Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet UTA
(getauft am 24.12.2018)

 

In der Erdatmosphäre treten aufgrund der Temperaturunterschiede zwischen Pol und Äquator verschiedene Strömungsmuster in der Atmosphäre auf. In den gemäßigten Breiten trifft kalte Luft polaren Ursprungs auf warme Luft aus tropischen Regionen. Durch einzelne Vorstöße der Luftmassen nach Norden oder Süden, den sogenannten Störungen, verläuft die Grenze nicht breitenkreisparallel. Die Grundströmung der Atmosphäre verläuft in diesen Breiten deshalb wellenförmig. An Höhentrögen, den Kaltluftvorstößen nach Süden, finden sich in der bodennahen Atmosphäre meist Gebiete tieferen Drucks wieder. Da diese im Vergleich zu ihrer Umgebung ein Luftdefizit haben, strömen Luftmassen zum Tiefdruckzentrum hin, um dieses auszugleichen. Ein solcher Bereich entstand auch Ende Dezember 2018 aus einer kleinen Welle im Grundstrom. Das entstandene Tiefdruckgebiet wurde im Laufe des 24.12. in Prognose für den Folgetag auf den Namen UTA getauft.

Am 25.12. lag das stark ausgeprägte Zentrum des Tiefdruckgebietes UTA um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von ca. 980 hPa über dem Europäischen Nordmeer. Zu diesem Zeitpunkt begann das Tief UTA bereits zu okkludieren. Das bedeutet, dass die Warmfront, welche am Boden warme und Luftmassen mit sich zieht, von der Kaltfront eingeholt wird und beide gemeinsam eine Mischfront bilden. An die noch kurze Okklusion bzw. Mischfront schloss sich eine Warmfront an, die im Bogen nach Süden entlang der westlichen norwegischen Küstenlinie verlief. Die Kaltfront reichte vom Okklusionspunkt, dem Punkt, wo die beiden Frontentypen aufeinandertreffen, fast breitenkreisparallel über das Europäische Nordmeer nördlich von Island bis nach Grönland. Zwischen den Fronten wurde Luft aus Süden in Richtung des Tiefdruckzentrums transportiert, weshalb sich dort ein Sektor warmer Luft befand, über dem auch verstärkte Bewölkung auftrat. Auch noch in einer Höhe von rund 5,5 km reichte der Warmlufteinfluss bis in polare Breiten. In diesem sogenannten Warmsektor gab es z.B. in Trondheim bei Westwinden mit Böen bis zu 50 km/h Regenschauer mit insgesamt 13 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden bis 01 Uhr MEZ des Folgetages. Auch an vielen weiteren Stationen entlang der Nordwest- und Westküste Norwegens wurden 24-stündige Niederschlagswerte zwischen 10 und 20 mm gemessen. Reykjavik stand mit einer Tiefsttemperatur von 4°C ebenfalls unter Warmlufteinfluss. Auf Jan Mayen war es an diesem Tag bedeckt und es fielen 2 mm Niederschlag bei nordwestlicher Strömung, hier wurden minimal -9°C in der Nacht und maximal -3°C am Tag erreicht.

Im Verlauf des Tages holte die Kaltfront zunehmend die Warmfront ein, das Tief UTA okkludierte also weiterhin und schwächte sich auf etwa 995 hPa ab. Dabei verlagerte sich das Zentrum des Tiefdruckgebietes zum 26.12. um 01 Uhr MEZ über den Südosten Finnlands und das angrenzende Karelien. Die Okklusion verlief vom Zentrum aus nach Süden bis zum Okklusionspunkt etwa über Sankt Petersburg. Die Warmfront zog sich von dort weiter südwestwärts bis zur polnisch-ukrainische Grenze. Die Kaltfront verlief bogenförmig westwärts über das Baltikum und die Ostsee bis über Schweden. In Sankt Petersburg fielen bei Durchzug der Fronten Temperaturen um den Gefrierpunkt in 24 Stunden 6 mm Schnee. Auch in Vilnius war bei maximal 2°C Niederschlag zu verzeichnen, jedoch in Form von Sprühregen. Die dichte Bewölkung setzte sich im ganzen Warmsektor zwischen den Fronten fort, wobei es in Tallinn bei einer Höchsttemperatur von 3°C zu 2 mm Niederschlag kam.

Zum 27.12. um 01 Uhr MEZ zog das Zentrum des Tiefdruckgebietes UTA nach Südosten und schwächte sich dabei weiter bis auf einen Kerndruck von 1005 hPa ab. Die Fronten waren nun voll okkludiert und reichten einerseits vom Gebiet zwischen Wolgograd, Kazan und Moskau nach Südwesten über das Schwarze Meer und Istanbul bis über die griechische Mittelmeerküste. Die zweite Okklusionsfront verlief etwas nördlicher vom Zentrum aus nach Südosten bis über das Kaspische Meer. Am Boden brachte durch Schauer verstärkter Schneefall in Wolgograd 25 mm Niederschlag bei Temperaturen um 0°C. Kiew verzeichnete bis zu 1°C bei bedecktem Himmel und 2 mm Niederschlag über den Tag.

Im weiteren Verlauf schwächte sich das Tiefdruckgebiet UTA immer weiter ab, sodass es mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa am 28.12. um 01 Uhr MEZ etwas weiter östlich zwischen Moskau, Perm und Wolgograd lag. Die Okklusion zog sich im Halbkreis nach Süden über Wolgograd bis über das Schwarze Meer.  In diesem Bereich befand sich überwiegend kalte, trockene Subpolarluft. In Wolgograd kühlte es sich auf Temperaturen um -5°C ab, jedoch blieb trotz Bedeckung Niederschlag aus. So verlor der Wirbel UTA immer mehr an Bedeutung und konnte ab dem Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.