Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet UTE

(getauft am 08.05.2012)

 

Anfang Mai bildete sich über den mittleren Nordatlantik ein Tiefdrucksystem aus. Ausgehend davon spaltete sich ein Tiefdruckkern ab, der am 08.05.2012 auf der Vorhersagekarte für den darauffolgenden Tag auf den Namen UTE getauft wurde. Auf der Analysekarte des 09.05. lag der Kern mit einem Druck von ca. 1000 hPa südlich von Island und westlich von Frankreich. Vom Zentrum aus verlief eine kurze Okklusionsfront, eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, nach Westen, wo sie in eine Front des ursprünglichen Systems überging. Östlich vom Kern verlief eine Warmfront, die bis nahe London reichte und dort in die Kaltfront des Tiefs TATIJANA überging. Die Warmfront des Tiefs UTE transportierte warme Luft in den Bereich der Britischen Inseln. In Dublin stieg die Temperatur in der Nacht auf einen Wert von 7°C, im Vergleich zum Vortag, wo die Minimaltemperatur nur 1°C betrug.

Im Tagesverlauf zog das Tief UTE weiter nach Osten und lag in der Nacht zum 10.05. mit unverändertem Kerndruck vor der Südwestspitze Irlands. Vom Kern des Tiefs ausgehend verlief eine Warmfront über England und die dänischen Ostseeinseln. Vor der Warmfront lagen die Temperaturen z.B. in Edinburgh nur noch bei 7°C. In London hingegen, was schon im Einflussbereich hinter der Warmfront lag, stieg die Temperatur auf 17°C. Auf der Westseite des Kerns reichten eine weitere Warmfront nach Süden und eine Kaltfront nach Südwesten auf den Nordatlantik hinaus.

In der Nacht zum 11.05. verlagerte sich der Wirbel weiter nach Nordosten und bildete drei Kerne aus. Das Tief UTE Ι lag über Zentralengland, UTE ΙΙ über Stavanger im Süden Norwegens und UTE ΙΙΙ über der Ostküste Schwedens bei Gävle am Bottnischen Meerbusen. Der Kerndruck der Zyklonen UTE ΙΙ und UTE ΙΙΙ betrug jeweils ca. 1005 hPa und der Druck des Tiefs UTE Ι lag bei etwa 1010 hPa. Von den Zentren UTE ΙΙ bis UTE ΙΙΙ verlief eine Okklusionsfront, die sich beim Kern von UTE ΙΙΙ wieder in eine Warmfront und eine Kaltfront spaltete. Vom Kern des Tiefs UTE Ι ging zusätzlich eine Kaltfront aus, die einen Bogen in Richtung Südwesten beschrieb und etwa auf Breite vom nordwestlichsten Punkt Spaniens in eine Warmfront eines nachfolgenden Tiefs übergingt. Auch an diesem Tag war wieder eine deutliche Differenz zwischen den Temperaturen zu erkennen. Nördlich des Tiefdrucksystems UTE waren die Temperaturen deutlich niedriger als südlich des Systems. In Kopenhagen erreichte die Maximaltemperatur an diesem Tag 19°C. Oslo und Trondheim hingegen, die am Vortag noch Temperaturen von 11°C und 15°C registrierten, erreichten nun noch eine Temperatur von 9°C. Im Laufe des Tages löste sich das Tief UTE ΙΙΙ auf, so dass nur noch die Wirbel UTE Ι und UTE  ΙΙ in der Nacht zum 12.05. auf der Bodenwetterkarte analysierbar waren. Das Tief UTE Ι lag in dieser Nacht über Finnland, ca. 100 km nördlich von Helsinki und Tief UTE ΙΙ lag nahe dem nördlichen Ende des Uralgebirges in Russland. Der Wirbel UTE Ι besaß eine Okklusionsfront,  die vom Kern bis zur Nordspitze Dänemarks reichte. In östliche Richtung verlief ebenfalls eine Okklusion, die sich noch über Finnland in eine Warm- und Kaltfront spaltete. Die Kaltfront beschrieb einen Bogen und verlief über Wilna, Prag, München und Bordeaux bis über die Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel auf den Nordatlantik hinaus. Die Warmfront ging direkt wieder in die Kaltfront des Tiefs UTE ΙΙ über. Das Frontensystem des Wirbels UTE II reichte bereits größtenteils aus dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte hinaus. Die langgezogene Kaltfront sorgte für einen starken Temperatursturz in Mitteleuropa. In Zürich, wo am Vortag noch sommerliche 29°C gemeldet wurden, wurde nur noch eine Temperatur von 16°C gemessen. Ebenso fiel die Temperatur im französischen Lyon auf 16°C, obwohl das Thermometer am Vortag noch 30°C anzeigte. Auch in Warschau, das am Vortag noch 30°C erreichte, sank die Temperatur sogar auf nur 13°C. Der Temperatursturz brachte mancherorts auch Gewitter mit sich, wie in Bergamo in Norditalien, wo 24 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 6 Stunden fielen. Im Tagesverlauf vereinten sich die beiden Kerne UTE Ι und ΙΙ wieder zu einem einzelnen Wirbel. Dabei verstärkte sich das Tief und besaß nun einen Kerndruck von 980 hPa.

Tief UTE lag in der Nacht zum 13.05. über der russischen Küste zur Barentssee. Vom Kern des Tiefs reichte eine Okklusionsfront nach Osten, die sich bereits kurz hinter dem Kern wieder in eine Warm- und eine Kaltfront aufteilte. Vom dortigen Okklusionspunkt ging eine Warmfront aus, die nach Nordosten verlief und eine Kaltfront, die sich in einem Bogen in Richtung Süden bis nach Rumänien zog, wo die Front bereits verwellte, weiter über Südeuropa verlief und weiter bis zur Atlantikküste der Iberischen Halbinsel reichte. Auch an diesem Tag sorgte die Kaltfront wieder für einen Temperaturabnahme. In Bukarest waren am Vortag noch 30°C registriert worden, an diesem Tag waren es nur noch 22°C. Am Tage verlagerte sich Tief UTE weiter Richtung Norden und war in der Nacht zum 14.05. gerade noch auf der Bodenwetterkarte zu sehen. Im Tagesverlauf verließ das Tiefdruckgebiet UTE endgültig den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte Richtung Nordosten und konnte nicht weiter analysiert werden.

 


Geschrieben von Maria Frädrich

Berliner Wetterkarte: 11.05.2012

Pate: Ute Theußen