Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet UTA
(getauft am 24.04.2016)
Am 24.04 zog ein
kleines Tief über dem Europäischen Nordmeer mit einer kräftigen Nordströmung
nach Süden, wo es durch günstige Entwicklungsbedingungen unter leichter
Verstärkung am 24.04.2016 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen UTA
getauft wurde.
Um 02 Uhr MESZ am
25.04. befand sich das Tief UTA mit einem Kerndruck von ca. 1014 hPa westlich
von Norwegen. Es besaß eine Front, die im Nordteil eine Okklusion war, d.h.
eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront, die weiter südlich den Charakter einer
Kaltfront annahm. Die Zyklone UTA verstärkte sich auf ihrem Weg nach Süden
rasch, sodass sie schon am Abend in Ostfriesland Niederschlagsmengen von 22 mm
in 12 Stunden hervorbrachte. Auch in Südnorwegen in Kristiansand fiel im
Zusammenhang mit dem Tief UTA eine Niederschlagsmenge von 11 mm. Der Wirbel am
Boden stand mit einem großen, als Trog bezeichneten Kaltlufteinbruch in höheren
Luftschichten in Verbindung, sodass Mitteleuropa nun von für diese Jahreszeit
sehr kalter Luft arktischen Ursprungs beeinflusst wurde. Dies führte sogar im
Nordseeumfeld zu Schnee- oder Schneeregenfällen, die jedoch schnell wieder abtauten.
Anders verlief die folgende Nacht, wo sich unter windschwachen Bedingungen die Luft
bis auf 0°C in Schleswig-Holstein abkühlen konnte. Gleichzeitig gab es
zeitweise Schneefall und Schneeregen, sodass am Morgen um 08 Uhr MESZ in
Bordesholm bei Neumünster eine Schneehöhe von 7 cm gemessen werden konnte. Auch
in den Mittelgebirgen kehrte der Winter vorübergehend zurück. Schneehöhen
wurden beispielsweise auf dem Brocken mit 13 cm und in Neuhaus am Rennweg im
Thüringer Wald mit 16 cm registriert.
Die Zyklone UTA
befand sich am 26.04. um 02 Uhr MESZ mit ihrem Zentrum und einem Druck von etwa
995 hPa über der Deutschen Bucht. Dabei wies es eine Okklusion auf, die sich am
Okklusionspunkt bei Hannover in eine bis in den Breisgau reichende Warmfront
und eine über die Bretagne über den Atlantik bis nach Island verlaufende
Kaltfront aufspaltete. An diesem Tag bildeten sich viele Schauer aus, da die
Sonne Ende April schon sehr kräftig scheint und den Erdboden am Tage sehr stark
erwärmen kann. Dadurch kann sich ein großer Temperaturgegensatz zwischen oberen
und unteren Luftschichten ausbilden, was als Labilität bezeichnet wird. Diese
ist Voraussetzung für die Bildung von Schauern und Gewittern, denn die warme
Luft steigt durch ihre geringere Dichte weiter auf, wodurch die Wolke vertikal
mächtiger wird bis die Niederschlagspartikel zu schwer werden und zu Boden
fallen. Die Niederschlagssumme in 12 Stunden bis zum Abend um 20 Uhr MESZ variierte
stark, in Manschnow an der Oder fiel 8 mm, an anderen Orten hingegen so gut wie
kein Niederschlag. Besonders starken Niederschlag gab es jedoch in
Gebirgslagen, da die Luft dort gezwungen wurde aufzusteigen und sich
abzuregnen. In Buchenbach im Schwarzwald gab es 18 mm Niederschlag, zu großen
Teilen in fester Form. Die Höchsttemperatur fiel in Deutschland an diesem Tag
sehr kühl aus, in den Gipfeln der Mittelgebirge herrschte Dauerfrost und im
Norddeutschen Tiefland wurden meist 6 bis 9°C erreicht, Potsdam war mit maximal
10,4°C an diesem Tag sehr warm.
Das Tiefdruckgebiet
UTA verlagerte sich bis zum Folgetag nicht wesentlich. Jedoch begann es sich
etwas aufzufüllen, der Kerndruck war inzwischen mit 996 hPa um etwa 1 hPa angestiegen.
Die Nacht war mit Temperaturen von -1°C bis 3°C in den meisten Teilen
Deutschlands für Ende April recht kalt. In Oberbayern und im Allgäu sanken die
Temperaturwerte teils sogar bis -3°C, dort schneite es fast die ganze Nacht. Am
Morgen um 08 Uhr MESZ konnte in Untrasried-Maneberg
auf etwas über 800 m 31 cm Schnee gemessen werden, gut 100 m tiefer gab es in
Westendorf noch 20 cm Schnee, in München konnten nur nasse Reste beobachtet
werden. In 24 Stunden summierten sich dort die Niederschläge auf etwa 8 bis 25
mm. Die Schauer und Gewitter hatten an diesem Tag ihren Schwerpunkt über dem
Westen und Norden Deutschlands, dort fielen bis zum Abend meist 2 bis 8 mm
Niederschlag. Bei Wuppertal im Stau des Bergischen Lands waren es hingegen 17
mm, im belgischen Mont-Rigi sogar 23 mm. Die
Höchsttemperaturen änderten sich in Deutschland im Vergleich zum Vortag wenig,
nur einige Stationen am Niederrhein meldeten ein Maximum höher als 10°C. Auf
dem Brocken blieb es mit unter -2°C bei einem Eistag, wofür die Temperatur
nicht über den Gefrierpunkt steigen darf. Im Tagesverlauf kamen dort 7 cm
Schnee bis 20 Uhr MESZ dazu.
Am 28.04. lag der
Wirbel UTA über der westlichen Ostsee mit einem minimalen Luftdruck von ca.
1005 hPa. Dieser wies weiterhin eine Okklusion auf, die im Südteil in eine
Kaltfront überging. Im Süden Deutschlands machte sich in der Nacht leichter
Hochdruckeinfluss bemerkbar, der die Wolken weitgehend auflöste. In der
eingeflossenen polaren Luftmasse sank die Temperatur im Süden Deutschlands
verbreitet auf -1°C bis -4°C. Im Harz fielen in der Nacht in 12 Stunden auf dem
Brocken 8 mm als Schnee, sodass die Schneehöhe dort am Morgen bei 30 cm lag.
Auch im niedersächsischen Ovelgönne gab es noch 10 mm
Niederschlag, ebenso in Köhn in Schleswig-Holstein. Durch den deutlich höheren
Sonnenanteil an diesem Tag, an dem zwischen Bayern und Berlin sowie im
Nordseeumfeld die Sonne meist zwischen 6 und 10 Stunden schien, konnte sich die
Luft auf meist 10 bis 12°C erwärmen. Trotz dessen fielen wieder einige Regen-
und Graupelschauer, wodurch beispielsweise in Lenzen an der Elbe 8 mm
zusammenkamen, im niederländischen Lauwersoog waren
es sogar 12 mm.
Das Tiefdruckgebiet
UTA befand sich am 29.04. mit einem Kerndruck von ca. 1004 hPa nahe der
norwegischen Hauptstadt Oslo. Dabei führte eine kurze Okklusion vom Zentrum
nach Nordosten, wo sie sich über Schweden in eine bis nach Lappland reichende
Warm- und eine in einem Bogen über das Baltikum und Russland bis zur Ukraine führende
Kaltfront aufteilte. Im Süden Schwedens und Norwegens wurden verbreitet
zwischen 5 und 20 mm Niederschlag in 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ gemessen. Dabei
war es abgesehen von den norwegischen Hochlagen auch in tieferen Lagen
Schwedens mit Temperaturen um 0°C in der Nacht kalt, sodass vielerorts der
Niederschlag zum Teil auch in fester Form fiel. Dabei waren die maximalen
Tagestemperaturen ungewöhnlich verteilt. Da die Kaltfront von Südwesten nach
Nordosten zog, war es in mittleren Teilen Schwedens teils nur 6°C, während ganz
im Norden Norwegens bzw. Finnlands bis 18°C gemessen werden konnten. Auch auf
den Lofoten stieg mit einer warmen Südostströmung vor der Kaltfront die
Temperatur auf bis zu 16°C. Gegen Mittag war das Tief UTA in etwa in der Position,
wo es schon am 24.04. war, was nur recht selten passiert. Ursache dafür war,
dass das Tief UTA anfangs mit der starken Höhenströmung nach Süden geführt
wurde, wo es dann über Deutschland einige Tage quasistationär blieb.
Währenddessen entwickelte sich das neue Zentraltief VIOLA über den Britischen
Inseln, welches das Tief gegen den Uhrzeigersinn nach Nordwesten lenkte,
wodurch es seinen ursprünglichen Weg kreuzte.
Bis zum Folgetag hatte
sich Tief UTA weiter nach Nordwesten verlagert, wo es über dem Europäischen
Nordmeer mit einem Kerndruck von ca. 998 hPa vorzufinden war. Es besaß eine
Okklusion, die sich nahe der zu Norwegen gehörenden Insel Jan Mayen in eine
nach Nordosten verlaufende Warmfront und eine sich nach Südosten erstreckende Kaltfront
aufspaltete, letztere reichte bis etwa über die Mitte Finnlands. Die mit den
Fronten verbundenen Niederschläge schwächten sich zunehmend ab, bis zum Morgen
wurden im Norden Norwegens, wenn Niederschlag fiel, meist unter 1 mm gemessen.
Die Kaltfront bewirkte jedoch einen Temperaturrückgang, so sank die maximale
Temperatur in Alta von 15°C am Vortag auf nur 11°C.
Am 01.05. befand
sich das Zentrum der Zyklone UTA mit ca. 994 hPa über Island. Der Wirbel besaß
eine in einem Bogen zuerst nach Nordosten und später nach Süden reichende
Okklusion. Nach Westen konnte außerdem eine kurze quer über Island liegende
Okklusion analysiert werden. Bis zum Morgen wurden auf Jan Mayen im Nordmeer in
24 Stunden 4 mm Niederschlag gemessen. Insbesondere im Nordwesten von Island konnten
höhere Temperaturen als am Vortag gemessen werden. So stieg das Minimum in Dynjandiheidi von -1°C auf 3°C sowie das Maximum von 4°C
auf 7°C an.
Schon im
Tagesverlauf des 01.05. wurde das Tief UTA in das Zirkulationssystem des
kräftigeren, weiter südlich gelegenen Tiefs WALTRAUD aufgenommen, sodass es am
Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am
21.06.2016 von Dustin Böttcher
Berliner
Wetterkarte: 26.04.2016
Pate:
Uta Schlegel-Holzmann