durch eine stärker gewordene
Südströmung in der Höhe in Richtung Island. Das Tiefdruckgebiet URSULA sorgte
in Irland im Observatorium in Valentia in den ersten 6 Stunden des Tages 0,9 mm
durch Regenschauer. In den folgenden 6 Stunden wurden aufgrund des Durchzugs
der Kaltfront sogar Niederschlagsmengen bis 13 mm verursacht. In den beiden
westirischen Orten Mace Head sowie Belmullet wurden zudem um 08 Uhr UTC, was
einer Zeit von 10 Uhr MESZ entspricht, Windböen mit 64,8 km/h sowie 68,4 km/h
gemessen, was stürmische Windböen der Stärke 8 auf der Beaufortskala
kennzeichnet. Ebenso wurden im nördlichen Malin Head um 12 Uhr UTC stürmische
Windböen der Stärke 8 Beaufort ebenfalls mit 68,4 km/h registriert. In dem im
Osten Irlands liegenden Ort Johnstown Castle wurden in 12 Stunden bis 24 Uhr
UTC ebenfalls noch Regenmengen bis 11 mm aufgrund der Kaltfront verzeichnet. In
Island sorgte das Tief URSULA in 9 Stunden bis 21 Uhr UTC für
Niederschlagsmengen bis 33 mm. Und auch in Großbritannien wurden in dem zentral
gelegenen Ort Shap in den letzten 6 Stunden des Tages noch Regenmengen bis 21
mm gemessen.
Am 22.09.2016 verlagerte sich der
Tiefdruckwirbel URSULA in Richtung Island und befand sich mit dem Zentrum über
dessen Südküste. Der Kerndruck hatte sich in der Zeit weiterhin verstärkt und betrug
zu diesem Zeitpunkt etwa 980 hPa. Das Frontensystem der Zyklone URSULA wies
dabei zusätzlich eine Okklusion auf. Diese Mischfront mit wärmeren Luftmassen
in höheren Atmosphärenschichten und kälteren Luftmassen in niedrigeren
Schichten der Atmosphäre entsteht, wenn die etwas schneller ziehende Kaltfront
die etwas langsamere Warmfront einholt und die wärmeren Luftmassen aufsteigen
lässt. Diese Okklusion zog sich über die Südhälfte von Island und teilte sich
im Osten Islands in eine nach Nordosten über das Europäische Nordmeer bis nach
Spitzbergen reichende Warmfront sowie in eine Kaltfront auf, die nach Süden
über Großbritannien verlief. Auf der nordischen Insel Jan Mayen wurden zu 06
Uhr UTC starke bis stürmische Windböen der Stärke 7 Beaufort mit 54 km/h
gemessen. Die Warmfront sorgte auf dieser Insel zudem für geringe
Niederschlagsmengen von 6 mm in 6 Stunden bis 12 Uhr UTC. Die Kaltfront führte
im britischen Ort Eskdalemuir noch zu
7 mm Regen innerhalb von 6 Stunden bis 06 Uhr UTC. Auf Island sorgte der lang
anhaltende Regen in dem Ort Gufuskalar für Niederschlagsmengen bis 15 mm über
den gesamten Tag verteilt. Besonders auffällig waren die in dem Ort Dalatangi
registrierten mittleren Windgeschwindigkeiten. So wurden dort um 06 Uhr UTC
mittlere Windgeschwindigkeiten von 90,8 km/h gemessen, was einem schweren Sturm
der Stärke 10 Beaufort entspricht.
Bis zum 23.09.2016 verlagerte sich das
Tiefdruckgebiet URSULA nur geringfügig nach Westen und befand sich somit mit
dem Zentrum über der Westküste von Island. Der Kerndruck hatte sich weiterhin
abgeschwächt und wies nur noch einen Wert von ca. 990 hPa auf. Das
Frontensystem bestand überwiegend aus einer Okklusion, die sich ausgehend vom
Tiefzentrum nach Nordosten entlang der Ostküste Grönlands zog und sich ab dem
75. Breitengrad in eine nach Osten reichende Warmfront sowie eine sich nach
Süden erstreckende schwache Kaltfront aufteilte, die über das Europäische
Nordmeer, die Nordsee sowie die nördliche Küste von Frankreich verlief. In den
ersten 4 Stunden dieses Tages sorgte die Kaltfront im dänischen Ort Hvide Sande
noch für Regenmengen bis 6 mm. In der norwegischen Stadt Oslo wurden entlang
der Kaltfront sogar noch einige Gewitter am Nachmittag beobachtet. Zudem brachten
Regenschauer in 12 Stunden bis 18 Uhr UTC Niederschlagsmengen von bis zu 20 mm.
Auch in Island wurden noch Regenmengen von 5,7 mm in 9 Stunden bis 09 Uhr UTC
in dem Ort Gufuskalar verzeichnet.
Zu Beginn des 24.09.2016 verlagerte sich
die Zyklone URSULA nach Südwesten und wurde mit dem Tiefdruckzentrum über dem
Nordatlantik, etwa 500 Kilometer südwestlich der isländischen Küste analysiert.
Wie schon am Vortag schwächte sich der Kerndruck ab und betrug an diesem Tag
nur noch ca. 995 hPa. Das gesamte Frontensystem löste sich zudem bis zu diesem
Tag komplett auf. Im weiteren Tagesverlauf näherte sich das Tief VLADIANA und nahm
den Tiefdruckwirbel URSULA allmählich in seine Zirkulation auf, wodurch die
Zyklone URSULA dementsprechend am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte
namentlich verzeichnet werden konnte.
Geschrieben am
03.10.2016 von Florian Ruff
Berliner Wetterkarte:
22.09.2016
Pate: Ursula
Giese