Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet UTE

(getauft am 06.12.16)

 

Anfang Dezember entstand ein Randtief der steuernden Zyklone südlich von Grönland über dem nordwestlichen Atlantik. Da diese das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen sollte, wurde der Wirbel in der Prognose für den 07.12.16 auf den Namen UTE getauft.

Lokalisiert wurde das Zentrum an diesem Tag circa 520 km südlich von Island und wies einen Druck von knapp unter 990 hPa auf. Die Okklusion erstreckte sich in einem leichten Bogen rund 1000 km über den nördlichen Atlantik bis zum Okklusionspunkt, der 300 km nordwestlich vor Schottlands Küste lag. Als Okklusion wird eine Mischfront bezeichnet, bei welcher die Kaltfront die langsamer ziehende Warmfront eingeholt und angehoben hat. Am Okklusionspunkt zweigt sich die die Mischfront wieder in eine Warm- und Kaltfront auf. Von diesem Punkt aus verlief die Warmfront in einem weiteren Bogen etwa 500 km bis über den Norden Englands. Die kurze Kaltfront erstreckte sich lediglich 200 km nach Süden und lag vor den Äußeren Hebriden, an der sich die Warmfront einer weiteren Wellenstörung anschloss. Im Bereich der Warmfront regnete es bis zum 07.12.16 um 01 Uhr MEZ in 6 Stunden zum Beispiel 5 l/m² an der Station Glasgow/Bishopton oder 6 l/m² am Flughafen von Aberdeen. Wegen der Konstellation mit Hochdruckgebieten über dem europäischen Festland und Tiefdrucksystemen über dem Atlantik floss maritime Subtropikluft in Richtung der Britischen Inseln. So stieg die Temperatur in Dublin auf 15,3°C oder in Hawarden im Norden von Wales auf 17,0°C, was sehr milden Werten für Anfang Dezember entspricht. Über den Britischen Inseln erreichte der Südwestwind gebietsweise die Stärke 8 Beaufort, was als stürmischer Wind bezeichnet wird.

Aufgrund der Abschwächung des Tiefs UTE südlich von Grönland bei einer gleichzeitigen Verlagerung bildete sich bis zum 08.12.16 um 01 Uhr MEZ ein zweites Zentrum nordwestlich von Trondheim aus. Der Kern vom Tiefdruckgebiet UTE I mit einem Druck von circa 990 hPa befand sich nun an der Südwestküste Islands. Dessen Okklusion erstreckte sich von dort quer über Island bis zur südlichen norwegischen Nordmeerküste. Im Zuge dieser Mischfront fiel beispielsweise in Kalfholl, 60 km südöstlich von Reykjavik, bis 19 Uhr MEZ in 12 Stunden 7,8 l/m². Nahe Trondheim befand sich der Kern und der Okklusionspunkt des Tiefs UTE II, dessen Kern etwa 5 hPa mehr als des des Tiefs UTE I aufwies. Die etwa 1000 km lange Warmfront erstreckte sich zunächst südostwärts über dem südlichen Teil der Skandinavischen Halbinsel und anschließend im Bogen über Litauen und Polen. Die kurze Kaltfront mit einer Länge von etwa 250 km zog sich entlang der südskandinavischen Küste, an der sich ein kleines Tief anschloss. Im Einflussbereich dieser Front kamen zusätzlich durch Hebungsprozesse am Skandinavischen Gebirge teilweise hohe Regenmengen zusammen. Der meiste Niederschlag im 12-stündigen Zeitraum bis 07 Uhr MEZ fiel in Takle nördlich von Bergen mit 44 l/m². Im Bereich der Warmfront reichte es immerhin im selben Zeitraum für 13 l/m² in Trondheim. Weil sich über Südosteuropa das kräftige Hoch UWE befand, war der Druckunterschied besonders zu Tief UTE II markant. Dadurch herrschten in Norddeutschland, Dänemark und Südschweden verbreitet Böen der Windstärke 8 Beaufort oder stürmischer Südwestwind. Durch die südwestliche Strömung stiegen die Temperaturen in diesem Gebiet auf milde Werte von beispielsweise 11,5°C in Berlin-Tempelhof und in Aarhus.

Eingebettet in der nordwestlichen Höhenströmung und aufgrund der Tatsache, dass die Windgeschwindigkeit in circa 5,5 km Höhe über Island geringer ist als über Osteuropa in derselben Höhe, vergrößerte sich die Distanz zwischen den beiden Kernen des Tiefs UTE auf rund 2000 km. Am 09.12.16 um 01 Uhr MEZ befand sich der Kern des Wirbels UTE I etwa 100 km nordwestlich von Trondheim und der Kern der Zyklone UTE II wurde ungefähr 400 km südlich von Moskau analysiert. Beide Kerne wiesen jeweils einen Druck von knapp unter 1000 hPa auf. Das Tiefdrucksystem UTE I bestand aus einer rund 2000 km langen Okklusion mit leichten Warmfronteigenschaften. Im Bereich dieses Frontensystems kam es aber nur im Stau des südlichen Skandinavischen Gebirges zu höheren Niederschlagsmengen. Beispielsweise fiel in Tagdalen südwestlich von Trondheim bis 07 Uhr MEZ in 12 Stunden 17 l/m² Regen. Der teilweise okkludierte Wirbel UTE II hatte größeren Einfluss auf das osteuropäische Wetter. Die bogenförmige und circa 1000 km lange Okklusion erstreckte sich über die Ukraine bis zum Okklusionspunkt westlich der Krim. Von dort verlief die relativ kurze Warmfront von 1000 km Länge bis nach Serbien. Die Kaltfront verlief im Bogen vom Okklusionspunkt bis zu den Nordkarpaten und wies ungefähr die gleiche Länge wie die Warmfront auf. An diese Front schloss sich die Warmfront eines kleinen Tiefs über der Nordsee an. Die Front brachte in Dnipro, der viertgrößten ukrainischen Stadt, und in Saporischschja, einer Großstadt am Dnepr, bis 07 Uhr MEZ 6 l/m² Niederschlag. Gleichzeitig wurden an den beiden Orten Windböen der Stärke 8 Beaufort registriert bei einer Höchsttemperatur von 2,7°C bzw. 3,7°C in einer maritim erwärmten Subpolarluft.

Bis zum nächsten Tag hatte sich das Tief UTE I aufgelöst und das Tief UTE II wurde in die Zirkulation eines Wirbels nahe des Weißen Meeres aufgenommen. Daher konnte das Tiefdrucksystem UTE nicht weiter auf den Karten der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

 

Geschrieben am 11.01.17 von Matthias Janke

Berliner Wetterkarte: 09.12.16

Pate: Ute Beyll