Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
USCHI
(getauft am 30.07.2010)
Am 30. Juli 2010 wurde ein Tiefdruckgebiet über dem
Nordatlantik auf den Namen USCHI getauft. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der
Kern der Zyklone mit einem Druck von unter 1000 hPa südwestlich von Island. Von
dort ausgehend zog sich eine Okklusionsfront, also eine Front, die Warm- und
Kaltfronteigenschaften besitzt, bis vor die zu Schottland gehörende Inselgruppe
der Äußeren Hebriden. Die Warmfront reichte von dort bis vor die Irische Westküste,
knapp gefolgt von der Kaltfront weiter westlich. Bereits morgens um 6 Uhr
Weltzeit, also 7 Uhr Ortszeit, meldeten unter anderem Glasgow und Stornoway in Schottland und Dublin in Irland Regen, während
es in großen Teilen Großbritanniens unterschiedlich stark bewölkt, aber noch
trocken war.
Insgesamt kam bis zum nächsten Morgen innerhalb von
24 Stunden in Stornoway mit 5 Litern pro Quadratmeter
der meiste Niederschlag zusammen. Zu diesem Zeitpunkt war der Wirbel USCHI
weiter nach Osten vorangekommen. Die zugehörige Okklusionsfront reichte vom
Seegebiet südlich von Island über die Orkney-Inseln
und die nördliche Nordsee bis nach England, von wo aus sich die Warmfront und
die Kaltfront kurz hintereinander über den Ärmelkanal bis in die Bretagne
erstreckten. Entlang dieser Fronten gab es einen Streifen stärkerer Bewölkung,
begleitet von örtlichem Sprühregen, während es hinter der Kaltfront, zum
Beispiel in Glasgow und Edinburgh in Schottland, jeweils leicht bewölkt war. Im
Tagesverlauf okkludierte das Tief weiter, das bedeutet, dass die Kaltfront
immer mehr die Warmfront einholte, so dass sich beide Fronten wie bei einem Reißverschluss
zusammenzogen. Gleichzeitig bewegte sich das Tiefdruckgebiet USCHI weiter nach
Osten, so dass die Okklusion bereits vormittags die BeNeLux-Länder
erreichte.
Die höchste Niederschlagsmenge Deutschlands wurde
in List auf Sylt registriert, wo bis zum Morgen des 1. August 15 l/m² Regen
fielen. Das Zentrum des Tiefdruckgebietes USCHI lag mittlerweile zwischen
Nordschottland und Südnorwegen. Die Okklusionsfront befand sich über dem
südlichen Norwegen und setzte sich weiter südlich als Kaltfront über Dänemark
und Norddeutschland bis nach Frankreich fort.
Im norwegischen Bergen wurden bis zum Morgen des 2.
August 6 l/m² Regen gemessen. In Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern kamen
in Folge von Schauern und Gewittern 21 l/m² Niederschlag zusammen, und auch in
Süddeutschland war die Kaltfront des Wirbels USCHI wetteraktiv. Dort fielen
beispielsweise in Bamberg 24 l/m². Bei ihrem weiteren Weg nach Osten zog die
Kaltfront nur langsam, und es kam an einigen Stationen wiederum zu kräftigen
Niederschlägen. In Tribsees in Mecklenburg-Vorpommern fielen 37 l/m², im
bayerischen Innzell 30 l/m² Regen. Am 2. August war
das Tiefdruckgebiet USCHI zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der
Berliner Wetterkarte zu erkennen. Es war in eine großräumige und komplexe
Tiefdruckzone über dem nördlichen und östlichen Europa integriert.
Geschrieben von Heiko Wiese am 23.09.2010
Ausgewählte Berliner Wetterkarte: 31. Juli 2010
Pate: Ursula-Maria Mayer