Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet URSULA

(getauft am 22.10.2012)

 

Am 22.10.2012 bildete sich über Spitzbergen ein Tiefdruckgebiet aus, welches noch am selben Tag in der Prognose für den Folgetag auf den Namen URSULA getauft wurde. Am nächsten Tag lag die Zyklone mit einem Kerndruck von etwas unter 1000 hPa über Spitzbergen. Die Warmfront erstreckte sich über das Weiße Meer und die Kaltfront über den Nordatlantik bis knapp nördlich von Island, wo sie in die Warmfront eines Tiefdruckgebietes über Nordkanada überging. Bis zum 24.10.2012 verlagerte sich das Tiefdruckgebiet URSULA weiter nach Süden und befand sich nun über dem nördlichen Skandinavien. Der Kerndruck war dabei nahezu konstant geblieben und betrug weiterhin knapp unter 1000 hPa. Die Warmfront reichte über Nord- und Mittelschweden bis nahe Oslo, während die Kaltfront entlang der norwegischen Küste und über den Nordatlantik bis südlich von Island verlief. Tief URSULA sorgte aufgrund mitgeführter polarer arktischer Luftmassen für einen Wintereinbruch in Nordskandinavien. So erreichte die Höchsttemperatur an diesem Tag auf Spitzbergen -11°C nach einem nächtlichen Minimum von -18°C. Weiter südlich wurde auch im Norden Skandinaviens verbreitet leichter Frost beobachtet. So betrug die Tiefsttemperatur in Uppsala nördlich von Stockholm -3°C und in Haparanda sank sie auf -5°C. Am Tag stiegen die Temperaturen etwas über den Gefrierpunkt. In den folgenden 24 Stunden erfolgte eine markante Verstärkung des Tiefdruckwirbels URSULA. Bis zum Morgen des 25.10.2012 war der Kerndruck auf knapp unter 980 hPa gefallen. Das Zentrum der Zyklone hatte sich dabei leicht nach Nordosten verlagert und befand sich nun über der Halbinsel Kola. Das Frontensystem war dabei teilweise okkludiert, d.h. es hatte sich eine Mischform zwischen Warm- und Kaltfront gebildet, die sogenannte Okklusion. Diese zog sich über Nordrussland bis zum Okklusionspunkt auf halber Strecke zwischen Moskau und Archangelsk. Die Warmfront reichte von dort über Westrussland bis knapp westlich von Moskau und die Kaltfront verlief über das Baltikum und die Ostsee. Im Baltikum sorgte der Durchzug der Fronten in Estland für eine geschlossene Schneedecke, so meldete Tortu 12 cm, Tallinn 7 cm und Voru 10 cm Schneehöhe. Gleichzeitig sorgte die einströmende polare Kaltluft in Skandinavien für eine deutliche Frostverschärfung. So fiel das Quecksilber im nordschwedischen Salla auf -25°C. In Haparanda sank das Minimum auf -14°C, bei einer Tageshöchsttemperatur von -2°C. Auch in Nordrussland wurde teils mäßiger Nachtfrost registriert, wie z.B. Murmansk mit -7°C oder auch Archangelsk mit -6°C. In St. Petersburg wurde mit -1°C leichter Frost gemessen. Bis zum 26.10.2012 blieb der Wirbel URSULA unter leichter Verstärkung nahezu stationär über der Halbinsel Kola. Der Kerndruck lag mittlerweile bei knapp unter 975 hPa. Zusammen mit dem Tiefdruckgebiet VERONIKA bildete die Zyklone URSULA einen hochreichenden, kalten Tiefdruckkomplex mit einem markanten Kaltluftvorstoß, der bis nach Deutschland reichte. An der Luftmassengrenze des ehemaligen Hurrikans ex-RAFAEL über der Iberischen Halbinsel und dem gemeinsamen Höhentrog der Zyklonen VERONIKA und URSULA kam es zu Hebungsprozessen die im Süden Deutschlands für lang anhaltende Niederschläge sorgten. Durch die eingeflossene Kaltluft gingen die Niederschläge bis ins Flachland in Schnee über. Der Schwerpunkt lag dabei in Thüringen und Sachsen. So lag der Schnee in Chemnitz 10 cm hoch, in Gera waren es 14 cm. Die Schneedecke reichte bis in die Niederlausitz, wo Cottbus eine Schneedecke von 1 cm meldete. Weiter nördlich klarte es auf und in der kalten Luft wurde örtlich mäßiger Frost registriert, z.B. in Hamburg mit -5°C als Tiefsttemperatur. In den folgenden 24 Stunden blieb das Tiefdruckgebiet URSULA unter Abschwächung stationär über Nordskandinavien. Der Kerndruck war dabei auf 990 hPa gestiegen. Die mittlerweile vollständig okkludierte Front verlief über Nordskandinavien, die Ostsee bis über Mittelschweden. In Deutschland gab es bei aufklarendem Himmel erneut örtlich mäßigen Frost, wie z.B. in Gütersloh, wo das Quecksilber auf -7°C zurückging. Bis zum 28.10.2012 erfolgte eine deutliche Abschwächung des Wirbels URSULA, der mit einem Kerndruck von nun 1005 hPa unverändert über Nordskandinavien lag. Zu diesem Zeitpunkt besaß das Tief kaum noch Wetterwirksamkeit auf Mitteleuropa und in der Nacht zum 29.10.2012 löste sich das Tiefdruckgebiet URSULA über Nordskandinavien auf und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

Geschrieben am 22.11.2012 von Tobias Mahnkopf

Berliner Wetterkarte: 24.10.2012

Pate: Ursula Hartmann