Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet URSULA

(getauft am 21.10.2010)

 

Am 21.10. bildete sich als Ableger eines Tiefs zwischen Grönland und Island ein neues Tief, welches noch am gleichen Tag auf den Namen URSULA getauft wurde. Zu diesem Zeitpunkt herrschte in der Höhe (500 hPa, ca. 5,5 km) von Island bis zu den Alpen eine kräftige Nordwestströmung, die auch die Zugrichtung von URSULA bestimmte. Sie erreichte im Laufe des nächsten Tages Irland und die Britischen Inseln. Wie kräftig sich URSULA innerhalb eines Tages entwickelte, zeigte sich beispielsweise an der Wetterstation am Flughafen Dublin. Dort fiel der Luftdruck von Mitternacht bis 20Uhr um 15,5 hPa auf 1003,6 hPa. Die 24-stündige Niederschlagsmenge war mit knapp 4 Liter pro Quadratmeter aber vergleichsweise niedrig. Dagegen wurden in Bournemouth und Plymouth 11 bzw. 13 l/m² und in Edinburgh sogar 24 l/m² registriert.

Das Zentrum von URSULA verlagerte sich bis zum 24.10. nicht zu den Alpen, wie die Höhenströmung hätte vermuten lassen, sondern schlug mit dem Erreichen der Britischen Inseln eine östliche Richtung ein und überquerte Dänemark zur südlichen Ostsee. Dabei sank der Kerndruck mit knapp unter 990 hPa auf seinen tiefsten Wert. Im Bereich des Tiefzentrums war die Niederschlagsintensität am höchsten, zum Beispiel in Skagen mit 24 l/m² und Thyboron mit 26 l/m² (beide Dänemark), sowie in Göteborg mit 36 l/m² innerhalb von 24 Stunden. Durch die großen Druckgegensätze auf geringem Raum entwickelten sich kräftige Windfelder als Ausgleichsströmung um das Zentrum von URSULA herum. Besonders im Küstenbereich und auf Berggipfeln wurden die höchsten Windgeschwindigkeiten registriert. Auf Sylt erreichte die stärkste Böe 22 m/s (ca. 79 km/h), auf dem Brocken sogar mit 34 m/s (ca. 122 km/h) Orkanstärke. Bei der Überquerung der Fronten von URSULA über Deutschland gab es nur beim Niederschlag nennenswerte Unterschiede, da sich die Mengen mit über 2 l/m² überwiegend auf den Nordwesten beschränkten. Sowohl die Höchsttemperaturen, die bei 8 bis 12°C lagen, als auch die Tiefsttemperaturen mit 8 bis 4°C waren dagegen sehr einheitlich. Erst auf der Rückseite von URSULA konnte sich in der Nacht zum 25.10. die Luft auf dem Land auskühlen, wodurch die Werte vereinzelt bis auf den Gefrierpunkt sanken. In den Küstenbereichen blieb es dank des noch warmen Wasser bei Temperaturen von 5 bis 7°C.

Am 25.10. änderte Tief URSULA ihre Zugrichtung auf Nordost und gelangte so wieder in die kräftige Höhenströmung zurück, die von den Alpen bis zum Nordural reichte. Allerdings hatte das Tief den Höhepunkt seiner Entwicklung überschritten und schwächte sich sehr deutlich ab. Der Kerndruck war schon auf über 1000 hPa angestiegen und lag am nächsten Tag noch bei 1010 hPa. Auch von den Fronten und der Wetteraktivität der vergangenen beiden Tage war nicht mehr viel in den Beobachtungen der von ihr beeinflussten Wetterstationen erkennbar. Lediglich die 7 l/m² aus Sankt Petersburg innerhalb von 24 Stunden sind noch nennenswert.

URSULA zog in den nächsten Tagen vom Ladogasee über den Timanrücken in den Nordwesten Sibiriens und verließ so am 28.10. den Bereich der Berliner Wetterkarte.

 

 


Geschrieben am 02.12.2010 von Matthias Treinzen

Wetterkarte: 24.10.2010

Pate: Ursula Gerns