Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet URSULA

(getauft am 28.12.2010)

 

An einer Luftmassengrenze, die sich von Libyen über das östliche Mittelmeer und das Schwarze Meer bis ins südliche Russland zog, bildete sich im Bereich des Bosporus eine Welle, aus der sich am 28. Dezember 2010 ein Tiefdruckgebiet entwickelte. Dieses Wellentief wurde auf den Namen URSULA getauft. Im Druckniveau von 500 hPa, das einer Höhe von ungefähr 5,5 km entspricht, zeigte sich ein Tiefdruckgebiet über dem östlichen Mitteleuropa mit Kern über Polen. Am östlichen Rande dieses Höhentiefs herrschte von Griechenland über die Türkei bis nach Rußland eine südwestliche Strömung. Das Bodentief URSULA verlagerte sich entlang dieser Strömung über das Schwarze Meer nach Nordosten. Im Tagesverlauf entstanden durch Aufgleitvorgänge an der Vorderseite des Tiefs URSULA besonders in der westlichen Ukraine und in Weißrussland ausgedehnte Schneefallgebiete. Es fielen innerhalb von 24 Stunden um 10 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, und im nördlichen Weißrussland wuchs die Schneedecke von 30 cm auf 40 cm an. In der Nacht zum 29. Dezember drang auf der Rückseite des Tiefs eingeflossene Kaltluft zum Schwarzen Meer vor und brachte im ukrainischen Odessa eine Tiefsttemperatur von -9°C. Mittlerweile hatte sich der Kern des Tiefs URSULA, in dem ein Druck von ungefähr 1015 hPa herrschte, nach Westrussland verlagert. Von dort bis nach Weißrussland und ins südliche Litauen zog sich eine Okklusionsfront, die als Mischung aus Warm- und Kaltfront anzusehen ist. Es kam in Teilen des Baltikums, in Weißrussland und den westlichen Teilen des europäischen Russlands weiterhin zu Schneefällen. Im Warmsektor, dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, wurde im südlichen Russland örtlich Nebel registriert, so zum Beispiel in Wolgograd. Dort stieg die Temperatur bis auf 8°C. Im türkischen Istanbul machte sich die Kaltfront des Wirbels URSULA durch eine Höchsttemperatur von 7°C im Vergleich zu 10°C am Vortag bemerkbar. Eine deutliche Temperaturabnahme gab es aber an der Wetterstation Simferopol auf der Krim in der Ukraine. Im Vergleich zu 13°C am Vortag stieg die Temperatur am 29. Dezember nur auf 0°C. Am 30. Dezember befand sich der Kern des Tiefdruckgebietes URSULA über Weißrussland und dem südlichen Baltikum. An einigen Stationen in der Region, so im weißrussischen Minsk, im zu Russland gehörenden Königsberg, in Vilnius in Litauen und in Tallinn in Estland schneite es. Im Tagesverlauf des 30. Dezember war das Tiefdruckgebiet URSULA zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen.


Geschrieben am 13.01.2011 von Heiko Wiese

Berliner Wetterkarte: 30.12.2010

Pate: Ursula Groß