Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet USCHI
(getauft am 17.11.2014)
Am 17. November 2014 wurde ein Tiefdruckgebiet über
der südlichen Spitze von Grönland auf den Namen USCHI getauft. Es hatte sich, unterstützt
durch ein Höhentief in der Region, aus einem zuvor unbenannten Tiefdruckgebiet
zwischen Ostkanada und Grönland gebildet.
Zum Zeitpunkt der Taufe lag der Kerndruck bei knapp
unter 980 hPa. Vom Tiefdruckzentrum ging eine vor allem in höheren Luftschichten
aktive Okklusionsfront aus, welche eine Mischfront mit
Warm- und Kaltfronteigenschaften darstellt. Diese zog sich, südwestlich der
Südspitze Grönlands beginnend, zunächst in östlicher Richtung über den
äußersten Süden von Grönland und weiter bis ungefähr 500 Kilometer östlich der
Südspitze von Grönland, um dann nach Südosten bis Süden zu verlaufen. Etwa 1200
km westsüdwestlich von Irland und auf einer geographischen Breite, die ungefähr
der des westlichen Ärmelkanals entspricht, befand sich der Okklusionspunkt. Dieser
war gleichzeitig das Zentrum eines unbenannten Randtiefs mit einem Kerndruck
von knapp 1000 hPa. Dort traf eine sowohl in der Höhe als auch am Boden
analysierte Warmfront auf eine ebenso am Boden und in höheren Luftschichten
aktive Kaltfront. Die Warmfront zog sich in südöstlicher bis südlicher Richtung
bis ungefähr 500 km westlich der Inselgruppe Madeira. Die Kaltfront erstreckte
sich westlich der Warmfront vom Okklusionspunkt sowie vom Zentrum des
unbenannten Randtiefs zunächst in südlicher bis südwestlicher Richtung, führte
etwa 800 km westlich der Inselgruppe der Azoren entlang nach Westen. Dabei
reichte die Kaltfront weit in die Westhälfte des Nordatlantiks hinein. Die
Azoren wurden gewissermaßen von der Warm- und der Kaltfront umschlossen, das
heißt, sie befanden sich im sogenannten Warmluftsektor des unbenannten
Randtiefs südlich des Tiefdruckgebietes USCHI. Die Temperatur stieg in Lajes
auf den Azoren auf einen Höchstwert von 21°C an.
Bis zum Morgen des Folgetages wurde dort eine
24-stündige Niederschlagsmenge von 4 l/m² gemessen. Der Regen war dabei teils
schauerartig verstärkt. Grund dafür war, dass die Kaltfront des zuvor
erwähnten, am 17. November noch unbenannten Randtiefs mittlerweile von West
nach Ost über die Azoren gezogen war. Eine weitere Folge des
Kaltfrontdurchganges war, dass die Höchsttemperatur in Lajes am 18. November
nur noch 15°C betrug. Das vormalige Randtief trug nun den Namen USCHI II und
war das südliche Teiltief des nun mit zwei Kernen analysierten Tiefdrucksystems
USCHI. Das Randtief USCHI II lag mit einem Kerndruck von knapp unter 980 hPa
etwa 1000 km westsüdwestlich von Irland und ungefähr ebenso weit nordwestlich
der Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel. Der Grund für die schnelle
Verstärkung des Randtiefs und Umwandlung zu einem Teiltief war, dass sich in
höheren Luftschichten ein Tief über der Region des Bodentiefs USCHI II befand. Diesem
stand ein relativ ausgedehntes, aber flacheres Höhentief südwestlich von
Südgrönland gegenüber, welches korrespondierend zum Teiltief USCHI I im
Bodenniveau gehörte. Dieses hatte sich aus dem zuvor als USCHI benannten Tiefdruckgebiet
entwickelt. Das Teiltief USCHI I lag östlich der Südspitze von Grönland und
damit etwas weiter östlich als das zugehörige Zentrum des Höhentiefs. Der
Kerndruck betrug knapp 1000 hPa. Vom Teiltief USCHI I führte eine
Okklusionsfront entlang der Ostküste Grönlands bis etwas nordöstlich des Ortes Angmagssalik, wo sich der Okklusionspunkt befand. Von
diesem reichte eine vor allem in höheren Luftschichten aktive Warmfront etwa
300 km weiter nach Nordosten, um in eine auch am Boden analysierte Kaltfront
eines etwa 200 km weiter nordöstlich gelegenen, unbenannten Tiefdruckgebietes
überzugehen. Vom Okklusionspunkt ging außerdem eine sowohl am Boden, als auch
in der Höhe aktive Kaltfront aus, die in südöstlicher bis südlicher Richtung
bis ungefähr 500 km südwestlich von Island reichte. Dort ging sie in eine
Warmfront über, die bis zum Kern des Teiltiefs USCHI II führte. Von dort
wiederum zog sich eine Kaltfront in südöstlicher, später südwestlicher
Richtung, führte etwa 300 km nordwestlich von Madeira vorbei und reichte weiter
nach Westen bis auf den westlichen Nordatlantik hinaus. Auch an diesem Tag führte
das westliche Ende der Kaltfront aus dem Analysebereich der Berliner
Wetterkarte, wobei die südlichsten, in dieser Darstellung sichtbaren Ausläufer
nur ungefähr 200 bis 300 km nördlich des nördlichen Wendekreises lagen. Dies
ist beachtlich, weil diese geographische Breite dem südlichen Marokko und dem
nördlichen Mauretanien entspricht, wogegen die nördlichsten Bereiche, die vom
Teiltief USCHI I beeinflusst wurden, nördlich des Polarkreises weit in
arktischen Gebieten im Bereich des Scoresbysundes an der ostgrönländischen
Küste lagen.
Die oben erwähnten Fronten der beiden Teiltiefs
USCHI I und USCHI II brachten an einigen landgebundenen Wetterstationen leichte
bis mäßige Niederschläge. So schneite es an der ostgrönländischen Küste
innerhalb von 24 Stunden bis zum Morgen des 19. November mit Mengen um 1 l/m².
Dagegen wurde aus der portugiesischen Hauptstadt Lissabon im gleichen Zeitraum
eine Niederschlagssumme von 7 l/m² in Form von Regen gemeldet. Mittlerweile lag
das Tief USCHI um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, mit einem einzigen Zentrum etwa
1000 km westsüdwestlich von Irland, also fast auf der gleichen Position wie das
Teiltief USCHI II am Vortag. Der Kerndruck des Wirbels USCHI lag nun etwas
unter 975 hPa. Vom Zentrum des Tiefs USCHI zog sich eine Okklusionsfront
bogenförmig zuerst nach Südosten, dann im Uhrzeigersinn um den Tiefdruckkern
herum, um etwa 500 km nordwestlich des Zentrums des Tiefdruckgebietes USCHI
weiter nach Osten zu schwenken, während sich knapp nördlich eine weitere
Okklusionsfront abspaltete, die ungefähr 300 km südwestlich von Island in eine
Kaltfront eines unbenannten Tiefdruckgebietes überging, das zwischen
Südgrönland und Island etwas weiter östlich der Position lag, an dem sich am
Vortag das Teiltief USCHI I befand. Die zuerst beschriebene, vom Kern des Tiefs
USCHI am 19. November ausgehende Okklusionsfront verlief nach dem Bogen um das Tiefdruckzentrum
weiter in südöstlicher Richtung. Diese zog sich, die südwestirische Küste
streifend, über die Biskaya und den Nordwesten Spaniens bis ins nördliche
Portugal. Vom nördlich von Lissabon gelegenen Okklusionspunkt ging einerseits
eine Warmfront aus. Diese zog sich über Südportugal, verlief westlich der
Straße von Gibraltar und weiter vor der marokkanischen Westküste bis vor die
Kanarischen Inseln. Andererseits ging vom Okklusionspunkt eine Kaltfront aus,
die über das südwestliche Portugal bis etwa 500 km ostnordöstlich von Madeira
reichte, um in eine Warmfront eines unbenannten Wellentiefs zwischen Madeira
und den Kanarischen Inseln überzugehen.
Bis zum Morgen des 20. November brachten die durch
die Fronten des Tiefdruckgebietes USCHI verursachten, teils schauerartigen
Regenfälle im Westen der Britischen Inseln bis zu rund 5 l/m² innerhalb von 24
Stunden. Durch die Nähe zum Okklusionspunkt am 19. November und die daraus
resultierenden kräftigen Regengüsse summierte sich der Niederschlag in Lissabon
im gleichen Zeitraum auf 34 l/m² auf. Mittlerweile war das Zentrum des
Tiefdruckgebietes USCHI etwas weiter südlich, etwa 1000 km westnordwestlich der
Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel angelangt, wo der Kerndruck knapp unter
1000 hPa betrug. Am 20. November war das Tiefdruckgebiet USCHI zum letzten Mal
als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen. Die vom
Tiefdruckzentrum ausgehende Okklusionsfront verlief in einem Bogen zunächst in
nördlicher, nordwestlich von Irland in östlicher und an der nördlichen Küste
Irlands in südöstlicher Richtung. Als Höhenokklusionsfront setzte sie sich über
dem äußersten Nordosten von Irland, die Irische See und Wales, den Südwesten
Englands und den westlichen Ärmelkanal bis zur westlichen Normandie fort. Sowohl
die Bodenokklusionsfront als auch die Höhenokklusionsfront brachten
gebietsweise Regen im Westen der Britischen Inseln sowie im Nordwesten
Frankreichs, wobei die 24-stündigen Niederschlagsmengen bis zum Morgen des
Folgetages meist um 1 l/m² lagen. Ausnahmen waren die nordirischen
Wetterstationen Ballypatrick Forest und Ballywatticock, wo mit jeweils 23 l/m²
deutlich höhere Summen registriert wurden. Der meiste Regen an diesen
Küstenorten fiel am 20. November tagsüber. Der Grund dafür war wiederholter,
teils kräftiger Regen, der an der Küste von Nordirland entlangzog und die
beiden genannten Stationen in Form von Schauern streifte. In den nächsten Tagen
blieb es mit dem Durchzug des nachfolgenden Tiefs VANJA im nordwestlichen
Europa wechselhaft.
Geschrieben
am 25.11.2014 von Heiko Wiese
Berliner
Wetterkarte: 19.11.2014
Pate: Ursula
Giese