Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
UTE
(getauft
am 25.08.2018)
Eine
Wellenstörung über dem Nordosten Amerikas machte sich Ende August mit dem
Starkwindband in 5,5 km Höhe, dem Jetstream, auf den Weg nach Europa und
entwickelte sich zu einem Tief. Anhand der Analysekarte vom 25.08.18 um 02 Uhr
MESZ wurde dieses Tiefdruckgebiet auf den Namen UTE getauft.
Zu diesem Zeitpunkt lag das Zentrum des Tiefs UTE rund 400 km südöstlich von Grönland. Dabei wies der Kern einen minimalen Druck von etwa 1004 hPa auf. Die Okklusion mit dem dazugehörigen Okklusionspunkt bzw. die Warm- und Kaltfront verliefen über dem Nordatlantik, wobei die Okklusion bis zur Südspitze Grönlands reichte und die Warmfront sich bis zum nordwestlichen Atlantik, ca. 600 km südwestlich von Irland, erstreckte. Die Okklusion oder Mischfront genannt, stellt die Vereinigung von Kalt- und Warmfront dar. Die Kaltfront ging in eine Warmfront einer kleinen Wellenstörung nördlich des Azorenhochs über. An der Mischfront regnete es an diesem Tag ganz im Süden Grönlands in Verbindung mit einer von Westen durchziehenden Kaltfront an der Station Prins Christianssund 13,9 l/m². Wegen der Druckunterschiede zwischen dem Hoch über Grönland und der Zyklone UTE gab es zusätzlich an derselben Wetterstation schwere Sturmböen bis zu 90,8 km/h.
Bis zum
darauffolgenden Tag verlagerte sich die Zyklone UTE weiter nach Südosten. Mit
etwa 994 hPa im Zentrum rund 440 km südwestlich von Island verstärkte sich das
Tief spürbar. Die Okklusion erstreckte sich über dem zentralen Nordatlantik
südlich von Island bzw. westlich der Britischen Inseln. Der Okklusionspunkt lag
somit über dem Atlantik 250 km westlich von Irland. An dieser Stelle trennten
sich die Warm- und Kaltfront wieder, wobei die Warmfront bis zur Südwestküste
Irlands und zur Biskaya reichte. Dort glitt langsam wärmere Luft über eine
vorlaufende kältere Luftmasse auf und es kommt zur Bildung von dichten
Wolkenfeldern und länger anhaltendem Regen. Die ungleich längere Kaltfront
verlief leicht bogenförmig quer über dem Nordatlantik, woran sich im weiteren
Verlauf eine Warmfront anschloss. Beide Fronten sorgten in Irland bis 08 Uhr
MESZ in 12 Stunden für 17 l/m², 14 l/m² am Flughafen Cork und 19 l/m² an der
Station Mace Head. Weiter südlich kamen noch 2 l/m² in St. Mary auf der Insel
Scilly oder 0,6 l/m² in Brest in derselben Zeit zusammen. Vor der Warmfront
stieg die Temperatur in einer maritimen Polarluftmasse auf 12,6°C in Edinburgh
oder 14,4°C in Dundrennan. Mit dem Zufluss subtropischer Luft wurden in Irland
an der Station Johnstown Castle bis zu 20,3°C erreicht.
Mit einem
fast unveränderten Kerndruck von 994 hPa zog das Tiefdruckgebiet UTE bis zum
27.08.18 um 02 Uhr MESZ weiter südostwärts und befand sich mit dem Zentrum
knapp westlich von Schottland. Die Okklusion lag bogenförmig über dem Norden
Schottlands und der Nordsee, wo sich auch der Okklusionspunkt befand. Die recht
kurze Warmfront verlief über die Benelux-Staaten und quer über die Nordhälfte
Frankreichs. Die ungleich längere Kaltfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt
in einem großen Bogen über dem Ärmelkanal, der Normandie und Bretagne und der
galicischen Küste bis in den Bereich des Azorenhochs, etwa 650 km nordöstlich
der Azoren. Entlang dieser Front schob sich die kühlere Luftmasse unter die
vorlaufende Warmluft. In diesem Warmsektor vor der Kaltfront stieg die
Temperatur auf 22,7°C in Duisburg oder 23,4°C in Köln. Hinter der Kaltfront,
die nordöstlich der Azoren in eine Warmfront überging, betrugen die Höchstwerte
17,7°C an der Station Middle Wallop bei Southampton und 16,8°C in Kenley vor
den Toren Londons. Mit der Passage der Fronten des Tiefs UTE regnete es in 12
Stunden bis 08 Uhr MESZ 5 l/m² in Kirkwall auf den Orkney-Inseln, 8 l/m² in
Vlissingen in der niederländischen Provinz Zeeland oder 4 l/m² auf der
Kanalinsel Jersey.
Einen Tag
später befand sich das Tief UTE bereits mit dem Zentrum über Südschweden. Mit
einem Kerndruck von rund 1008 hPa hatte sich die Zyklone UTE deutlich abgeschwächt.
Die als Mischfront bezeichnete Okklusion, wo die kalte Luft die wärmere
Luftmasse komplett vom Boden gehoben hatte, verlief im Bogen vom Süden
Norwegens bis nach Tschechien. In Südnorwegen schloss sich eine andere
Okklusion an und in Tschechien ging sie direkt in die Kaltfront des Tiefs UTE
über. Die Kaltfront erstreckte sich nach Südwesten über Süddeutschland und quer
über Frankreich bis zur Biskaya. Dort ging diese in eine Warmfront über.
Infolge der Abschwächung fiel nur noch am nördlichen Teil der Okklusion
nennenswerter Niederschlag. Im selben Zeitraum wie am Vortag regnete es in
Horby zwischen Kristianstad und Malmö und in Ljungby 8 l/m² und vereinzelt
sogar über 10 l/m², wie in Ullared südöstlich von Göteborg mit 11 l/m². Während
im Einflussbereich des Hochs NIKLOT bei Temperaturen von mindestens 25°C das
Kriterium für einen Sommertag erfüllt wurde, erreichten die Höchsttemperaturen
in einer maritimen polaren Luft hinter der Kaltfront lediglich 21,0°C in
Brüssel, 20,0°C in Bremerhaven und 19,2°C in St.Peter-Ording.
Mit der Bildung eines Hochs über dem Weißen Meer und dem Vorankommen des Tiefdruckkomplexes VERONIQUE nach Osten löste sich das Tiefdruckgebiet UTE innerhalb der nächsten 24 Stunden auf und tauchte nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte auf.