Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
UTA
(getauft am
25.10.2018)
Am
23. Oktober 2018 bildete sich über Neufundland ein Höhentief mit
eingeschlossener Kaltluft. Dieses wanderte in den folgenden Tagen entlang einer
südwestlichen Höhenströmung in Richtung Grönland. Zwei Tage später, am 25.10.,
befand es sich östlich der Südspitze Grönlands, gute 800 km südwestlich von
Island. An diesem Tag um 01 Uhr MEZ wurde das Tief in der Vorhersage für den
nächsten Tag auf den Namen UTA getauft. Das Höhentief verlagerte sich danach
weiter nach Südosten, bis es nördlich der Britischen Inseln verortet werden
konnte. Die mitgeführte Kaltluft sorgte dafür, dass nördlich von Irland warme
und kalte Luftmassen aufeinandertrafen. Diese Luftmassengrenzen nennt man
Fronten, wobei die Kaltfront westlich des Tiefs und die Warmfront östlich davon
lag. Da sich kalte Luft am Boden schneller vorwärtsbewegt als warme, konnte die
Kaltfront den Abstand zur Warmfront verringern und die Luft im Warmsektor
dazwischen wurde zum Aufsteigen gezwungen. Dies führte zu einem Druckabfall am
Boden und das nun entstandene Tiefdruckgebiet begann, gegen den Uhrzeigersinn,
auch zyklonal genannt, zu rotieren. In der Berliner
Wetterkarte tauchte Tief UTA dann zum ersten Mal am 26.10. auf und lag um 01
Uhr MEZ mit einem Kerndruck von ca. 1000 hPa über der Nordsee ca. 100 km östlich
der schottischen Küste. Die Fronten des
Tiefdrucksystems hatten schon begonnen zu okkludieren, d.h. sich zu vermischen.
Die so entstandene Mischfront reichte vom Okklusionspunkt östlich von
Schottland, an dem sich Kalt- und Warmfront verbanden, fast bis nach Island.
Die Kaltfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt nach Westen quer über
Nordengland und den Süden Irlands in einem Bogen weit über den Atlantik hinaus.
Die
Kaltfront hatte bis 01 Uhr MEZ am 26.10. bereits den Norden Irlands sowie
Schottland überquert und brachte im Tagesverlauf über den Britischen Inseln
schauerartigen Regen mit sich. An der Nord- und Ostküste fielen die
Niederschläge intensiver und langanhaltender aus als im Landesinneren. Während
in Altnaharra ganz im Norden Schottlands etwa 13 l/m2
in 24 Stunden fielen, blieb es in Edinburgh den ganzen Tag trocken. Am
Flughafen von Aberdeen wurden innerhalb von 24 Stunden über 16 l/m2 Regen
gemessen, in Loftus Samos an der Ostküste Englands 20 l/m2. Dabei
wehte ein kräftiger Wind mit Stärke 7 - 8 auf der Beaufort-Skala. Am frühen
Morgen des 26.10. erreichte die Warmfront der Zyklone UTA den Nordwesten
Deutschlands und brachte teils kräftige Regenfälle. Vor allem im äußersten
Norden Schleswig-Holsteins sowie auf den deutschen Nordseeinseln wurden hohe
Niederschlagsmengen verzeichnet. In Sankt Peter-Ording
regnete es laut Stationsmeldung am gesamten Tag 26 l/m2, die Insel Wangerooge meldete 21 l/m2. Auch diese
Niederschläge blieben größtenteils auf die Küste beschränkt. Weiter
landeinwärts in Bremen, Hamburg und Schwerin wurden im gleichen Zeitraum
lediglich 3 - 4 l/m2 gemessen. Berlin blieb sogar stellenweise
niederschlagsfrei. Tagsüber war es dann mit Temperaturen von maximal 10 - 14°C
in der Nordhälfte und 15 - 19°C in der Südhälfte für die Jahreszeit relativ
mild.
Tags
darauf, am 27.10., lag Tief UTA mit seinem Zentrum südlich von Schweden bei
einem Kerndruck von knapp 995 hPa. Das Einflussgebiet des Wirbels erstreckte
sich von Osteuropa bis Nordspanien und Portugal. Die Mischfront reichte vom
Okklusionspunkt über der Westküste Litauens Richtung Westen bis über
Kopenhagen. Die Warmfront verlief von Litauen südwärts über Weißrussland sowie
die Westukraine und die Kaltfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt aus über Polen,
Deutschland, Frankreich, Nordspanien und Portugal bis zur Azoreninsel São
Miguel. Das Höhentief über dem Bottnischen Meerbusen sorgte dafür, dass die
Höhenströmung über der Zyklone UTA eine nordöstliche Richtung einschlug. Der
Himmel über Deutschland war morgens noch überall bedeckt, am Vormittag lockerte
es im Nordwesten deutlich auf. Bremen konnte sich nach Durchgang der Kaltfront
über 7 Sonnenstunden freuen, in Bayern und Rheinland-Pfalz zeigte sich die
Sonne überhaupt nicht. Im Norden wurden nun teils höhere Temperaturen erreicht
als im Süden: in Berlin um 10°C, in Rosenheim dagegen nur noch 7,9°C, also war
es dort über 10 Grad kühler als am Vortag. Die durchziehende Kaltfront des
Tiefs sorgte neben der Abkühlung für meist leichte Regenfälle, in Gebirgslagen
fielen diese auch stärker aus. In den Alpen und im Alpenvorland regnete es den
ganzen Tag bis zum nächsten Morgen durch. Von der Station Bruckberg in
Niederbayern wurden rund 33 l/m2
Niederschlag in 24 Stunden gemeldet. Meist
fiel der Niederschlag in flüssiger Form. Es gab jedoch auch einen Hagelschauer
gegen 15 Uhr MEZ in Leutkirch-Herlazhofen im Allgäu.
Die Schneefallgrenze sank bis auf ca. 900 m, sodass es u.a. im Schwarzwald und
auf dem Hohenpeißenberg in 977 m Höhe zeitweise
schneite.
Zum
nächsten Tag, den 28.10., verlagerte sich die Tiefdruckzone UTA nordostwärts
und lag gegen 01 Uhr MEZ über dem Peipussee zwischen
Estland und Russland. Der Kerndruck betrug nun ungefähr 1000 hPa, Tendenz
steigend, das Tief schwächte sich also ab. Die vorgelagerte Warmfront zog sich
vom Okklusionspunkt Richtung Süden über Weißrussland bis zum Asowschen Meer und
löste sich im Tagesverlauf auf. Dagegen hatte sich die Kaltfront mit der
Warmfront von Tief VAIA über dem Mittelmeerraum verbunden. Wetterwirksam wurde
die Zyklone UTA an diesem Tag vor allem über Sankt Petersburg. Dort sorgte sie
in der Nacht für Regenschauer, die in den Morgenstunden gegen 05 Uhr MEZ in
Schneefall übergingen. Tagsüber folgten weitere Schneeschauer, sodass am
nächsten Morgen um 07 Uhr MEZ 2 cm Schneehöhe gemessen wurden. Etwas größere
Schneemengen fielen bis zum 29.10. an der russischen Station Efimovskaja, 240 km östlich
von St. Petersburg und 450 km nordwestlich von Moskau. Dort wurden 14 cm zur
selben Zeit gemessen. Diese Schneefälle sind auf die Okklusionsfront des Tiefdruckgebietes
UTA zurückzuführen. Über Polen und Nordtschechien sorgte die Kaltfront des
Tiefs für reichlich Regen, in Łódź
fielen 28 l/m2, im
niederschlesischen Kłodzko
rund 35 l/m2 und
in Pec pod Sněžkou
am Fuße der
Schneekoppe sogar 46 l/m2.
Am
Folgetag verließ Tief UTA das Analysegebiet der Berliner Wetterkarte und wurde
zuletzt noch um 01 Uhr MEZ südöstlich des Urals mit einem Kerndruck von ca.
1010 hPa in die Bodendruckkarte eingetragen. Die Fronten waren nahezu
vollständig okkludiert und ein Rest der Kaltfront im Südwesten Russlands zeigte
sich kaum noch wetterwirksam.