Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet URSULA

(getauft am 29.04.2014)

 

Am 29.04. deutete sich entlang einer wellenförmig deformierten Front die Entstehung eines Tiefdruckwirbels über Südnorwegen an. Daher wurde dieser Wirbel in der Prognose für den Folgetag auf den Namen URSULA getauft.

Am 30.04. lag das Tief URSULA um 00 Uhr UTC, d.h. 02 Uhr MESZ, mit seinem Zentrum und einem Druck von knapp unter 1015 hPa unweit der norwegischen Stadt Kristiansand. Vom Kern gingen zu diesem Zeitpunkt sowohl eine Kalt- als auch eine Warmfront aus. Die Kaltfront erstreckte sich in westlicher Richtung über die Nordsee und Schottland bis auf den Atlantik hinaus, wo sie südlich von Island in die Warmfront eines bei Grönland liegenden Wirbels überging, während sich die Warmfront vom Kern über Südschweden bis nach Gotland zog und dort mit der Kaltfront eines unweit von Archangelsk befindlichen Tiefs verband. Über Südschweden setzten erste Niederschläge ein, die aufgrund der vorherrschenden niedrigen Temperaturen vielerorts in Schnee übergingen. Bis 06 Uhr UTC des nächsten Morgen fielen innerhalb von 12 Stunden in Amot 6 Liter und bei Films Kyrkby, sowie auf der Insel Örskär bis zu 17 Liter Niederschlag auf einen Quadratmeter.

Zum 01.05. hatte sich der Tiefdruckwirbel URSULA nach Osten verlagert und lag um 00 Uhr UTC mit einem um 10 hPa gefallenen Kerndruck über der zu Schweden gehörenden Ostseeinsel Gotland. Die zugehörige Kaltfront erstreckte sich vom Zentrum über Schweden, Kopenhagen und List auf Sylt nach Westen und ging im Verlauf über der Nordsee in das Frontensystem des sich weiter bei Grönland befindenden unbenannten Wirbels über. Nach Osten war das Zentrum der Zyklone URSULA erneut durch eine Warmfront mit einem, gegenüber dem Vortag von Archangelsk nach Workuta gezogenen Wirbel verbunden. Das Niederschlagsgebiet zog mit dem Wirbel im Tagesverlauf zunächst in Richtung Baltikum und weiter nach Russland. Innerhalb von 24 Stunden fielen bis 06 Uhr UTC bei Helsinki 7 Liter zum Teil mit Gewittern begleitet, im russischen Weliki Nowgorod 9 Liter und im estnischen Kuusiu 12 Liter Regen pro Quadratmeter. Auf der Rückseite des in Richtung Baltikum ziehenden Tiefs URSULA gelangte mit einer nördlichen Strömung zugleich polare Kaltluft in den Norden Deutschlands. Wurden in Bremen am Vortag noch eine Höchsttemperatur von 20,9°C gemessen betrug der Wert an diesem Tag nur noch 14,4°C.

Am 02.05. lag das Zentrum der nach Osten ziehenden Zyklone URSULA mit einem auf 1000 hPa gefallenen Druck über Westrussland, nördlich von Moskau und auf einem Breitengrad mit St. Petersburg. Vom Kern reichte in östlicher Richtung eine sich bei Perm mit dem Frontensystem eines anderen Wirbels verbindende Warmfront, sowie eine Kaltfront in südlicher Richtung, die einen Bogen über Warschau und Amsterdam nach Westen beschrieb und im Verlauf ab Irland Warmfrontcharakter annehmend südöstlich vor Grönland über dem Atlantik endete. Die Kaltluft polaren Ursprungs weitete sich zusehends aus, lag der Tageshöchstwert in Berlin-Tegel tags zuvor bei 20°C, waren es nun maximal noch 6,9°C. Nur im südlichen Teil Deutschlands wurden verbreitet noch Temperaturen über 16°C gemessen, sonst lagen die Höchstwerte zwischen 5°C an der Station in Lindenberg und 12°C in Bremen. Das Niederschlagsgebiet über Russland verlagerte sich zum Teil noch etwas verstärkend in Richtung Uralgebirge. Innerhalb von 24 Stunden fielen bis 06 Uhr UTC von Gewittern begleitet in Syktyvkar 13 Liter Regen pro Quadratmeter. Schneeschauer brachten im gleichen Zeitraum Ust'- Cil'Ma 14 Liter und Dvinsky Berezniki 18 Liter Niederschlag auf einen Quadratmeter.

Das Tief URSULA hatte zum 03.05. den nördlichen, subpolaren Bereich des Uralgebirges erreicht. Um 00 Uhr UTC lag sein Zentrum mit einem Druck von erneut 1000 hPa bei Petschora, südwestlich von Workuta. Nach Süden reichte eine Warmfront dem Verlauf des Uralgebirges folgend vom Zentrum bis nach Nischni Nowgorod, östlich von Perm, eine Kaltfront zog sich in einem weiten Bogen über Kiew, Wien und Genf bis über die Bretagne, wo sie sich mit der Warmfront eines südlich von Grönland liegenden Tiefs verband. Entlang des Uralgebirges kam es zu weiteren, teils intensiv ausfallenden Schauern und Gewittern. In Bakaly wurden innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC 15 Liter, in Duvan 19 Liter und bei Gari bis zu 32 Liter pro Quadratmeter gemessen. Auf seiner Zugbahn nach Osten verließ das Tiefdruckgebiet URSULA im Laufe des Tages den von der Berliner Wetterkarte erfassten Analysebereich, sodass es auf der Karte für den 04.05. nicht mehr namentlich verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben von Christian Ulmer

Berliner Wetterkarte: 01.05.14

Pate: Hergen Schwarting (www.heizstrahler-direkt.de)